1,2,3…das Spielen ist vorbei!!! …und Zack!!
Wie lange mich der Ernst des Lebens jetzt schon fest im Griff hat – wie vermutlich viele von uns. Ich bin selbst erstaunt, wenn ich auf meine letzten 10 Jahre zurückblicke: Geheiratet, Haus umgebaut, dann Kind Nummer 1,2 und 3. Erschreckend wie schnell die Jahre vorbeigingen, im Gegensatz zu früher, als ich noch zur Schule ging und mir nur ausgemalt habe, wie meine Zukunft wohl mal sein wird.
Unser Leben hatte schon so viele Höhen und Tiefen und wir hatten zwischendurch wirklich schwierige Monate, die mich oder besser gesagt uns sehr geprägt und verändert haben. Tatsächlich aber zum Guten, obwohl es oft schlimm war. Unser erstes Kind hat eine genetische Störung (Trisomie 21) und hatte einen Herzfehler, der operativ behoben werden musste, als er 6 Monate alt war. Das war wirklich alles nicht einfach und sehr unschön.
Manche aus unserem Umfeld konnten nicht verstehen, dass wir zwei Jahre später noch ein Kind bekamen, weil das erste Kind uns ja so schon viel mehr und intensiver brauchte und noch braucht. Naja, und drei Jahre später dann noch Nummer 3. „Drei Kinder sind doch asozial heutzutage, macht man doch nicht!“, war ein Satz, der sich sehr bei mir eingeprägt hat, als wir die dritte Schwangerschaft verkündeten. Tja mir war’s egal — zum Glück — und ich kann mittlerweile nur darüber lachen. Es ist ja unser Leben und es ist gut, so wie es ist. Das soll und muss ja gar nicht perfekt sein oder immer einfach.
Was soll ich sagen… Ich bin so oft im Mama-Hamsterrad gefangen, da kann ich mich natürlich auch nicht von freisprechen. Manchmal verfluche ich auch alles. Wie oft meine Nerven, die Geduld, mein Körper und Geist völlig am Limit sind. Wenig Schlaf, keine Zeit für mich, wenig Zeit mit dem Partner, Kinder, Termine, Haus mit großem Garten und noch einen ganzer Stall Hühner. Gut, dass ich noch in Elternzeit bin!
Manchmal ist das alles zu viel, allem gerecht zu werden und nicht völlig den Verstand zu verlieren zwischen Streitereien, Therapien, Haushalt, Hobbys, Freunden, Schule, Kindergarten und und und.
Aber ich bin glücklich und eigentlich auch stolz, das alles zu schaffen und auszuhalten. Uns hat das alles zu besseren Menschen gemacht, stärker, zufriedener, empathischer und dankbarer für kleine Sachen und Schritte. Es wird irgendwann einfacher und wieder entspannter, wenn die Kinder größer werden ‑hoffe ich zumindest.
Schlimmer geht immer, besser geht auch! Hört sich gemein an, aber vielen Menschen in unserer Gesellschaft würden eine schlechte Erfahrung nicht schaden, damit wir nicht immer den einfachen Weg wählen und geerdet werden und diese Ego-Ellenbogen-Einstellung mal wieder aufhört und wir alle Mitgefühl und Empathie wieder neu oder besser entdecken können. Es ist nicht alles selbstverständlich und nicht immer alles perfekt, muss es auch nicht. Wir können so viel aushalten und können auch wachsen an herausfordernden Situationen und glücklicher sein.
Das Leben ist oft ein unfairer Spielgegner, aber im nächsten Zug auch die schönste und wärmste Umarmung. Am meistens spüre ich diese Umarmung in den Augen und kleinen warmen Händen meiner Kinder, wenn sie mich lächelnd umarmen und feste drücken und ich dann trotz allem denke: „So schlecht bist du doch nicht als Mama.“
Viktoria Brüggemann
(Gemeindemitglied aus Neuenkleusheim)
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