In guten wie in schlechten Zeiten …
Dass ich das mal so wörtlich in so kurzer Zeit mit meinem Mann erlebe, hätte ich an unserem Hochzeitstag nicht gedacht. Zwei Monate nach unserer Hochzeit wurde ich schwanger mit unserem ersten Sohn: unglaublich viel Glück und Vorfreude.
Naja, als Max dann geboren wurde und wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden, das eben mit unserem Kind nicht alles stimmt, war das ein Schlag ins Gesicht: Max hat das Down-Syndrom und schon einen ernsten Herzfehler, der schnellsten behoben werden musste. Ja, es prasselte alles auf uns ein — wie ein Tsunami — und viele lange Monate im Krankenhaus und Ängste um das Leben unseres Kindes lagen vor uns.
Wir sind beide unterschiedlich damit umgegangen.
Ich hatte zwischendurch Angst, dass wir das nicht schaffen. Ich konnte nicht einschätzen, wie mein Mann reagiert und damit umgeht, weil ich selber völlig überfordert war.
Zum Glück hat es uns aber näher zusammengebracht und nicht entzweit, obwohl es wirklich eine Herausforderung für eine Partnerschaft ist – sowieso schon, wenn man ein Kind bekommt. Aber dann noch solch eine Situation, wo eben nicht alles perfekt und normal ist und sich jeder erst einmal selber von dem gesunden, normalen Kind verabschieden muss und realisieren muss, dass Leben, was man sich so vorgestellt hat (die heile Welt), jetzt nicht mehr so möglich ist.
Wir hatten beide viel Angst vor der Zukunft, aber haben die Herausforderung angenommen. Heute, sieben Jahre später, haben wir immer noch Höhen und Tiefen im Alltag mit mittlerweile drei noch jungen Kindern (7, 5 und 2). Und mit einem Kind mit Behinderung ist jeder Tag aufs Neue eine Herausforderung und wir bleiben gerade als Paar oft auf der Strecke.
Aber ich bin stolz auf uns und auf das, was wir so schaffen – auch wenn wir vom Typ her ein sehr verschiedenes Team sind – aber gerade deshalb ergänzen wir uns ganz gut.
Meine Liebe – da spreche ich jetzt persönlich von mir – ist so gewachsen, ich habe ein so tiefes Urvertrauen zu meinem Mann. Er ist für mich mein bester Freund und engster Vertrauter. Klar, wir streiten auch und haben Meinungsverschiedenheiten, das gehört dazu. Aber wir haben zum Glück den Weg der Kommunikation gefunden: miteinander sprechen ist so wichtig! Zu sagen, was der andere denkt, fühlt, mag, denn es kann ja keiner in den anderen hineinschauen und Gedanken lesen.
Man muss nicht gleich sein, um schwere Phasen im Leben zu meistern. Ich denke, man muss Kompromisse eingehen können, Empathie haben für den anderen und klar aussprechen, was man möchte und was nicht.
Ich wünsche mir, dass wir irgendwann mit vielen Falten und weißen Haaren bei uns im Garten unter den Obstbäumen sitzen, eine kalte Dose Bier schlürfen und zufrieden auf unser Leben zurückblicken. Natürlich gibt es da keine Garantie für: das Leben kann ein unfairer Spielpartner sein und Liebe kann auch nach vielen Jahren versiegen, aber Wünsche und Träume darf man ja haben und manchmal werden sie auch wahr.
Viktoria Brüggemann
(Gemeindemitglied aus Neuenkleusheim)
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