Gedanken zum Tag — 12. April 2023 — Mitt­woch der Osteroktav

12. Apr 2023

Eine der zauber­haften Oster­ge­schichten im neuen Testa­ment ist die um Maria Magdalena.

Sie geht, von Kummer und Liebe getrieben, am frühen Oster­morgen zum Grab, macht sich Gedanken, wie sie den Stein wegbe­kommen soll, der das Grab verschließt und ist dann völlig verwirrt, weil der Stein wegge­rollt ist. Sie rennt zu Petrus und Johannes. Die lassen sie einfach stehen und rennen selbst zum Grab, sehen die Tücher, aha, zusam­men­ge­faltet und ordent­lich, kapieren aber über­haupt nichts.
„ER sah, und glaubte“ heißt es zwar über Johannes, aber was er glaubte, ist da nicht zu lesen.
Und dann gehen sie verwun­dert nach Hause und lassen Maria wieder stehen. Und was macht Maria? Sie steht am Grab und weint, aus Trauer über den schreck­li­chen Tod Jesu, aus Kummer über all das Schreck­liche der letzten Tage, aus Liebe zu ihrem Rabbuni. Und sie beugt sich ins Grab und sieht die Engel. Und einer fragt sie, warum sie denn weint.
Und sie sagt: „Man hat meinen Herrn wegge­nommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.“
Und dann sieht sie Jesus. Sie ist aber vor Trauer so blind, dass sie ihn nicht erkennt und denkt, es ist der Gärtner. Und auch Jesus fragt sie zart­füh­lend: „Wen suchst Du? Warum weinst Du?“ Und sie erklärt ihm ihre Sehn­sucht. Und dann ruft Jesus sie beim Namen: Maria. Und da gehen ihr die verheulten Augen auf und sie erkennt ihren Rabbuni.
Und Jesus gibt ihr, der Frau, den Auftrag, zu den Jüngern zu gehen und alles zu berichten und über ihn Zeugnis zu geben.
Und sie rennt und berichtet den Apos­teln: „Ich habe den Herrn gesehen. Ich, die Frau und ich habe die beste Botschaft der Welt für Euch und für alle: Der Tod ist nicht das Ende, nicht das Letzte, nicht der Schre­cken ein Leben lang. Der Tod ist nur der Durch­gang. Aufer­ste­hung ist ange­sagt und ganz neues Leben“.
Maria ist die erste, die den Aufer­stan­denen gesehen hat, Apos­tolin der Apostel, hat Papst Fran­ziskus sie deshalb endlich genannt. Viel­leicht können nur Menschen in tiefer Trauer, mit verweinten Augen wegen eines Verlustes, in Verzweif­lung wegen der Situa­tion, in der man im Moment leben muss, und mit sehn­suchts­voller Liebe zu den Menschen, zu denen man im Moment nicht gehen kann, den Aufer­stan­denen sehen und ihn erkennen und dann von ihm erzählen.

Sr. Katha­rina Hartleib
(Konvent San Damiano)

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