Erster Fastensonntag:
In diesem Jahr habe ich mir „Handy-Fasten“ vorgenommen. Keine Angst, auf persönliche WhatsApp- oder Signal-Nachrichten auf meinem Smartphone werde ich schon noch antworten, aber zielloses Scrollen oder Daddeln – habe ich mir vorgenommen – soll es in den nächsten Wochen nicht geben.
Woher dieser Vorsatz kommt? Zum einen erschrecken mich die stets neuen Rekordzahlen über die stetig wachsende Online-Zeit von uns allen. Mehr als drei Stunden pro Tag ist jeder Einzelne von uns durchschnittlich im Internet. Zum anderen nehme ich besonders bei Kindern und Jugendlichen war, dass der Stellenwert und die Nutzungsintensität des Handys mehr und mehr zunehmen. Niemand unterhält sich mehr beim Warten auf den Schulbus an der Bushaltestelle. Alle starren wie gebannt aufs Handy und lassen die flinken Finger neue Messages in die Tastatur tippen (vermutlich an die Mitschüler und Mitschülerinnen, die drei Meter nebenan stehen).
Die bedenklichste Beobachtung machte ich in diesem Zusammenhang Anfang des Monats gemeinsam mit meiner Frau bei einem Ausflug nach Trier. Wir hatten es uns in einem Café bei Kaffee und Kuchen gemütlich gemacht, als uns am Nachbartisch ein älterer Herr mit einem ca. 5‑jährigen Jungen auffiel, der augenscheinlich sein Enkel war. Während der guten Stunde, die wir im Café verbrachten, wechselten Enkel und Großvater nicht ein Wort miteinander. Der Enkel wegen eines für ihn offensichtlich unsagbar spannenden Jump and Run-Spiels auf seinem Kinderhandy und der Großvater, weil es für ihn beim Scrollen auf irgendeiner Social-Media-App wohl Interessanteres zu entdecken gab als im Gespräch mit seinem Enkel. Was für eine vertane Zeit und welch verpasste Gelegenheit für Großvater und Enkel, dachten wir.
Natürlich ist mir bewusst, dass die Nutzung von Computern, Notebooks und Smartphones heutzutage elementarer Bestandteil unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens ist. Wir sollten aber alle darauf achten, dass unsere Online-Zeit nicht so weit reicht, dass unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und auch unsere Beziehung zu Gott darunter leiden.
Deshalb mein Vorsatz: Das Handy mal mehr in der Tasche lassen und stattdessen mit mir wichtigen Menschen und mit meinem Schöpfer persönlich sprechen. Ich hoffe, das gelingt mir!
Herzliche Grüße
Dr. Stefan Reißner
(Vorstandsmitglied Gesamtpfarrgemeinderat)
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