„Wir rückten dem roten Berge näher, ich stieg hinauf: Er ist ganz aus rotem vulkanischem Grus, Asche und Steinen zusammengehäuft. Um die Mündung hätte sich bequem herumgehen lassen, hätte nicht ein gewaltsam stürmender Morgenwind jeden Schritt unsicher gemacht; wollte ich nur einigermaßen fortkommen, so musste ich den Mantel ablegen, nun aber war der Hut jeden Augenblick in Gefahr, in den Krater getrieben zu werden und ich hinterdrein. Deshalb setzte ich mich nieder, um mich zu fassen und die Gegend zu überschauen; aber auch diese Lage half mir nichts: Der Sturm kam gerade von Osten her über das herrliche Land, das nah und fern bis ans Meer unter mir lag. Den ausgedehnten Strand von Messina bis Syrakus mit seinen Krümmungen und Buchten sah ich vor Augen, entweder ganz frei oder durch Felsen des Ufers nur wenig bedeckt.“
So, liebe Leserinnen und Leser, schreibt der große Dichterfürst Johann W. von Goethe am Samstag, den 5. Mai 1787 in sein Tagebuch, nachdem er auf seiner Reise durch Italien den Ätna bestiegen hatte. (Goethe, J.W.: Italienische Reise, Fischer Taschenbuchverlag, 3. Auflage, Frankfurt a.M., 2009, S. 315).
Während ich diese Zeilen schreibe, schaue ich aus dem Fenster und blicke auf das im diesigen Nebel liegende Rudersdorf. Es herrscht Inversionswetterlage. Der Nebel wird sich vermutlich den ganzen Tag nicht auflösen. So ist mir, von meiner Position aus, der Blick in das Tal der Weiß verstellt. Auch die Bahntrasse oberhalb Rudersdorfs kann ich nur erahnen. Das Fenster meines Arbeitszimmers ist „auf Kipp“ geöffnet. Frische Luft soll den Beginn meines Arbeitstages begleiten, aber ich nehme heute vor allem den Geruch der Ölheizungen, von denen es in Rudersdorf noch einige gibt, und von den Kaminöfen wahr. Die Wege und Straßen, so habe ich vorhin festgestellt, sind ob des gefrierenden Nebelschleiers leicht rutschig.
- Was ist in meinem Leben nebelverhangen?
- Was entgleitet mir?
- Wo stürmt es gerade in meinem Leben?
- Schenkt mir mein christlicher Glaube tragfähigen Halt?
- Was möchte ich geklärt haben?
- Worauf einen klaren Blick?
Alles Fragen, die mitgehen können, wenn am heutigen Sonntag in St. Martinus, Olpe der hl. Agatha gedacht wird – in den Gottesdiensten, bei der Erneuerung des Gelübdes, während der abendlichen Prozession bei Laternen- und Fackelschein rund um den Olper Marktplatz.
Michael Kammradt
(Pastor im PR Südliches-Siegerland)
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