Am morgigen 31. Oktober gedenken die protestantischen Christen der Reformation der Kirche. Diese wurde laut Überlieferung durch Martin Luther 1517 eingeleitet. Auch wenn der Thesenanschlag keineswegs erwiesen ist und Kirchenhistoriker Luthers Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“ (1520) ohnehin für wesentlich wichtiger als die Thesen halten, ist doch unbestritten, dass Luthers Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen – und ganz besonders mit dem Ablasshandel – wichtige Triebfeder seines Handels war.
Auch wir erleben in unseren Tagen vielfach massive Unzufriedenheit in der katholischen Kirche ebenso wie bei den Protestanten. Sie äußert sich oftmals in Kirchenaustritten, ebenso oft aber auch in der Bereitschaft zu kritischem Dialog verbunden mit dem Wunsch nach Reformen.
In meinen ehrenamtlichen Funktionen erlebe ich viele Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die sich mit Herzblut und leidenschaftlichem Engagement einbringen, um zum Gelingen von Menschenleben beizutragen. Die allermeisten von Ihnen wünschen sich eine Kirche, die der Gleichstellung von Mann und Frau Rechnung trägt, die keine Menschen wegen Ihrer Herkunft, Ethnie oder sexuellen Orientierung ausgrenzt, keine Geistlichen zur Einhaltung des Zölibats zwingt und Geschiedene nicht ausgrenzt.
Mit Blick auf den morgigen Reformationstag wünsche ich mir, dass die Hoffnungen dieser Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die ich uneingeschränkt teile, nicht enttäuscht werden. Zudem auch, dass wir auf dem Weg zu Reformen miteinander im Gespräch bleiben und die Unterschiedlichkeit unserer Standpunkte und Sichtweise aushalten. Wir glauben schließlich alle an den einen Gott.
Herzliche Grüße
Dr. Stefan Reißner