Alles andere als gewöhnlich…
ist für mich die hl. Elisabeth, eine Frau des 13. Jahrhunderts, ein Vorbild für viele Caritaskonferenzen, ‑verbände und auch für uns Franziskanerinnen. Sie ist die Patronin unserer deutschen Provinz. Sie werden sich fragen, warum sie alles andere als gewöhnlich für mich ist.
Elisabeth ist als Kind ein Wildfang, kann gut reiten und genießt die Spiele mit den anderen Kindern auf der Burg. Aber sie erkennt auch früh die großen Unterschiede zwischen ihrem Leben auf der Wartburg und dem Leben der einfachen Menschen am Fuß der Burg.
- Sie isst bei den Mahlzeiten nichts, was von den Bauern und Untergebenen unrechtmäßig genommen wurde. Sie begründet ihr Tun beim Essen laut. Da ist ihr die Etikette egal.
- Sie verkauft teilweise ihren Schmuck oder Kleider und bringt den Armen immer wieder das Lebensnotwendige, versteckt es in ihren Kleidern, dass es nicht alle sehen.
- Sie kleidet sich insbesondere für den Gottesdienst nicht zu chic, weil sie nicht besser dastehen möchte als Jesus Christus, dem sie im Gottesdienst begegnet.
Der Mann, den sie eigentlich heiraten soll, stirbt, als sie noch ein Kind war, aber den zweiten Sohn liebt sie wie er auch sie. So wird diese Ehe eine Liebesheirat, was in der damaligen Zeit der machtpolitisch motivierten Ehen der Adligen absolut nicht üblich ist.
- Sie zeigt ihre Zuneigung zu ihrem Mann öffentlich.
- Sie begleitet ihn, wenn er zu längeren Reisen aufbrach bis zur Landesgrenze und war untröstlich, dass sie getrennt waren.
- Als sie vom Tod ihres Mannes erfährt, reagiert sie untröstlich und fällt in tiefe Trauer: „Tot, tot soll mir nun alle weltliche Freude und Ehre sein“.
- Sie erhält als Witwe viele attraktive Heiratsangebote, auch vom Kaiser. Sie kann und will keine weitere Ehe eingehen, denn sie hat ihren verstorbenen Mann geliebt und will dieser Liebe auch über dem Tod hinaus treu bleiben.
Als Witwe verlässt sie die Burg des Landgrafen und geht nach Marburg, um sich in einem kleinen Hospital um die armen und kranken Menschen zu kümmern. Das ist die kürzeste Zeit ihres Lebens.
- Wie Franziskus will sie den ärmsten Menschen dienen und nicht bessergestellt sein als diese. Sie lebt ganz einfach und gibt alles, was sie hat, den Bedürftigen.
- Sie gibt nicht einfach nur Almosen oder stiftet ein Hospital. Sie will „arm dem armen Christus folgen“. Sie pflegt und versorgt selbst die Kranken und Armen in dem kleinen Hospital in Marburg.
- Sie unterwirft sich einem strengen Beichtvater, nicht weil sie nicht selbst entscheiden kann oder will, sondern weil sie hofft, dadurch die Nachfolge und das Leben nach dem Evangelium besser zu verstehen.
Elisabeth von Thüringen ist vor beinahe 800 Jahren 24-jährig gestorben. Sie ist eine außergewöhnliche Frau ihrer Zeit und strahlt auf unser Heute. Sie ist für mich nach wie vor hoch aktuell.
Sie steht zu dem, was ihr wichtig ist, egal, ob sie deshalb offen oder hinter ihrem Rücken kritisiert wird. Sie tritt für Gerechtigkeit ein und unterstützt die Bedürftigen. Elisabeth versucht, kreativ Wege aus der Armut zu ermöglichen.
Sr. Veronika Fricke
(San Damiano Olpe)
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