Gedanken zum Tag – 16. Februar 2025 – 6. Sonntag im Jahreskreis

16. Feb. 2025

Wie wird der Glaube in meiner Familie weiterleben?

Jetzt ist die heime­lige Weih­nachts­zeit als eine gelun­gene Auszeit vorbei und man beschäf­tigt sich gedank­lich mit der Zukunft. Und die Zukunft sind die Kinder, ob man selbst welche hat oder nicht. Ich selbst habe jetzt Kinder, bei denen ich voller Stolz sehe, wie sie schon jetzt auf eigenen Füßen stehen und mich nur noch wenig brau­chen. Trotzdem mag ich es auch jetzt noch, wenn sie mich um Rat und Hilfe fragen und wenn ich nur eine Spinne entfernen muss. Dabei versuche ich den Spruch zu leben: Man muss seinen Kindern Wurzeln geben und Flügel lassen, was einfa­cher gesagt als getan ist.

Doch wie ist das mit dem Glauben? Wie kann man den in den Kindern wachsen und gedeihen sehen? Und wie wird das mal mit den Enkeln sein? Verdunstet der Glaube nicht immer mehr in unserer Zeit? Wird er nicht immer mehr ange­fragt (was ja erst einmal gut ist) und ange­zwei­felt, wenn zum Beispiel Mütter schon Bedenken haben, wenn im katho­li­schen Kinder­garten gebetet wird? “Das solle das Kind selbst entscheiden, wenn und wann es beten wolle!” Wie soll ein Kind denn etwas vom Glauben lernen, wenn es ihm vorent­halten wird? Wer sich gut entscheiden soll, muss doch erst einmal Erfah­rungen sammeln.

Was für Wurzeln haben meine Frau und ich gelegt? Fliegen meine Kinder richtig im Glauben und damit im Leben? Sind die Flügel stark genug für die großen und kleinen Belas­tungen? Wird der Glaube die Gene­ra­tionen über­leben und tragen?

Einfa­cher als die Flügel sind die Wurzeln zu beschreiben. Bei meiner Frau und mir waren das die Familie und die vielen kirch­li­chen Gruppen, die es damals gab. Rück­bli­ckend würde ich von einer Grup­pen­kirche spre­chen. Es gab Messdiener‑, KJG‑, Kommu­nion- und Firm­gruppen, die kirch­liche Jugend­band und den Jugend­lit­ur­gie­kreis, die Jugend­messen vorbe­rei­teten. Alles gelebter Glaube in guter Gemeinschaft.

In unseren Fami­lien war der sonn­täg­liche Kirch­gang eine selbst­ver­ständ­liche Pflicht. Es hätte Ärger und Erklä­rungs­nöte mit den Eltern gegeben, wenn man nicht gegangen wäre. Es war aber eine unaus­ge­spro­chene Pflicht und meine Eltern gingen ja auch selbst­ver­ständ­lich in die Messe. Aus der Pflicht heraus wurde aber einfach eine gute, verläss­liche Gewohn­heit, eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, es ist halt so.

Ich selbst habe meine Kinder nie gezwungen, in die Kirche zu gehen, sie aber oft gebeten, mitzu­kommen, was auch manchmal klappt, manchmal aber auch nicht. Es ist aber auch keine Selbst­ver­ständ­lich­keit mehr in die Kirche zu gehen und es gibt auch mehr Gegen­an­ge­bote, wie die Fußball­spiele der eigenen Mann­schaft oder die Sonder­proben des Musik­ver­eins. Als Mess­diener mit einer Aufgabe waren sie noch begeis­tert dabei, aber nur Zuhören auf die Lesungen der Geschichten, die sie schon kennen, übt keinen großen Reiz aus.

Wo sind sonst Wurzeln gelegt? Bei uns gehört das Tisch­gebet bei jedem warmen Essen auf jeden Fall dazu und als die Kinder klein waren, hat man mit ihnen das Nacht­gebet gespro­chen. Meinem Sohn habe ich gerne die 4 CDs der Kinder­bibel von Jörg Zink zum Einschlafen vorge­spielt, ein Rüst­zeug, von dem er bis zum Gymna­sium im Reli­gi­ons­un­ter­richt profi­tierte. Auch der Kinder­garten, die Grund­schule und das Gymna­sium haben weitere Wurzeln gelegt. Ergän­zend kamen der Erst­kom­mu­ni­onun­ter­richt und die Firm­vor­be­rei­tung hinzu. So sind die Wurzeln und ein gutes Rüst­zeug gegeben, aber braucht Glauben nicht auch Nahrung und Übung?

Auch heute findet man noch kirch­liche Gruppen, wenn man sie sucht, und die Muggel­kirmes ist gerade etwas, wo sich Kinder und Jugend­liche gut einbringen können und enga­gieren. Ansonsten ist es schön, wenn zu den kirch­li­chen Festen, die Prozes­sionen und Messen beson­ders fest­lich gestaltet sind und schon für viele selbst­ver­ständ­lich dazu gehören, beson­ders Ostern und Weih­nachten stechen da beson­ders hervor und ohne die Fest­got­tes­dienste wären diese Feste doch inhaltslos und nur noch verkaufsgeschwängert.

Manchmal ist es aber auch schön, über­rascht zu werden, weil etwas kommt, was man nicht erwartet und dann doch wieder zum Ereignis passt:
Als ich mit meinen Kindern in der Weih­nachts­messe war und Vikar Todt seine Predigt anfing, war ich doch sehr irri­tiert, nicht auf die Heilige zu kommen, von der er sprach. Auch meine Kinder wurden immer aufmerk­samer und waren stolz, viel eher auf die Person zu kommen, die gar nicht im Buch der Heiligen verzeichnet ist, nämlich Taylor Swift. Und als es am Ende der Messe sogar von der Jugend aus St Marien gestal­tete Freund­schafts­bänder gab, in denen der Name eines Heiligen verzeichnet war, waren die Kinder noch begeis­terter: Ausge­rechnet ich als Bänker hatte mir einen mir wieder unbe­kannten Heiligen gezogen, der wunderbar passte: Aemi­lianus, ein Heiliger, der beschul­digt wurde, die kirch­li­chen Güter zu verschwenden, da er gegen­über den Armen zu groß­zügig sei. Das passte jetzt echt zu unserem katho­li­schen Humor und das werden wir behalten.

Jürgen Latzel
(Gemein­de­mit­glied)

 

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