„Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!“, ruft uns der Psalmist heute zu. Ganz nach diesem Motto lebte auch die Gründerin der Olper Franziskanerinnen, Maria Theresia Bonzel. Den 10. Jahrestag ihrer Seligsprechung feierten wir am letzten Wochenende in St. Martinus mit einem Konzert und einem feierlichen Gottesdienst.
Ganz nach ihrem Motto „ER (Christus) führt, ich gehe“, hat es mich nach Oschersleben verschlagen, wo ich seit Anfang September mit fünf Schwestern lebe. Oschersleben liegt im Südwesten der Magdeburger Börde. In diesem schönen kleinen Städtchen wurde im Jahre 1875 ein Waisenhaus gegründet, dessen Leitung 1890 von Olper Franziskanerinnen übernommen wurde. Das Haus wurde mehrfach umgebaut und schließlich als Altenheim genutzt. In der obersten Etage dieses Hauses wohnen die Schwestern auch heute noch.
Gleich gegenüber befindet sich die Pfarrkirche St. Marien, daneben die katholische Grundschule. Unser direkter Nachbar ist der katholische Kindergarten „St. Franziskus“. Diese katholische Insel mitten in der Diaspora zeichnet sich durch ein gutes Miteinander aus. Gleich neben der Kirche befindet sich noch ein Konvent indischer Ordensschwestern der Kongregation „Schwestern der Anbetung des Heiligen Sakramentes“.
„ER führt, ich gehe“ – nach diesem Motto sind die Schwestern hier in Oschersleben präsent und für die Menschen aktiv.
„Dankt für alles, denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.“ Christus selbst hat sich zum Diener aller gemacht und hat auch uns aufgetragen, die Liebe Gottes an alle Menschen weiterzugeben. Und das ist auch das, was mich am meisten beeindruckt: Mit wie viel Liebe die Schwestern sich um ihre Mitmenschen kümmern, z.B. mit kleinen handgearbeiteten Geschenken für die Mitarbeiter des Hauses oder mit regelmäßigen Besuchen in Altenheim und Gemeinde. Es wird gehäkelt, gestrickt und gebastelt, die Kunstwerke als kleines Dankeschön verschenkt oder verkauft und der Erlös für die ordenseigenen Projekte gespendet.
Auch ich darf mich während meines Praktikums rege am Leben der Gemeinde beteiligen: Basteln mit den Grundschülern, den Kindern der Kindertagesstätte die Kirche und den Glauben näherbringen und natürlich jeden Tag die Hl. Messe mitfeiern. Spannend ist es für mich vor allem immer dann, wenn Menschen aus ihrem Leben berichten. Es scheint mir so oft eine fremde Welt zu sein, ein Leben, das so ganz anders verlief als meines.
Immer wieder habe ich auch Gelegenheit, die schöne Landschaft zu genießen: Weite Felder, flaches Land mit viel Grün. Sofern es das Wetter erlaubt, fahre ich mit dem Fahrrad in die Nachbarorte zur Hl. Messe oder zu Geburtstagsbesuchen. So bin ich dankbar für alle neuen Erfahrungen und Begegnungen hier, auch wenn es viel zu weit weg ist von zu Hause.
„Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus.“ – Das ist es, was mir die Hoffnung gibt, dass ich immer mehr in das franziskanische Leben hineinwachse.
Sr. Caja Steffen
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