Gedanken zum Tag – 08. Juni 2025 – Pfingsten

8. Juni 2025

Der Turmbau zu Babel und das Pfingstwunder

Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun von Osten aufbra­chen, fanden sie eine Ebene … und spra­chen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche. … Da fuhr der Herr hernieder … und … sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorge­nommen haben. … Wohlauf, lasst uns hernie­der­fahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des anderen Sprache verstehe! So zerstreute sie der Herr … über die ganze Erde … …

Die Geschichte vom Turmbau zu Babel im 1. Buch Mose ist ein Bild dafür, wohin und wie weit mensch­liche Hybris, das Wie-Gott-sein-wollen reicht und welche Konse­quenzen dieses Denken, dieses Tun und Verhalten in sich trägt. Aus einem Himmels­sturm wurde ein Höllen­sturz. Dieses Thema durch­zieht das gesamte Alte Testa­ment. Babylon stellt einen Cantus firmus, eine Melo­die­stimme für den Lauf der Welt­ge­schichte dar.

Nun befinden wir uns in der Pfingst­zeit, und das Pfingst­ge­schehen eröffnet uns Hori­zonte, die wir in der Pfingst­ge­schichte voll entfaltet vor uns sehen. Ich will sogar behaupten, dass wir die Geschichte von der baby­lo­ni­schen Sprach­ver­wir­rung nur dann sach­gemäß verstehen können, wenn wir sie an der Pfingst­ge­schichte spie­geln, d.h., diese als Kontrast­ge­schichte in unser Verständnis vom baby­lo­ni­schen Turmbau einbauen.

Nun erst einmal der Bericht vom Pfingstwunder:
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beiein­ander … Und es geschah plötz­lich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewal­tigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, … wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Spra­chen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. … … Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und … jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

Diese Bilder­sprache des Pfingst­wun­ders ist für Christen, für das Volk Gottes nichts mehr und nicht weniger als die Aufhe­bung der baby­lo­ni­schen und von Menschen zu verant­wor­tenden Kata­strophe. Dort, wo mensch­li­ches Unver­mögen und fehl­ge­lei­tetes mensch­li­ches Streben sich zu einer verhee­renden Tragödie ausge­weitet hatten und zu einem großen NEIN kumu­liert waren, — dort, gerade dort sagt mit dem Pfingst­ge­schehen Gott uns sein großes JA zu, lässt uns nicht geist- und orien­tie­rungslos unsere Straße ziehen, sondern weist uns durch seinen Geist zuein­ander, so dass wir uns verstehen, weil das uns verbin­dende Moment – nein – nicht unser Geist ist, sondern seiner es ist. Die Zusage bleibt gültig – auch gegen Wider­wär­tig­keiten und Enttäu­schungen. Die baby­lo­ni­sche Sprach­ver­wir­rung ist vom Grunde her aufge­hoben. Das ist das große Wunder, das uns Pfingsten geschenkt worden ist. Und wenn Sie ein höchst aktu­elles Beispiel für das Wirken des Heiligen Geistes genannt bekommen wollen: Ich habe den Heiligen Geist sehr kräftig am Werk gesehen, als die angli­ka­ni­sche Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, das Wort direkt an Trump bei dessen Amts­ein­füh­rung rich­tete und ihn bat, Barm­her­zig­keit gegen­über den Menschen im Land zu üben, die nun in Angst lebten. Die Antwort des Präsi­denten ist bekannt, er erklärte die Bischöfin zu einer „links­ra­di­kalen Hard­li­nerin und Trump-Hasserin“.

Der Glaube an den Aufer­stan­denen eint uns, und Gottes Geist lässt uns immer wieder eine gemein­same Sprache finden und jenen wider­stehen, die eine Welt nach den Vorstel­lungen von Trump schaffen wollen.
Dr. Hans-Bodo Thieme

 

Angaben zu den Bildern:
1. Der Turmbau zu Babel (Fran­zö­si­scher Meister im Stun­den­buch des Herzogs von Bedford; 1423)
2. „Pfingsten“, 1909 Öl auf Lein­wand 87 x 107 cm ( Wvz. Urban 318) von Emil Nolde

 

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