Gedanken zum Tag – 29. September 2024 – 26. Sonntag im Jahreskreis

29. Sep 2024

In guten wie in schlechten Zeiten …

Dass ich das mal so wört­lich in so kurzer Zeit mit meinem Mann erlebe, hätte ich an unserem Hoch­zeitstag nicht gedacht. Zwei Monate nach unserer Hoch­zeit wurde ich schwanger mit unserem ersten Sohn: unglaub­lich viel Glück und Vorfreude.
Naja, als Max dann geboren wurde und wir auf den Boden der Tatsa­chen zurück­ge­holt wurden, das eben mit unserem Kind nicht alles stimmt, war das ein Schlag ins Gesicht: Max hat das Down-Syndrom und schon einen ernsten Herz­fehler, der schnellsten behoben werden musste. Ja, es pras­selte alles auf uns ein — wie ein Tsunami — und viele lange Monate im Kran­ken­haus und Ängste um das Leben unseres Kindes lagen vor uns.

Wir sind beide unter­schied­lich damit umgegangen.
Ich hatte zwischen­durch Angst, dass wir das nicht schaffen. Ich konnte nicht einschätzen, wie mein Mann reagiert und damit umgeht, weil ich selber völlig über­for­dert war.
Zum Glück hat es uns aber näher zusam­men­ge­bracht und nicht entzweit, obwohl es wirk­lich eine Heraus­for­de­rung für eine Part­ner­schaft ist – sowieso schon, wenn man ein Kind bekommt. Aber dann noch solch eine Situa­tion, wo eben nicht alles perfekt und normal ist und sich jeder erst einmal selber von dem gesunden, normalen Kind verab­schieden muss und reali­sieren muss, dass Leben, was man sich so vorge­stellt hat (die heile Welt), jetzt nicht mehr so möglich ist.

Wir hatten beide viel Angst vor der Zukunft, aber haben die Heraus­for­de­rung ange­nommen. Heute, sieben Jahre später, haben wir immer noch Höhen und Tiefen im Alltag mit mitt­ler­weile drei noch jungen Kindern (7, 5 und 2). Und mit einem Kind mit Behin­de­rung ist jeder Tag aufs Neue eine Heraus­for­de­rung und wir bleiben gerade als Paar oft auf der Strecke.

Aber ich bin stolz auf uns und auf das, was wir so schaffen – auch wenn wir vom Typ her ein sehr verschie­denes Team sind – aber gerade deshalb ergänzen wir uns ganz gut.
Meine Liebe – da spreche ich jetzt persön­lich von mir – ist so gewachsen, ich habe ein so tiefes Urver­trauen zu meinem Mann. Er ist für mich mein bester Freund und engster Vertrauter. Klar, wir streiten auch und haben Meinungs­ver­schie­den­heiten, das gehört dazu. Aber wir haben zum Glück den Weg der Kommu­ni­ka­tion gefunden: mitein­ander spre­chen ist so wichtig! Zu sagen, was der andere denkt, fühlt, mag, denn es kann ja keiner in den anderen hinein­schauen und Gedanken lesen.

Man muss nicht gleich sein, um schwere Phasen im Leben zu meis­tern. Ich denke, man muss Kompro­misse eingehen können, Empa­thie haben für den anderen und klar ausspre­chen, was man möchte und was nicht.
Ich wünsche mir, dass wir irgend­wann mit vielen Falten und weißen Haaren bei uns im Garten unter den Obst­bäumen sitzen, eine kalte Dose Bier schlürfen und zufrieden auf unser Leben zurück­bli­cken. Natür­lich gibt es da keine Garantie für: das Leben kann ein unfairer Spiel­partner sein und Liebe kann auch nach vielen Jahren versiegen, aber Wünsche und Träume darf man ja haben und manchmal werden sie auch wahr.

Viktoria Brüg­ge­mann
(Gemein­de­mit­glied aus Neuenkleusheim)

 

Wenn Sie, liebe Lese­rinnen und Leser, auch solche Gedanken über das Leben oder über irgend­etwas anderes haben, dann schreiben Sie es auf und schi­cken es uns. Wir geben ihre Gedanken gerne im Tages­im­puls an andere weiter. Falls Sie in Ihrem Beitrag (ausnahms­weise!) fremde Texte/Textteile verwenden, beachten Sie bitte UNBEDINGT die Urhe­ber­rechte. Formu­lieren Sie am besten eigene GEDANKEN! Sie können uns schreiben unter gedankenzumtag@gmx.de .

 

Leser interessierten sich auch für:

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner