Mutterhauskirche
Das Mutterhaus und die Mutterhauskirche
Die Mutterhauskirche wurde zusammen mit dem neuen Mutterhaus auf dem Kimicker Berg in den 1960er Jahren erbaut, da das alte Mutterhaus an der Franziskanerstraße dem neuen Rathaus weichen musste. Die Grundsteinlegung war 1963. Der Grundstein der alten Mutterhauskirche an der Franziskanerstraße in Olpe wurde als Grundstein für das Gebäude der Realschule Olpe verwendet. Er trägt somit das Datum der Grundsteinlegung der Mutterhauskirche als auch das Datum der Grundsteinlegung der Realschule.
Im Jahr 1967 wurde das Kloster fertiggestellt. Die Statik hat Dipl.-Ing. A. und J. Feldmann, Olpe berechnet. Der Architekt war wie bei der Heilig-Geist-Kirche in Olpe Hans Schilling aus Köln. Er ging dabei einem beschränkten Wettbewerb als Sieger hervor. Die topographische Lage am nach Südwesten abfallenden Kimicker Berg führte dazu, dass der Neubau die Hauptdisziplinen Noviziat, Generalat und Haus der Professschwestern mit Refektorium und Exerzitienhaus unter einem Dach organisch über- und miteinander vereinte. Diese kompakte Bauweise des Klosters ist ein Kontrast zum alten Klosterbau an der Franziskanerstraße, der in mehrere Gebäude mit mehreren Flügeln aufgeteilt war. Das Kloster als Ganzes, einem von südwest nach Nordost ziehenden Schiffsleib mit mehreren Decks gleichend, durchschossen von einem dem Himmel geöffneten Atrium und der Herzkammer des Mutterklosters, der Kirche, die das mehrschichtige Haus mit ihrem auf ein Fünfeck gestellten Kubus durchräumt und alles Tun und Trachten der Bewohnerinnen in die Tiefe des Chors und der fast 30m hohen “Schlucht” der Apsis versammelt. Keine Zier verbrämt das Außen des weitläufigen, im Grundriss phantasievoll bewegten Bauwerks, in welchem geistliche und sachliche Komplexe nahtlos durchdrungen sind. Seine große Würde empfängt es vom franziskanischen Braun der breitgelagerten Klinkermauern, das sich harmonisch dem Ernst der sauerländischen Wälder einfügt. Umso festlicher wirkt die ausstattung der Kirche, die dem Bildhauer Elmar Hillebrand und dem Maler Hubert Berke anvertraut war. Prof. Hillebrand gestaltete die Choranlage. In deren Mittelpunkt steht die Mensa aus carrarischem Preonxy-Marmor. Das Dunkel der auch innen rotbraun verklinkerten Kirche durchbricht zur Rechten des Altars das helle grau eines 5m hohen Sakramentshauses aus italienischem Pepperino-Stein. Darin der Tabernakel, auf dessen Bronzetüren die Szenen des ungläubigen Thomas und von Emmaus durch vorgesetzte Fensterblendwände sichtbar werden. Im Chorhintergrund steht links der achtkantige Osterleuchter, dessen Steinsäule von zwei Bronzereliefs durchbrochen ist: unten das Paradiesgeschehen, oben die Geburt Jesu mit den anbetenden Königen und die Kreuzigung Christi darstellend. von Hillebrand stammen auch zwei Bronzeskulpturen in der Kirche: eine eigenwillige Gestalt des Guten Hirten, der zwei irregegangene Lämmer aus dem seinen eigenen Leib umwuchernden Gestrüpp befreit, und der heilige Franziskus, dessen Schultern unzählige Vögel kosend umschmiegen.
Als strahlenden Kontrapunkt zum gedämpften Ernst des Kirchenraums hat Prof. Berke das farbige Fensterwerk gestellt. Dessen Hauptflächen (rund 350 qm) umlaufen das Fünfeck und Chorhalbrund unter der wie ein Baldachin eingehängten hellen Decke. Sein Thema lautet: Der Sonnengesang des heiligen Franz. Bei der Gestaltung konnte der Künstler auf jegliche Figuration des (leicht dazu verführenden) Stoffs verzichten. Da ihm in der Form- und farbgebung volle “Freiheit” gestattet war, gelang ihm eine “einleuchtendere” Durchdringung des großen Franziskus-Hymnus, als sie mit realistischen Mitteln erreichbar gewesen wäre. Hier lösen, verschwebend, die Tageszeiten einander ab, strahlt die Sonne, leuchtet der Mond, funkeln die Sterne, da sind bunt die uralten Elemente eingebettet: Erde und Wasser, Feuer und Luft, türmen sich graue Wände des Sturm, säuselt opalener Zephir über den geglätteten Wogen des Meeres. Die stärksten Farbakzente hat Berke auf die 8m hohen Glasbänder nach Osten gesetzt (die Morgensonne taucht durch sie den Kirchenraum in ein wahres Regenbogenmysterium), während nach Westen die sich über dem Chorfirst auf 60 cm verschmälernde Glasbahn immer farbgellassener wird, den Beter ungestört auf Altar und Sakramentshaus konzentrierend.
Eine perlmutterne Buntglaswand schließt die Kirche hinter einer Empore gegen die südliche Kapelle der Schwestern von der ewigen Anbetung ab. Ein 10m hoher Glassteg geleitet das Licht des Deckenglasbandes in den Chorbereich herab. Es soll eine Verbindung zwischen Himmel und Erde geschaffen werden. Eine Kostbarkeit des Glasfensterkunst schuf Herbert Berke aber in dem Alpha- und Omega-Rechteck links vom Altar: Ungeschliffene Glasfäustlinge in den hauptsächlichen Farben rot, blau, grün und gold, in ein Betongerippe gefasst, symbolisieren voller Leuchtkraft Anfang und Ende göttlicher Satzung und menschlichen Glaubens.
In einer Seitennische der Mutterhauskirche befindet sich neben einer Fahne mit dem Franzikuskreuz auch ein Kreuzweg aus Zinn.
Quelle: Dr. Toni Feldenkirchen