Gedanken zum Tag – 31. Dezember 2025 – 7. Tag der Weihnachtsoktav

31. Dez. 2025

Zwei notwen­dige Transformationen

Was bleibt im Rück­blick auf das vergan­gene Jahr im Pasto­ralen Raum Olpe-Drol­s­hagen? In meiner Wahr­neh­mung ist es vor allem der einge­lei­tete Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess im Erzbistum Pader­born. Er ist eine notwen­dige Antwort auf Entwick­lungen, die nicht zu über­sehen sind: weniger Gläu­bige, weniger Priester, gerin­gere finan­zi­elle Mittel. Auch bei uns vor Ort wird sich Kirche verän­dern müssen, um unter diesen Bedin­gungen hand­lungs­fähig zu bleiben.

Ein wesent­li­cher Teil dieses Prozesses betrifft die Trans­for­ma­tion von Verwal­tung und Struk­turen. Dazu gehören die Neuord­nung pasto­raler Räume, verän­derte Zustän­dig­keiten und mögli­cher­weise auch Kirchen­schlie­ßungen. Das ist schmerz­haft, weil Vertrautes verloren geht. Zugleich geht es hier um orga­ni­sa­to­ri­sche Entschei­dungen, die erfor­der­lich sind, um Seel­sorge auch künftig verläss­lich zu ermög­li­chen – auch im Pasto­ralen Raum Olpe-Drolshagen.

Daneben ist im Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess ausdrück­lich von einer pastoral-inhalt­li­chen und geist­li­chen Erneue­rung die Rede. Dass eine solche Erneue­rung notwendig ist, steht außer Frage. In Deutsch­land setzen jedoch einige Menschen große Hoff­nungen auf Reform­pro­zesse und den Synodalen Weg. Dass dieser Ansatz kaum trag­fähig sein würde, wurde früh vorher­ge­sagt. Papst Fran­ziskus warnte 2019 in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutsch­land, eine Kirche, die sich vor allem mit Struk­turen, Macht­fragen und Orga­ni­sa­tion beschäf­tige, verliere ihren missio­na­ri­schen Auftrag aus dem Blick. Die Entwick­lung der letzten Jahre scheint diese Sorge zu bestä­tigen: Mess­bare posi­tive Effekte auf Kirchen­bin­dung, Glau­bens­praxis oder Beru­fungen sind ausgeblieben.

Gerade in Zeiten des Umbruchs braucht die Kirche daher eine geist­liche Erneue­rung, die nicht im Sinne des Synodalen Weges, sondern als Rück­be­sin­nung auf den über­lie­ferten Glauben der katho­li­schen Kirche verstanden wird. Eine anzie­hende Kirche entsteht dort, wo Sakra­mente ernst genommen, Liturgie würdig gefeiert, Lehre nicht rela­ti­viert und Gemein­schaft aus dem Glauben heraus gelebt wird.

Auch sozi­al­wis­sen­schaft­liche Beob­ach­tungen stützen diese Einsicht. Rodney Stark, US-ameri­ka­ni­scher Reli­gi­ons­so­zio­loge, weist darauf hin, dass reli­giöse Gemein­schaften dort beson­ders stabil und wirksam sind, wo der Glaube verbind­lich gelebt wird und auch etwas abver­langt – etwa Zeit, Enga­ge­ment, innere Haltung oder Verzicht. Gemein­schaften hingegen, die kaum Anfor­de­rungen stellen, verlieren in der Regel an Kraft und Bindung.

Die entschei­dende Frage für die Zukunft der Kirche – auch im Pasto­ralen Raum Olpe-Drol­s­hagen – ist daher nicht, wie weit sie sich struk­tu­rell oder inhalt­lich anpasst, sondern woraus sie sich erneuert: aus zeit­geis­tigen Erwar­tungen oder aus dem Glauben, der sie seit jeher trägt.

Lukas Wrede
(Mitglied im Gemein­derat Olpe)

 

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