Liebe Leserinnen und Leser,
angesichts des Beginns meiner Arbeit im Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen freut es mich, zum ersten Mal die Gedanken zum Tag schreiben zu dürfen. Der Dreifaltigkeitssonntag ist dazu sehr passend.
Wer über die Heilige Dreifaltigkeit spricht, ist in der Verlegenheit, entweder zu theoretisch oder belanglos zu werden. Wen interessiert es schon, dass Christen einen dreifaltigen Gott verehren? Ist es nicht so, dass sich selbst für die meisten Christinnen und Christen faktisch nichts an ihrem Gottesbild ändern würde, wenn es die Rede vom dreifaltigen Gott von heute auf morgen nicht mehr gäbe?
Was »bringt« also der Glaube an die Heilige Dreifaltigkeit? Wem ist damit geholfen? — Mir ist es wichtig, diesen Glauben, der nichtsdestotrotz ein wesentliches Merkmal des Christentums ist, zu erden und zu versuchen, die praktischen Konsequenzen daraus zu ziehen.
Ausgangspunkt des Glaubens an den dreifaltigen Gott ist für mich nicht die reine Spekulation darüber, sondern das Bekenntnis und der Auftrag, der daraus erwächst. Dieser wird von Jesus in folgender Weise formuliert: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes« (Mt 28,19). Noch wichtiger ist vielleicht das Wort, das der hl. Paulus auf dem Areopag in Athen sagte, als er den Athenern ihren unbekannten Gott zu erklären versuchte: »In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seiner Art« (Apg 17,28).
Es geht demnach weniger darum, zu ergründen, wie Gott in sich selbst ist (das entzieht sich letztlich der menschlichen Erkenntnis), sondern zu fragen, wie Menschen in ihm und mit ihm leben können. Wovon sie reden können, sind die Erfahrungen, die sie mit Gott machen. Sie können davon sprechen, dass er liebt, lebendig, treu und fürsorgend, manchmal auch unverständlich ist. Wenn sie dies tun, sprechen sie zugleich von der Dreifaltigkeit.
Gott selbst lebt nämlich in Beziehungen. Er ist in sich kommunikativ und im Austausch, nicht starr, sondern beweglich, nicht verschlossen, sondern offen. So hat er sich in seinem Sohn Jesus Christus liebend gezeigt, und eben dieser Sohn teilt sich den Menschen mit, damit sie ihn anderen verkünden.
Ein christliches Leben im Namen der Dreifaltigkeit bedeutet daher ein offenes, bewegliches und kommunikatives Christsein. Viele christliche Verhaltensweisen wie Toleranz, Nächstenliebe und Fürsorge sind damit verbunden. So wie Gott ist und sich den Menschen mitgeteilt hat, so mögen sie selbst sein und ihn in die Welt hineinsprechen: offen, kommunikativ, eigenständig und stark.
Somit wird die Besinnung auf die Dreifaltigkeit zu einem Plädoyer, zu einer Fürsprache für ein dialogisches, bewegendes und einladendes Christsein. Getragen vom Vertrauen auf den einen gemeinsamen Vater, entzündet von der Liebe zu Christus und begeistert von der pfingstlichen Feuerflamme des Hl. Geistes.
Daraus erwächst jene Haltung, die ich mir am Beginn meiner Tätigkeit als Leitender Pfarrer des Pastoralen Raumes Olpe-Drolshagen wünsche. Von der ich meinen Mitmenschen und mir erhoffe, dass Gott die Kraft dazu gibt. Dabei in der gemeinsamen Verantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der pastoralen Arbeit zu stehen, aber auch in der Gemeinschaft der vielen Betenden zu sein, ist mir ein stetiges Anliegen.
Herzlich
Ihr Johannes Hammer, Pfr.