Gedanken zum Tag – 30. Mai 2021, Dreifaltigkeitssonntag

30. Mai 2021

Liebe Lese­rinnen und Leser,

ange­sichts des Beginns meiner Arbeit im Pasto­ralen Raum Olpe-Drol­s­hagen freut es mich, zum ersten Mal die Gedanken zum Tag schreiben zu dürfen. Der Drei­fal­tig­keits­sonntag ist dazu sehr passend.

Wer über die Heilige Drei­fal­tig­keit spricht, ist in der Verle­gen­heit, entweder zu theo­re­tisch oder belanglos zu werden. Wen inter­es­siert es schon, dass Christen einen drei­fal­tigen Gott verehren? Ist es nicht so, dass sich selbst für die meisten Chris­tinnen und Christen faktisch nichts an ihrem Gottes­bild ändern würde, wenn es die Rede vom drei­fal­tigen Gott von heute auf morgen nicht mehr gäbe?

Was »bringt« also der Glaube an die Heilige Drei­fal­tig­keit? Wem ist damit geholfen? — Mir ist es wichtig, diesen Glauben, der nichts­des­to­trotz ein wesent­li­ches Merkmal des Chris­ten­tums ist, zu erden und zu versu­chen, die prak­ti­schen Konse­quenzen daraus zu ziehen.

Ausgangs­punkt des Glau­bens an den drei­fal­tigen Gott ist für mich nicht die reine Speku­la­tion darüber, sondern das Bekenntnis und der Auftrag, der daraus erwächst. Dieser wird von Jesus in folgender Weise formu­liert: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes« (Mt 28,19). Noch wich­tiger ist viel­leicht das Wort, das der hl. Paulus auf dem Areopag in Athen sagte, als er den Athe­nern ihren unbe­kannten Gott zu erklären versuchte: »In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dich­tern gesagt haben: Wir sind von seiner Art« (Apg 17,28).

Es geht demnach weniger darum, zu ergründen, wie Gott in sich selbst ist (das entzieht sich letzt­lich der mensch­li­chen Erkenntnis), sondern zu fragen, wie Menschen in ihm und mit ihm leben können. Wovon sie reden können, sind die Erfah­rungen, die sie mit Gott machen. Sie können davon spre­chen, dass er liebt, lebendig, treu und fürsor­gend, manchmal auch unver­ständ­lich ist. Wenn sie dies tun, spre­chen sie zugleich von der Dreifaltigkeit.

Gott selbst lebt nämlich in Bezie­hungen. Er ist in sich kommu­ni­kativ und im Austausch, nicht starr, sondern beweg­lich, nicht verschlossen, sondern offen. So hat er sich in seinem Sohn Jesus Christus liebend gezeigt, und eben dieser Sohn teilt sich den Menschen mit, damit sie ihn anderen verkünden.

Ein christ­li­ches Leben im Namen der Drei­fal­tig­keit bedeutet daher ein offenes, beweg­li­ches und kommu­ni­ka­tives Christ­sein. Viele christ­liche Verhal­tens­weisen wie Tole­ranz, Nächs­ten­liebe und Fürsorge sind damit verbunden. So wie Gott ist und sich den Menschen mitge­teilt hat, so mögen sie selbst sein und ihn in die Welt hinein­spre­chen: offen, kommu­ni­kativ, eigen­ständig und stark.

Somit wird die Besin­nung auf die Drei­fal­tig­keit zu einem Plädoyer, zu einer Fürsprache für ein dialo­gi­sches, bewe­gendes und einla­dendes Christ­sein. Getragen vom Vertrauen auf den einen gemein­samen Vater, entzündet von der Liebe zu Christus und begeis­tert von der pfingst­li­chen Feuer­flamme des Hl. Geistes.

Daraus erwächst jene Haltung, die ich mir am Beginn meiner Tätig­keit als Leitender Pfarrer des Pasto­ralen Raumes Olpe-Drol­s­hagen wünsche. Von der ich meinen Mitmen­schen und mir erhoffe, dass Gott die Kraft dazu gibt. Dabei in der gemein­samen Verant­wor­tung der Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter in der pasto­ralen Arbeit zu stehen, aber auch in der Gemein­schaft der vielen Betenden zu sein, ist mir ein stetiges Anliegen.

Herz­lich
Ihr Johannes Hammer, Pfr.

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