Im heutigen Tagesevangelium sagt Jesus von sich: „Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin das lebendige Brot“. (Joh 6, 48 u. 51)
Brot gehört hier in Deutschland wirklich zu den Grundnahrungsmitteln. Ich glaube, wir sind „Weltmeister“ in der Vielzahl an Brotsorten, aus denen wir täglich aussuchen können.
Brot enthält Stärke, es stärkt den Körper.
Brot nährt uns.
Wir teilen Brot, wir schenken Brot.
Wir essen es oft in Gemeinschaft, ja, Brot stiftet auch Gemeinschaft.
Die Gemeinschaft schenkt Hoffnung, Trost, Zuversicht, Leben.
In diesen Wochen machen viele gegensätzliche Erfahrungen:
Sie vermissen die gewohnte Gemeinschaft mit Verwandten, Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und erleben gleichzeitig andere Formen der Gemeinschaft in der Familie, übers Internet oder übers Telefon.
Manche vermissen auch die Gottesdienstgemeinschaft, die vielfältigen Treffen und Feiern in der Gemeinde und erleben gleichzeitig andere Formen der Verbundenheit in der Kirche. Die offenen Kirchenräume werden genutzt und bieten unterschiedlich Raum für den Einzelnen, zur Ruhe, zur Besinnung, zum Gebet zu kommen.
Die Aussage Jesu: „Ich bin das lebendige Brot“ muss in den Ohren der damaligen Hörer provozierend gewirkt haben. Er erhebt den Anspruch, nicht nur wie Brot zu sein, sondern als Person Brot für uns Menschen zu sein.
Und das bedeutet doch: Jesus Grundnahrungsmittel für mich? Kraft und Stärke für mich?
Bis heute gilt sein Wort, sein Anspruch, durch das Zeichen des Brotes Gemeinschaft mit ihm und untereinander zu stiften. Kommunion nennen wir das.
Klingt das nicht auch in unseren Ohren ziemlich provokant, ein wenig übertrieben?
Mich provoziert das Wort, ja, gleichzeitig hat er den Jüngern damals und uns heute ein Gebet geschenkt, das Vater unser. Immer, wenn wir dieses Gebet sprechen, bitten wir ihn vertrauensvoll um das tägliche Brot, also um alles, was wir zum Leben brauchen. Und er hat uns versprochen, lebendiges Brot für uns zu sein. In dieser Zuversicht kann ich jeden Tag neu beginnen und erfahre manchmal die Kommunion mit ihm und untereinander nicht nur im Gottesdienst, sondern überall dort, wo Gemeinschaft gelingt, in welchen Formen auch immer.
Sr. Gertrudis Lüneborg