In diesem Jahr ist alles anders … .
Seit ich denken kann verläuft „die Woche vor Pfingsten“ immer sehr ähnlich ab und ist für mich als „Dahler Mädchen“ besonders.
Unser Schützenfest steht vor der Tür.
Schon als Kind habe ich die Tage gezählt. Wie oft noch schlafen bis es endlich soweit ist. Jeden Nachmittag sind wir zum Bolzplatz bei der Dorfgemeinschaftshalle gelaufen oder mit dem Fahrrad gefahren, um nachzuschauen, wie weit das Zelt schon aufgebaut ist. Steht eine der Buden bereits? Schützenfestgeld wurde verdient und gerne angenommen. Bis heute ist das Kribbeln geblieben und die Vorfreude steigt von Tag zu Tag.
Zu Hause wird alles hergerichtet. Der Rasen wird gemäht, die Vorgärten werden saubergemacht, gepflegt und nicht selten wird Rindenmulch aufgetragen. Fenster werden geputzt und nicht zu vergessen, die „Schützenfestfensterbilder“ werden dekoriert, oder es wird alles mit Fähnchen oder Wimpelketten geschmückt. Das ist in der Nachbarschaft und im ganzen Dorf zu sehen. Die Tage dienen ganz der Schützenfestvorbereitung.
Am Samstag vor Pfingsten dann das erste Highlight – „Fahne aufhängen“ mit den Nachbarn. Ein Schützenfest im Kleinen. Wir alle, Klein und Groß, gehen von Haus zu Haus und hissen die Fahnen. Natürlich bei Marschmusik, Getränken und Leckereien. Eine tolle Einstimmung auf die Tage, die nun anstehen.
Und dann schließlich die drei Festtage: Familie und Freunde treffen, den neuen König ermitteln, Musik und gute Stimmung, Feiern, Geselligkeit, Eierbacken, Ausgelassen sein, Tanz und Gemeinschaft – all diese Dinge gehören zum Schützenfest dazu.
In diesem Jahr ist alles anders ….
Das oben Beschriebene und Gefühlte darf in diesem Jahr, zu dieser Zeit, so nicht sein. Wie passend erscheint mir gerade jetzt unser Schützenfest am Pfingstwochenende gelegen.
Der Heilige Geist erscheint den Jüngern zum ersten Mal. Er erscheint ihnen nicht leise und unscheinbar, er erscheint ihnen mit einem Brausen, wie ein Sturm. In Form von Feuerzungen lässt er sich auf ihnen nieder. Der Heilige Geist gibt den Jüngern Mut, Kraft und Stärke, ihren Weg weiterzugehen. In der Begegnung mit Menschen sollen sie von Gott und Jesus erzählen. Sicher ein einschneidendes Ereignis. Es gerät etwas in Bewegung. Die Jünger lassen sich bewegen, sie lassen sich mitreißen und begeistern. Sie haben sich ins Herz treffen lassen.
Ist es nicht auch ein bisschen so mit dem Schützenfest?
Wir lassen uns von Dingen bewegen und treffen – in den Tagen der Vorfreude und Vorbereitung und schließlich an den Festtagen selber. Wir treten in Begegnung. Ausgelassen miteinander Gemeinschaft erleben und feiern. Raus aus dem Arbeits- und Alltagstrott um dann – natürlich nach Tagen der Erholung – wieder mutig, gestärkt und kraftvoll mit freudiger Energie, den je eigenen Weg weitergehen zu können.
Marie-Christine Stein