Liebe Leserinnen und Leser!
Ein Urlaub am Meer erfrischt Leib und Seele. Das durfte ich in den vergangenen Tagen auf der schönen Insel Mallorca wieder neu erleben: die herrliche Brise auf der Haut, das kühle Nass an den Füßen, das atemberaubend azurblaue Meer in den Augen – und zahlreiche Kinder und kindgebliebene Erwachsene im Blick, die eifrig Burgen oder andere Motive aus Sand bauen. Der Anblick dieses regen Treibens an der Playa de Alcudia hat mich wiederholt zum Schmunzeln und zum Nachdenken gebracht. Als Erwachsener in aller Öffentlichkeit eine Sandburg zu bauen, sich also kindlich zu verhalten, ist das nicht ein bisschen albern? Nein, keineswegs! Ein Kind zu sein, das ist ein Geschenk, das ist ein Ideal!
Kind Gottes
Der Gedanke des Kindseins ist für uns Christen nicht neu. Christus selbst legt uns ans Herz, Kind zu sein, zu bleiben oder (wieder) zu werden: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.“ (Mt, 18,3). Genau das, ins Himmelreich hineinkommen, das wollen wir doch schließlich alle! Fragezeichen? Nein, Ausrufezeichen!
Drei Gedanken zum Thema des Kindseins möchte ich gerne mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, teilen:
„Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“
Denken Sie für einen kurzen Augenblick über diesen genialen Gedanken nach, den uns Erich Kästner geschenkt hat. Ich verstehe ihn so: Wer im Herzen ein Kind bleibt, ist human; er strebt nicht nach gesellschaftlicher Macht, nicht danach, andere zu beherrschen und zu unterdrücken, auszubeuten oder gar (mit Worten) zu töten. Nein, er ist aufgeschlossen und aufgeweckt, friedlich und freundlich, lustig und lebensfroh. Diese Auflistung ließe sich beliebig lang fortsetzen. Christlich gesprochen können wir somit zusammenfassen: Wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, der ist nicht nur human, der kommt sogar ins Himmelreich! Welche Verheißung!
Lasst unsere Kinder Kinder sein! Eröffnet ihnen Möglichkeiten zu echtem Kindsein!
Können unsere Kinder eigentlich in der Welt, die wir ihnen erschaffen, noch wirklich unbeschwert Kind sein? Ich habe manchmal den Eindruck, dass das eben nicht der Fall ist: Sie werden von uns Erwachsenen als (kleine) Erwachsene und gleichberechtigte Partner betrachtet, denen alles erlaubt und ermöglicht wird; sie werden den unermesslichen Gefahren der Digitalisierung, der Handy- und (Gewalt-)Spielsucht, letztlich der Vereinsamung gedankenlos preisgegeben; ja, ihnen wird das unbeschwerte Kindsein regelrecht ausgetrieben – mit fatalen Folgen. Das bemerkenswerte Buch „Warum unsere Kinder Tyrannen werden: Oder: Die Abschaffung der Kindheit“ vom Bonner Psychiater und Psychotherapeuten Michael Winterhoff berichtet ausführlich davon. Erschreckend, aber lesenswert!
Treiben wir unseren Kindern das Kindsein nicht aus – und lassen wir uns das Kindsein nicht austreiben!
Diese beiden Aufforderungen können gewissermaßen zu unserem 11. und 12. Gebot werden. Tyrannen, kleine und große, gibt es auf der Welt definitiv genug! Da müssen Sie und ich, da müssen unsere Kinder nicht auch noch dazugehören.
Sandburgen bauen
Ein allgemeingültiges Rezept dafür, wie Sie kindlich (nicht zu verwechseln mit kindisch!) bleiben können, kann ich Ihnen nicht ausstellen; es gibt nur individuelle Rezepte, die sich jeder selbst verordnen muss. Deshalb möchte ich Sie dazu ermuntern, sich heute einmal einen Moment Zeit zum Nachdenken zu nehmen, wie Sie sich selbst (und anderen?) zeigen können, dass Sie im Herzen ein Kind geblieben sind. Die kindgebliebenen Erwachsenen am Strand von Mallorca haben mir gezeigt, wie sie es machen: mit Sandburgen und anderen Motiven aus Sand, mit einem Lächeln auf den Lippen, mit einem spürbaren Gefühl von Unbeschwertheit, Lebensfreude und Dankbarkeit für (gemeinschaftlich) erbrachte Leistungen sowie mit dem offensichtlich unermüdlichen Willen, wieder neu anzufangen, wenn die Wellen des brausenden Meeres mal etwas von der Sandburg zerstören.
Vielleicht haben Sie jetzt ja Lust bekommen, eine Sandburg-Bau-Aktion im nächstgelegenen Sandkasten zu starten? Nur zu! Ein unbeschwertes Lächeln auf Ihren Lippen und auf den Lippen zufällig vorbeikommender Passanten wäre Ihnen dann sicher. Und schon wären wieder viele Menschen dem Himmelreich ein Stückchen näher.
Mit herzlichem Gruß
Ihr Thomas Maiworm
(Organist in den Pastoralverbünden Olpe, Drolshagen und Wenden)
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