Liebe Leserin, lieber Leser,
als ich vor gut einem Jahr zu Ihnen nach Olpe und Drolshagen kam, da stand ich hier vor einer großen Herausforderung. Nein, ich meine nicht die Schützenfeste, die für mich als Bielefelder Neuland waren.
Ich meine das Behalten der vielen Namen der Menschen, denen ich hier in Olpe und Drolshagen begegnete. Ob es die zahlreichen Aktiven der Kirchengemeinden waren oder die Schulkinder der Gallenbergschule, ob es bei Taufe oder Beerdigung die Namen der Angehörigen waren, ich musste mir einige Namen merken.
Grund genug, um sich einige Gedanken zum Namen zu machen. Warum haben wir einen Namen?
1. Der Name hilft, um eine Beziehung aufzubauen: Ich kann angesprochen werden oder jemanden ansprechen.
2. Der Name sagt: „Du bist einzigartig“. Stellen Sie sich einmal vor, was passieren würde, wenn wir alle denselben Namen hätten!
3. Keiner gibt sich selbst einen Namen. Kleine Kinder geben Dingen einen Namen, die für sie wichtig sind. Auch bei den Eltern ist das so, die Kinder benennen. Oder bei Verliebten, die sich Kosenamen geben. Jemandem einen Namen zu geben, drückt aus: Ich liebe dich, du bist für mich etwas Besonderes.
Das „Ich liebe dich“ und „Du bist für mich etwas Besonderes“ das sagen nicht nur die Eltern eines Kindes oder die Verliebten zueinander, sondern das sagt auch Gott zu uns: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ heißt es in Jesaja 43. Das heißt: Ich, Gott, habe dich unverwechselbar geschaffen und ich möchte, dass du lebst!
Ich rufe dich bei deinem Namen, damit ich mit dir in Beziehung treten kann. So wie viele Eltern sich für ihre Kinder einsetzen, so gebe auch ich mich für dich hin. Jesus Christus ist für dich in den Tod gegangen.
In jeder Messe feiern wir seinen Tod und seine Auferstehung. Dann spricht er durch den Mund des Priesters zu uns: Das ist mein Leib, das ist mein Blut, das für euch hingegeben wird.
Als Seelsorger durfte ich hier bei Ihnen erfahren: Gott wirkt in unserem Leben. Ich habe bei Ihnen hier in Olpe gesehen: Wer sich ihm anvertraut, dem trocknet der Herr so manche Träne, den führt der Herr zu einer größeren Freude.
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ – Diesem Ruf Gottes können Sie, du und ich mit unserem Leben antworten. Heute. Jetzt. Indem Sie Gesten und Taten der Zuwendung und Nächstenliebe sprechen lassen. Und indem Sie Ihn anreden, im Gebet: „Du hast mich bei meinem Namen gerufen, ich gehöre dir!“
Dominik Riedl
(jetzt Vikar und Student in Rom)