Gedanken zum Tag – 26. April 2020, 3. Sonntag der Osterzeit

26. Apr 2020

Erzbi­schof Becker bei der Firmung 2004

Nachdem vorges­tern die ersten Jugend­li­chen in Rhode und Dahl gefirmt wurden, werden heute die Firm­feiern in St. Marien und St. Martinus Olpe folgen.

So hätte ich wohl beginnen können, wenn wir in normalen Zeiten leben würden. Nun muss ich umformulieren:

Nachdem vorges­tern die ersten Jugend­li­chen in Rhode und Dahl gefirmt worden wären, würden heute die Firm­feiern in St. Marien und St. Martinus Olpe folgen. – „Wären“ und „würden“ – nichts ist mehr, wie es geplant war.
Die Firmung, die an diesem Wochen­ende sein sollte, ist ebenso wie die Erst­kom­mu­ni­on­feiern, die am vergan­genen Sonntag statt­finden sollten, auf unbe­stimmte Zeit verschoben. Etwa 190 Jugend­liche aus unserem Pasto­ral­ver­bund hatten im November die Firm­vor­be­rei­tung begonnen. Viele hatten sich auf ein großes Fami­li­en­fest gefreut. – Aber nichts ist mehr, wie es geplant war.

In den Schrift­texten des heutigen Sonn­tags lesen wir Ähnli­ches. Es gibt zwei Evan­ge­li­en­texte zur Auswahl: Lukas 24,13–35 oder Johannes 21,1–14.

Im Lukas-Evan­ge­lium sind zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Auch für sie ist die Welt nach dem Tod Jesu nicht mehr so, wie gerade noch gedacht. „Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.“ (Lk 24,21) – Nichts ist mehr, wie es geplant war. Alles ist anders. Und den beiden Jüngern fällt nichts Besseres ein, als gemeinsam nach Emmaus zu gehen und sich gegen­seitig ihr Leid zu klagen. Die Botschaft vom leeren Grab und die Nach­richt von der Aufer­ste­hung sagen ihnen nichts. Aber Jesus geht mit – unerkannt.

Und im Johannes-Evan­ge­lium? Wir erleben, wie Petrus (und mit ihm auch andere) zum Alltags­ge­schäft­zu­rück­kehrt: „Ich gehe fischen.“ (Joh 21,3) Trotz der zwei­ma­ligen Begeg­nung mit dem Aufer­stan­denen, kann er mit dieser Aufer­ste­hungs­er­fah­rung nichts anfangen. Er kehrt zu dem zurück, was er kann: fischen. Er ist nun mal Fischer und wird es immer bleiben. Doch nein: „in dieser Nacht fingen sie nichts.“ (ebd.) Nichts ist mehr, wie es geplant war. Und der Aufer­stan­dene begegnet ihm in diesem verän­derten Alltag zum dritten Mal. „Es ist der Herr“ (Joh 21,7), erkennt der Lieb­lings­jünger und Petrus springt ins Wasser und eilt IHM entgegen.

Zum dritten Mal schon erscheint Christus den Jüngern in dieser Erzäh­lung des Johannes-Evan­ge­liums. Zum zweiten Mal schon (nach Oster­montag) ist das Evan­ge­lium von den Emmaus-Jüngern für den Gottes­dienst in dieser Oster­zeit vorge­sehen. – Ebenso wie Petrus brau­chen auch wir die Wieder­ho­lung. Diese unglaub­liche Botschaft von der Aufer­ste­hung, die auch uns verheißen ist, braucht Zeit um anzu­kommen. Wir brau­chen Zeit, um ihre Bedeu­tung für unsere aktu­elle Situa­tion zu erfassen.

Im Lukas-Evan­ge­lium geht der Aufer­stan­dene den Weg gemeinsam mit den Jüngern nach Emmaus. Unter­wegs erklärt er ihnen den Sinn der Schrift. Auch die Firm­be­wer­be­rinnen und Firm­be­werber sind auf dem Weg – auf dem Weg zur Firmung. Und wir, die Kate­che­tinnen und Kate­cheten in der Firm­vor­be­rei­tung, begleiten sie. Gemeinsam versu­chen wir Gott im Leben zu entde­cken und den Sinn der Schrift zu erfassen. Gemeinsam gehen wir den Weg weiter – einen unbe­kannten Weg, vorsichtig, tastend, neugierig. Und Christus geht mit – meist unerkannt.

Langsam, ganz langsam erkennt Simon Petrus, dass er nicht in seinen früheren Alltag zurück­kehren kann. Die heutige Lesung aus der Apos­tel­ge­schichte (Apg 2,14.22b-33) zeigt uns einen verwan­delten Simon Petrus. Aus dem Fischer Simon ist an Pfingsten Petrus, der Anführer der sich grün­denden Kirche, geworden. Der Heilige Geist hat ihn ergriffen und be-Geist-ert.

Langsam, ganz langsam erkennen auch wir, dass es wohl keine Rück­kehr in unseren früheren Alltag geben wird. Es gibt eine Zeit vor Corona – und eine Zeit mit Corona. Wir werden lernen, mit diesem Virus zu leben. Sicher­lich wird es irgend­wann einen Impf­stoff geben, das Leben wird sich norma­li­sieren. Aber unser Blick auf die Welt wird nach dieser Pandemie wohl ein anderer sein.

Und in dieser verän­derten Welt wird das Leben – und auch das kirch­liche Leben – wieder Fahrt aufnehmen. Auch wenn wir noch nicht wissen, wann: wir werden wieder Gottes­dienste feiern, wir werden wieder Eucha­ristie feiern, wir werden wieder Erst­kom­mu­nion feiern und wir werden auch wieder Firmung feiern. Die Aufer­ste­hung Jesu ist ein Verspre­chen: an Petrus, an die Jünger und auch an uns. Und in der Firmung werden wir feiern, dass auch den Firm­be­wer­be­rinnen und Firm­be­wer­bern und uns allen der Heilige Geist geschenkt ist. Wir sind einge­laden, uns be-Geist-ern zu lassen und die Frohe Botschaft von der Aufer­ste­hung in die Welt zu tragen. So gehen wir gemeinsam in eine neue Zeit – in Vorfreude auf ein großes Fest, das wir am Ende gemeinsam feiern werden.

Ihnen und Euch allen einen guten Sonntag

Andreas Berels (Gemein­de­re­fe­rent)

 

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