Gedanken zum Tag — 25. Januar 2023 — Mitt­woch der 3. Woche im Jahres­kreis — Bekeh­rung des Apos­tels Paulus

25. Jan 2023

Mein Mann und ich stellten uns letztes Jahr häufiger die Frage, wie Weih­nachten wohl wird. Räumen die fast einjäh­rigen Zwil­linge den Baum ab oder essen sie gleich die Zweige samt Nadeln auf? Glaubt der Große noch ans Christ­kind oder ist der Zauber dieses Jahr bereits vorbei? Im Zeit­alter von allwis­senden Geräten wie Alexa und Siri, teil­weise unbe­dachten Radio­mo­de­ra­toren oder aber den Gesprä­chen im Schulbus mit wesent­lich älteren Kindern keine ganz unbe­grün­dete Fragestellung.
Sicher auch ein Thema, mit dem sich jedes Jahr Eltern welt­weit beschäf­tigen. So weiß man doch eins: Glauben die Kinder nicht mehr ans Christ­kind, ändert sich die (Vor-) Weih­nachts­zeit und büßt, zumin­dest für mich persön­lich, an Wunder ein. Der Wunsch­zettel ist eines Nachts nicht mehr „verschwunden“, die fami­liäre Heilig­abend- Tradi­tion und das Warten aufs Christ­kind ist somit eigent­lich hinfällig und über­haupt ist die Zeit für die Kinder – und ehrlich gesagt auch für mich als Eltern­teil — bis zum Weih­nachts­fest gar nicht mehr so spannend.
Als Heilig­abend langsam näher rückte, kam es dann so, wie es kommen musste: Beim Abend­essen schaute mich mein Sohn plötz­lich ernst an und fragte mich, völlig aus dem Kontext gerissen, ob es das Christ­kind gäbe und es wirk­lich die Geschenke unter den Weih­nachts­baum legen würde. „Glaubst du denn, dass es das Christ­kind gibt?“, stellte ich meine Gegen­frage. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nach­zu­denken, bejahte er die Frage und hakte das Thema damit ab.
Richtig reagiert – scheinbar war es also noch nicht der rich­tige Zeit­punkt gewesen, das Geheimnis zu lüften und den Brauch um die Figur des Christ­kindes zu erläutern.
Glück gehabt – so konnten wir unsere ganz persön­li­chen Weih­nachts­tra­di­tionen beibe­halten und mussten nichts an neue Gege­ben­heiten anpassen, was mir offen gestanden auch schwer­ge­fallen wäre. Mein Sohn vertraute also eben­falls darauf, Weih­nachten so zu feiern, wie wir es die letzten Jahre kannten.
Für uns Christen stellen „Glaube“ und „Tradi­tion“ natür­lich keine abstrakten Begriffe dar. Oft stehen sie sogar unmit­telbar mitein­ander in Berüh­rung. Und wenn ich über unsere kleinen „Fami­li­en­tra­di­tionen“ nach­denke, so häufen sich diese vor allem an hohen christ­li­chen Feier­tagen, wie beispiels­weise Weih­nachten, welche wir aufgrund unseres Glau­bens feiern. Dazu gehören auch völlig banale Dinge: So kann ich mich noch gut an die Stimme meiner Mutter erin­nern, wenn sie den Sonnen­un­ter­gang im Winter häufig mit der Aussage „Schaut mal, die Engel­chen backen Plätz­chen!“ kommen­tierte. Mitunter ertappe nicht nur ich mich selbst, sondern auch schon meinen Sohn dabei, diesen Satz auszu­rufen, wenn der Himmel rot leuchtet.
Doch auch viel wich­ti­gere, umfang­rei­chere Tradi­tionen wurden mir als Kind an die Hand gegeben, die ich nun an meine Kinder heran­tragen möchte. Das wurde mir beson­ders bewusst, als unser Sohn sich dieses Jahr zum ersten Mal als Stern­singer enga­gierte und ich ihm zuvor davon erzählen konnte, dass ich damals auch als verklei­deter König durch unser Heimat­dorf zog und den Segen in die Häuser brachte. Ganz abge­sehen davon, dass er somit eine groß­ar­tige und enorm wich­tige Aktion unter­stützt, ist es nicht nur für mich schön, sondern auch für meinen Sohn, der so irgendwie in meine Fußstapfen tritt und mir vertraut, ihm den rich­tigen Weg zu zeigen.
Da passt es doch ganz gut, dass das Wort „Glauben“ aus dem Mittel­hoch­deut­schen abge­leitet wurde, wonach es ursprüng­lich etwa so viel hieß wie „gutheißen“ und „sich vertraut machen“. Somit zielt es also genau auf Vertrauen und Treue. Und exakt diese Worte machen schließ­lich auch unseren christ­li­chen Glauben aus. Wenn wir sagen, wir glauben an Gott, meinen wir, dass wir unsere Hoff­nung vertrau­ens­voll auf Gott setzen; und nicht, dass wir seine Exis­tenz ledig­lich zur Kenntnis nehmen.
Schöne Tradi­tionen und Glaube geben mir Halt. Darum ist es mir auch wichtig, diese weiter fort­zu­führen und meinen Kindern nahe­zu­bringen. Beson­ders in schweren Zeiten, in denen wir uns mit Krieg und Elend nicht weit weg von uns konfron­tiert sehen, in denen schlechte Nach­richten das Tages­ge­schehen domi­nieren und Schnell­le­big­keit sowie damit einher­ge­hende Unbe­stän­dig­keit uns die Pausen vergönnen, stellen Tradi­tion und Glaube eine Insel der Zuver­sicht dar.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Tradi­tionen, die Sie an schöne Augen­blicke erin­nern lassen und einen Glauben, der Ihnen Hoff­nung schenkt.

Hanna Reuber
(Gemein­de­mit­glied aus Drolshagen-Husten)

 

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