Gedanken zum Tag – 23. September 2020, Mitt­woch der 25. Woche im Jahreskreis

23. Sep. 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

das große G fällt sofort ins Auge. Es bestimmt das Erschei­nungs­bild der gesamten Schirm­mütze. Mitte März habe ich die Kappe auf den Büro­con­tainer neben meinen Schreib­tisch gelegt. Da waren alle öffent­li­chen Gottes­dienste soeben zeit­weise unter­sagt worden und das Abstands­gebot wurde dringlicher.

Die Basecap mit ihrem großen G erin­nert mich an frohe Stunden in Gemein­schaft, auf Ausflügen, beim Grillen, vorm Fern­seher, im Stadion. Sie lässt mich bewe­gende Emotionen erin­nernd erleben. Nicht unwichtig jetzt. Zumal wir ja auch unsere Schüt­zen­kappen am dritten Juli-Wochen­ende zwar nach Belieben auf- und absetzen konnten – aber fern des Ümme­richs bleiben mussten. – G wie groß­ar­tiges Geschenk.

Verbun­den­heit wird spürbar. Da sind Menschen, die mir viel bedeuten. Von denen ich regel­mäßig wissen will, wie´s ihnen geht, was sie gerade tun, wie sie sich nach wie vor tagtäg­lich durch die Heraus­for­de­rungen der Pandemie schlagen. G wie Gemein­schaft und Großzügigkeit.

Niemand kann vorher­sehen, wann mit dem Ende der „neuen Norma­lität“ gerechnet werden kann und eine gute, unbe­schwer­tere Form von (neuem) Alltag möglich sein wird. Deshalb brau­chen wir Vertrauens- und Hoff­nungs­anker. Augen­blicke, die uns Mut geben. G wie gelas­sene Zuver­sicht, G wie getragen sein, G wie glauben.

Dabei ist die Kappe mit dem großen G nicht ohne Tücken. Signa­li­siert sie doch die Sympa­thie für das ameri­ka­ni­sche Unter­nehmen „Green Bay Packers“, Unter­hal­tungs­in­dus­trie, Profi-Sport. Umsatz- und Profit­ori­en­tie­rung. Ökono­mi­sche Selbstverständlichkeit.

Sympa­thien, „Fan sein“, sind nicht ohne. Zwie­späl­tig­keiten kennen wir, haben wir auszu­halten. Umso mehr, da jetzt der jewei­lige (Bundes-)Ligabetrieb wieder ange­laufen ist.

Mag das große G auf schwarzem Unter­grund also auch beileibe keinen so zwei­fels­freien Leumund haben wie ein blüten­weißes Tauf­kleid: ich nehme es mehr­mals am Tag in den Blick.

Und dabei kann sich so etwas Befrei­endes wie Leben­dig­keit in mir bemerkbar machen.

Dann können da ein Vertrauen und ein Hoffen sein. G wie Geduld.

Jeder oder jede von uns wird in der unmit­tel­baren Wohn­um­ge­bung auf mindes­tens einem Gegen­stand sein oder ihr großes G sehen. Zumin­dest das weiß ich sicher.

Hilfe zum Aufrichten, jeden Tag neu. Kraft schöpfen und weiter­gehen. G wie Garantie des Gelingens.

Green Bay liegt im Osten des US-Bundes­staates Wisconsin. Auch hier leiden die Menschen unter der Pandemie. Und sie leiden unter rassis­tisch moti­vierter Gewalt und gewalt­tä­tigen Ausein­an­der­set­zungen. Das dringt – medial vermit­telt – derzeit auch zu uns, ist aber vor Ort leider (mindes­tens) jahr­zehn­te­lange Alltagserfahrung. –

In der Heimat­re­gion der „Packers“ behaupten wohl die aller­meisten Fans, das G stehe für „God‘s Great Grace“ – „Gottes groß­ar­tige Gnade“. Selbst­ver­ständ­lich bezogen aufs Team.

Aber das muss ich bei aller Sympa­thie dann doch entschieden zurückweisen.

Zumin­dest immer dann, wenn ich nicht gerade eines ihrer Spiel anschaue.

Ihnen einen guten weiteren Start in den Herbst und in die neue Ligasaison!

Martin Neuhaus

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