Wurzeln schlagen möglich machen
Bei meinen Wanderungen im Thüringer Wald in meinem Urlaub habe ich viele schöne Dinge gesehen: tolle Ausblicke auf Höhenwegen, wunderbar kühle Bachläufe, Wolkentürme vor Gewittern und viele bunte Wiesenblumen. Aber dann bin ich einen Weg bergauf in der Mittagshitze gegangen und zu meiner Linken immer wieder schattenspendende Bäume, größere und oft noch kleine, noch relativ frisch Gepflanzte. Und erst dann entdecke ich die kleinen Tafeln. Neben jedem der jüngeren Bäume ist ein Holzpflock einbetoniert mit einer Tafel darauf. Da steht zum Beispiel: zur Silberhochzeit von… oder zur Geburt von… und dann immer der Name und das Datum. Und dann entdecke ich eine Tafel, auf der steht: Zur Taufe und Name und Datum. Welch wunderbare Idee. Zur Taufe einen Baum zu pflanzen heißt, der Baum wird Wurzeln tief in die Erde setzen, damit er Halt bekommt und stabil wird, festhält und Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann. Und dann kann er wachsen und neue Äste, Zweige, Blätter und Blüten treiben. Man kann also schon von außen sehen, ob es dem Baum gut geht, ob er stabil ist und wächst und gedeiht.
Ein schönes Bild für das Wachstum im Glauben. Zur Taufe versprechen die Eltern und die Paten, das Kind im Glauben zu erziehen und beim Hineinwachsen ins Christsein zur Seite zu stehen. Und der fruchtbare Boden ist dann das christliche Leben in der Familie, das gemeinsame Beten, miteinander zum Gottesdienst zu gehen, Nächstenliebe erleben und lernen, zu den Sakramenten geführt werden, Feste mitfeiern und Freude am Glauben bekommen.
Und zum Wurzeln schlagen gehört auch der fruchtbare Boden derer, die als Mitglaubende mit unterwegs sind und in deren Gemeinschaft das neue Gemeindemitglied hineinwächst. Seien wir uns unserer Verantwortung dazu bewusst und bereiten wir diesen fruchtbaren Boden, damit die zarten Bäume Wurzeln schlagen, Nährstoffe und genügend Wasser bekommen können.
Sr. Katharina Hartleib OSF
(Konvent San Damiano)