Gedanken zum Tag – 17. November 2024 – 33. Sonntag im Jahreskreis

17. Nov 2024

Was soll uns der Volks­trau­ertag noch sagen? Viel­leicht das: Nach den verhee­renden Konflikten des Zweiten Welt­kriegs ist es gelungen, Feind­schaften zu über­winden. Deutsch­land und Frank­reich, einst Todfeinde, sind heute Verbün­dete. Wer von uns käme heute noch auf die Idee, einen Fran­zosen als Feind anzu­sehen? Dieses Frie­dens­pro­jekt Europa, das aus einer Wirt­schafts­union für Kohle und Stahl hervor­ging, hat uns viel gebracht – doch es geht um mehr als wirt­schaft­liche Inter­essen. Es geht um gemein­same Werte: Menschen­würde, Frei­heit, Demo­kratie, Rechts­staat­lich­keit. Werte, die uns verbinden und die wir – mehr denn je – vertei­digen müssen.

An unseren Ehren­malen erin­nern wir uns an die Opfer – 55 Millionen Menschen im Zweiten Welt­krieg. Doch jedes Mahnmal ist auch ein Auftrag: Einstehen für Mensch­lich­keit und Versöhnung.

Versöh­nung ist kein einfa­cher Weg, doch sie ist grund­le­gend, im Großen wie im Kleinen. Auch in unserer Gemein­schaft, in unseren Fami­lien, im Alltag. Eine kleine Geschichte zeigt dies:

Zwei Freunde laufen den Strand entlang und geraten in einen Streit. Der verläuft so heftig, dass einer der beiden den anderen schlägt. Am Boden liegend schreibt dieser schwei­gend in kleinen Buch­staben in den Sand: Mein bester Freund hat mich heute geschlagen. 
Später schlen­dern die beiden Freunde wieder durch die Gegend. Der Tage zuvor geschla­gene versinkt in tiefem Treib­sand. Sein Freund rettet ihn. Der beinahe Erstickte sucht nach einem Stein, holt einen Stift hervor und schreibt in großen Lettern auf den Stein: Mein bester Freund hat mir heute das Leben gerettet. Der andere sieht ihn erstaunt an: „Ich verstehe dich nicht – letz­tens hast du die Worte in den Sand geschrieben. Heute auf einen Stein? Warum?“ Sein Freund antwortet: „Wenn uns jemand verletzt oder einen Fehler begeht, sollten wir es in Sand schreiben; damit der Wind der Versöh­nung ihn auslöscht. Aber wenn uns jemand Gutes tut, müssen wir es in Stein meißeln; damit kein Wind der Verges­sen­heit ihm jemals etwas anhaben kann.“

Auch unsere Ehren­male sind aus Stein gebaut, damit wir nicht vergessen. Gleich­zeitig sind sie eine Mahnung: Versöh­nung ist unser aller Auftrag. Lassen wir den Wind der Versöh­nung wehen – in Europa, in unserer Stadt und unseren Dörfern, in unserem tägli­chen Miteinander.

Chris­toph Scheppe
(Gemein­de­mit­glied aus Rehringhausen)

 

Wenn Sie, liebe Lese­rinnen und Leser, auch solche Gedanken über das Leben oder über irgend­etwas anderes haben, dann schreiben Sie es auf und schi­cken es uns. Wir geben ihre Gedanken gerne im Tages­im­puls an andere weiter. Falls Sie in Ihrem Beitrag (ausnahms­weise!) fremde Texte/Textteile verwenden, beachten Sie bitte UNBEDINGT die Urhe­ber­rechte. Formu­lieren Sie am besten eigene GEDANKEN! Sie können uns schreiben unter gedankenzumtag@gmx.de .

 

Leser interessierten sich auch für:

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner