Mit Palmsonntag betreten wir die Schwelle zur Karwoche – eine Zeit intensiver Spannungen und Gegensätze. Der jubelnde Einzug in Jerusalem wandelt sich in wenigen Tagen zur Kreuzigung. Was als Triumph beginnt, mündet in scheinbarer Niederlage, bevor Ostern alles in ein neues Licht rückt.
Als Krankenhausseelsorger erlebe ich täglich ähnliche Spannungen. Menschen, die eben noch mitten im Leben standen, finden sich plötzlich mit einer schwerwiegenden Diagnose konfrontiert. Familien erleben Momente tiefster Verzweiflung und kurz darauf unerwartete Wendungen zum Besseren.
Unser Erzbistum Paderborn steht vor einem ähnlichen Prozess der Veränderung. Die angestrebte Umstrukturierung mag zunächst beunruhigen und Unsicherheit auslösen – vergleichbar mit den bangen Fragen der Jünger in den Tagen zwischen Palmsonntag und Ostern: Wie geht es weiter? Was bleibt? Was verändert sich grundlegend?
Im Krankenhausalltag erlebe ich, dass gerade in Umbruchsituationen Hoffnung nicht einfach ein frommes Gefühl ist, sondern eine aktive Haltung. Hoffnung bedeutet, Vertrautes loszulassen und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass Neues entstehen darf. Hoffnung heißt, durch das Kreuz hindurchzuschauen auf die Auferstehung.
Vielleicht liegt genau darin die Botschaft in diesen Zeiten des Wandels: Der Karfreitag gehört zum Weg – doch er ist nie das Ende. Die Hoffnung, die uns trägt, ist keine naive Zuversicht, sondern gründet in der Gewissheit, dass Gott auch auf unbekannten Wegen mitgeht und etwas Neues entstehen lassen kann, dass wir uns heute noch nicht vorstellen können.
Christoph Lange
(Krankenhauspfarrer)
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