„Beginnen wir einmal praktisch.“ Diese Formulierung, liebe Leserinnen und Leser, stammt aus der ersten Reichstagsrede des katholischen Priesters und Sozialreformers Franz Hitze, der 1851 im heutigen Olper Ortsteil Hanemicke geboren wurde. Er gilt als „Vater“ der katholischen Arbeitervereine und als ein Wegbereiter des Caritasverbandes.
„Beginnen wir einmal praktisch“, dachten sich auch die Apostel, als es in der schnell wachsenden Jerusalemer Urgemeinde zu einer ersten pastoralen Herausforderung kam. Eine Gruppe von Witwen, die zur griechischen Fraktion innerhalb der Gemeinde gehörte, fühlte sich bei der täglichen Versorgung mit Nahrungsmitteln benachteiligt. Die Apostel nahmen die Sorgen der Witwen ernst. Sie waren davon überzeugt, dass ihr Dienst vor allem im Beten und Predigen bestehen sollte. Aber was würde dann aus den griechischen Witwen ? Wer würde sich ganz praktisch um diese Gemeindegruppe kümmern ? In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 6,1–7) können wir die Lösung nachlesen. Sieben Männer, so berichtet die Apostelgeschichte, werden ausgewählt, um sich ganz praktisch der Versorgung der Witwen anzunehmen. Aus einer Notwendigkeit heraus und im Zusammenspiel mit der Gemeinde schaffen die Apostel das Amt des Diakons, mit allem, was bis heute dazu gehört: Auswahl geeigneter Kandidaten, Gebet und Handauflegung.
„Beginnen wir einmal praktisch“, das gilt auch während der Corona-Krise. Die Krise hat in unserer Kirche sogar einen neuen Dienst geschaffen: den Ordnungsdienst, der vor und während des Gottesdienstes darauf achtet, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Ohne Ordnungsdienst keine Heilige Messe. Viele Menschen in unserem Pastoralverbund haben sich in den letzten Tagen darüber Gedanken gemacht, wie wir das Hygienekonzept unseres Erzbistums praktisch in Olpe umsetzen können. Allen, die dabei mitgewirkt haben, gilt ein herzliches Dankeschön! Aber es gibt ja nicht nur die Liturgie. Und so bleiben Fragen: Wie wird in den nächsten Monaten die Seelsorge unter Corona-Bedingungen ganz praktisch aussehen ? Wie der Seelsorgeunterricht in den Schulen ? Was ist mit den Kranken- und Hauskommunionen ? Wann können die Erstkommunion- und Firmfeiern nachgeholt werden ? Da wird es praktische Lösungen brauchen, die den Geist Gottes atmen.
Wer für den heutigen Sonntagsspaziergang noch eine praktische Idee braucht, dem sei der Franz-Hitze-Pfad empfohlen, der am Olper Geschichtsbrunnen auf dem Kurkölner Platz beginnt und als Rundweg über Rhode, Sondern und Eichhagen führt. Ein schöner Rundweg, der gut ausgeschildert ist und dessen „Pilgerstationen“ unterwegs Wissenswertes aus dem Leben von Franz Hitze erzählen. Dessen Todestag (20. Juli 1921) jährt sich nächstes Jahr übrigens zum 100. Mal, und zwar am Dienstag nach Olper Schützenfest 2021.
Allen Müttern sei ein gesegneter & schöner Muttertag gewünscht!
Pace e bene
Michael Kammradt