Gedanken zum Tag – 10. Mai 2020, Fünfter Sonntag der Osterzeit

10. Mai 2020

„Beginnen wir einmal prak­tisch.“ Diese Formu­lie­rung, liebe Lese­rinnen und Leser, stammt aus der ersten Reichs­tags­rede des katho­li­schen Pries­ters und Sozi­al­re­for­mers Franz Hitze, der 1851 im heutigen Olper Orts­teil Hanemicke geboren wurde. Er gilt als „Vater“ der katho­li­schen Arbei­ter­ver­eine und als ein Wegbe­reiter des Caritasverbandes.

„Beginnen wir einmal prak­tisch“, dachten sich auch die Apostel, als es in der schnell wach­senden Jeru­sa­lemer Urge­meinde zu einer ersten pasto­ralen Heraus­for­de­rung kam. Eine Gruppe von Witwen, die zur grie­chi­schen Frak­tion inner­halb der Gemeinde gehörte, fühlte sich bei der tägli­chen Versor­gung mit Nahrungs­mit­teln benach­tei­ligt. Die Apostel nahmen die Sorgen der Witwen ernst. Sie waren davon über­zeugt, dass ihr Dienst vor allem im Beten und Predigen bestehen sollte. Aber was würde dann aus den grie­chi­schen Witwen ? Wer würde sich ganz prak­tisch um diese Gemein­de­gruppe kümmern ? In der heutigen Lesung aus der Apos­tel­ge­schichte (Apg 6,1–7) können wir die Lösung nach­lesen. Sieben Männer, so berichtet die Apos­tel­ge­schichte, werden ausge­wählt, um sich ganz prak­tisch der Versor­gung der Witwen anzu­nehmen. Aus einer Notwen­dig­keit heraus und im Zusam­men­spiel mit der Gemeinde schaffen die Apostel das Amt des Diakons, mit allem, was bis heute dazu gehört: Auswahl geeig­neter Kandi­daten, Gebet und Handauflegung.

„Beginnen wir einmal prak­tisch“, das gilt auch während der Corona-Krise. Die Krise hat in unserer Kirche sogar einen neuen Dienst geschaffen: den Ordnungs­dienst, der vor und während des Gottes­dienstes darauf achtet, dass die Abstands- und Hygie­ne­re­geln einge­halten werden. Ohne Ordnungs­dienst keine Heilige Messe. Viele Menschen in unserem Pasto­ral­ver­bund haben sich in den letzten Tagen darüber Gedanken gemacht, wie wir das Hygie­ne­kon­zept unseres Erzbis­tums prak­tisch in Olpe umsetzen können. Allen, die dabei mitge­wirkt haben, gilt ein herz­li­ches Danke­schön! Aber es gibt ja nicht nur die Liturgie. Und so bleiben Fragen: Wie wird in den nächsten Monaten die Seel­sorge unter Corona-Bedin­gungen ganz prak­tisch aussehen ? Wie der Seel­sor­ge­un­ter­richt in den Schulen ? Was ist mit den Kranken- und Haus­kom­mu­nionen ? Wann können die Erst­kom­mu­nion- und Firm­feiern nach­ge­holt werden ? Da wird es prak­ti­sche Lösungen brau­chen, die den Geist Gottes atmen.

Wer für den heutigen Sonn­tags­spa­zier­gang noch eine prak­ti­sche Idee braucht, dem sei der Franz-Hitze-Pfad empfohlen, der am Olper Geschichts­brunnen auf dem Kurkölner Platz beginnt und als Rundweg über Rhode, Sondern und Eich­hagen führt. Ein schöner Rundweg, der gut ausge­schil­dert ist und dessen „Pilger­sta­tionen“ unter­wegs Wissens­wertes aus dem Leben von Franz Hitze erzählen. Dessen Todestag (20. Juli 1921) jährt sich nächstes Jahr übri­gens zum 100. Mal, und zwar am Dienstag nach Olper Schüt­zen­fest 2021.

Allen Müttern sei ein geseg­neter & schöner Muttertag gewünscht!

Pace e bene
Michael Kammradt

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