Gedanken zum Tag – 07. März 2021, 3. Sonntag der Fastenzeit

7. März 2021

Komm doch mal längs mich…

Neulich beim Spazie­ren­gehen habe ich eine ehema­lige Mitschü­lerin getroffen. Wir kamen kurz ins Gespräch. Sie verab­schie­dete sich mit dem Satz „Wenn du das nächste Mal in der Nähe bist, komm doch mal längs uns. Im Moment ist es mit Corona ja schwierig, aber bald geht das ja hoffent­lich wieder.“

Die Aussage brachte mich in zwei­fa­cher Hinsicht zum Nachdenken.

Zum einen habe ich über­legt, was ich aufgrund der anhal­tenden Kontakt­be­schrän­kungen eigent­lich am meisten vermisse. Dabei stelle ich fest, es sind gar nicht die großen Dinge. Nicht die riesigen Veran­stal­tungen oder Feiern. Ich besinne mich immer mehr auf das Wesent­liche, wie ich merke.

Ein Beispiel: Wir feiern dieses Jahr unsere kirch­liche Hoch­zeit. Die Feier planen wir nun etwas kleiner als ursprüng­lich ange­nommen. Aber ich merke: Der große Rahmen ist mir irgendwie gar nicht (mehr) so wichtig, wie ich immer dachte. Denn worum geht es eigent­lich? Das Wesent­liche der Hoch­zeit ist doch, dass man das große Glück hat, einen Partner für sein Leben gefunden zu haben. Beson­ders durch die aktu­elle Zeit der Kontakt­be­schrän­kungen habe ich das umso mehr schätzen gelernt. Dieses Glück möchte ich vor Gott für immer besie­geln. Das ist mir wichtig. Und mir liegt am Herzen, dass unsere Familie und engsten Freunde daran teil­haben können. Ich bin dankbar für jeden, der unser Glück mit uns teilen kann. Das weiß ich jetzt umso mehr zu schätzen. Alles andere setzt dafür eigent­lich nur den Rahmen. Viel­leicht ist es im kleinen Kreis sogar umso persön­li­cher. Man hat mehr Zeit für die Einzelnen. Eigent­lich ist es, so finde ich, so gesehen gar kein Verlust, sondern ein Gewinn.

Was ich gerade vermisse sind die kleinen Dinge: Die Umar­mung, wenn Familie und Freunde zu Besuch kommen. Und über­haupt: Dass man sich gegen­seitig unbe­schwert besu­chen kann. Auch der Hand­schlag bei beruf­li­chen Terminen und sich persön­lich zu sehen statt digital sind für das soziale Mitein­ander wich­tiger, als es mir vor der Pandemie bewusst war. Vieles war mir immer selbst­ver­ständ­lich und es war mir gar nicht klar, wie gut es tat. – Auch der spon­tane Kaffee bei Bekannten, die man beim Spazier­gang trifft.

Zum anderen musste ich am Rande aber auch darüber nach­denken: Was ist das eigent­lich für eine Rede­wen­dung? „Komm mal längs mich“ — das sagen doch nun wirk­lich nur wir Olper, oder? Ich habe dann darüber nach­ge­dacht, was noch so richtig „echt Olpe“ ist. So kommen wir nicht nur längs uns, sondern wir stehen auch auf der Haustür, um ein Pröhl­chen zu halten. Ein Olper geht nicht zum Frisör, sondern lässt sich den Kopp stellen. Manchmal sitzen wir sogar unterm Haus.

Was vermissen Sie am meisten? Was haben Sie beson­ders jetzt zu schätzen gelernt? Mit wem würden Sie gerne wieder einmal ein Pröhl­chen auf der Haustür halten?

Anna Wiese
(Mitglied der Steuerungsgruppe)

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