„Laudato si, o mio Signore“
Dieses Lied kennen fast alle, die in Kinder- und Schulgottesdienste gehen und die sich dieses Lied oft sogar für ihren Firmungsgottesdienst auswählen.
„Laudato si“ ist die so schön klingende italienische Version des Sonnengesangs des Heiligen Franziskus, dessen Gedenktag wir gestern feierten! Sei gelobt mein Herr, für alle Deine Geschöpfe, so beginnt das Lied, das als erste Dichtung im Hochitalienischen bekannt wurde.
Wenn man es liest, erwärmt es das Herz. Es lobt und preist Sonne und Mond und Sterne, das Wasser und das Feuer, Wind und Regen, die Erde und all das Schöne auf ihr.
Aber dann wird es plötzlich anders. Franziskus besingt auch alle, die Krankheit und Schwäche ertragen und die Vergebung üben, gegenüber denen, die ihnen Böses tun. Und er geht noch weiter: Er besingt und lobt Gott auch für „Bruder Tod“, dem kein lebender Mensch entrinnen kann. Aber er weiß auch, dass der Tod notwendig ist, um hinüberzukommen in das Land der Lebenden, in die Ewige Herrlichkeit Gottes.
Und spätestens an der Stelle im Lied wird mir wieder bewusst, dass dieser Sonnengesang kein niedliches Sonne-Mond-und-Sterne Liedchen ist, wie wir das so gerne hätten. Es ist ein Loblied auf Gott, den Schöpfer allen Lebens, der uns nicht auf einen Ponyhof oder in ein Kinder-Bälle-Paradies gesetzt hat. Er hat uns die Erde und das Leben gegeben, damit wir es gestalten und das Leben in Fülle haben.
Und zur Fülle des Lebens gehört alles: Geburt und Leben, Freude und Leid, Jubel und Trauer, Sonne und Regen, Satt-sein und Hungern, Leben und Sterben.
Der Sonnengesang des Franziskus
Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen. Dir allein, Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne, welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest. Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, klar und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer, durch das du die Nacht erleuchtest; und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen und Krankheit ertragen und Drangsal. Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch lebend entrinnen. Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben. Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun. Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.
Es ist ein sehr erwachsenes Gebet, das Franziskus zwei Jahre vor seinem Tod, krank und fast blind, geschrieben und gebetet hat.
Sr. Katharina Hartleib
(Konvent San Damiano)