Umkehren auf der Autobahn? Keine gute Idee.
Sie sind mit ihrem Auto unterwegs, fahren einem unbekannten Ziel entgegen und haben deshalb das Navigationssystem eingeschaltet. Abgelenkt von einer angeregten Diskussion mit ihrem Beifahrer, überhören Sie die Anweisung des Navis: Jetzt bitte von der Autobahn abfahren! Zu spät! Die angewiesene Abfahrt liegt bereits hinter Ihnen. Bitte umkehren, ermahnt Sie die Stimme des Navigationssystems. Die nächste Ausfahrt ist mehrere Kilometer entfernt. Umkehren, Wenden? Auf der Autobahn? Absolut ausgeschlossen!
Auch im Kontext des Glaubens hört man immer wieder die Mahnung zur Umkehr, zum Neuanfang. Die Propheten des Alten Bundes werden nicht müde, das Volk wachzurütteln, darauf hinzuweisen, wenn Rituale entkoppelt und losgelöst sind von einer inneren Bußgesinnung und so nichts weiter sind als frommes Theater, Heuchelei resp. Schauspielerei.
Spruch des HERRN: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Joel 2,12.
Auch aus dem Munde Jesu hören wir: „Die Zeit ist erfüllt und gekommen ist das Königreich Gottes. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.” (Mk 1,15) Ich glaube zu kurz gedacht oder nicht ausreichend scheint mir ein bloßes formelles und juridisches Abwenden und Abstandhalten von bösen Taten d.i. von Verstößen gegen einzelne Gebote Gottes gleich einem Verkehrsdelikt. Vielmehr meint der griechische Ausdruck “metanoéin” so etwas wie: umdenken, Buße tun, den Sinn ändern.
Ich kann — um das o.g. Beispiel zu bemühen — auf der Autobahn nicht einfach stehenbleiben und umdrehen und zurückfahren – in alte Verhaltensmuster fallen. Ich bin gefordert, mir etwas Neues einfallen zu lassen, umzudenken, um dann – mit Gottvertrauen – positiv die Situation zu lösen und zu meistern. Umkehr in Jesu Sinn meint das erneute sich Hinwenden des Inneren, des Herzens, zu Gott. Sich also nicht auf sich allein verlassen und auf seine eigenen Fähigkeiten und Kräfte bauen, sondern das Heil von Gott erwarten.
Gemeint ist eine Gesinnungskonversion, die so zu einer Quelle christlichen Handelns werden kann. Das mag vielleicht sehr abstrakt und unpraktisch klingen. Praktisch wird es ganz konkret durch das “umkehren wollen”. Ja, ich möchte mich einlassen auf diesen Gott und bringe die Bereitschaft mit, mich zu ändern, gewohntes, vielleicht auch angewöhntes zu hinterfragen.
Ich wünsche Ihnen einen guten und besinnlichen Weg durch die Fastenzeit.
Das diesjährige Osterfest kann ein Vorbild sein für das, was wir erwarten und erhoffen dürfen: das ewige Leben bei Gott. Oder in den Worten des NAVI gesprochen: Sie haben ihr Ziel erreicht.
Ihr Vikar Todt
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