pilgern: schwaches Verb, sich an einen Ort begeben
So schreibt es der Duden. Synonym — wallfahren: ebenfalls schwaches Verb, Gebrauch: landschaftlich, veraltend oder scherzhaft.
Klingt alles nicht besonders aufregend, wenn man das so liest. Und doch liegt pilgern und wallfahren im Moment sehr im Trend. Spätestens nachdem Hape Kerkeling mit dem Bericht über seine Reise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela einen Bestseller verfasste, sind jung und alt auf den Beinen. Entlang der alten und großen Wallfahrerrouten, zu den großen Pilgerorten der katholischen Kirche, aber auch zu den kleineren und ganz kleinen Gnadenorten im näheren oder weiteren Umfeld:
Werl, Kevelaer, Köln, Altenberg, Marienstatt, aber auch Altenkleusheim, Sendschotten oder Hünkeshol.
Dabei ist wallfahren überhaupt keine besonders neue Mode, sondern schon seit den Anfängen fester Bestandteil des Christentums. Die Gräber der Apostel wurden seit jeher ebenso von den Gläubigen besucht, wie besondere Kathedralen oder Gnadenorte.
Und so jährt sich in diesem Jahr am kommenden Wochenende die Wallfahrt der Drolshagener nach Marienheide sogar schon zum 200. Mal.
Der Wunsch der Gläubigen ist es, die Sorgen und Nöte im Gepäck zur Mutter Gottes zu tragen und sie dort lassen und bei Maria gut aufgehoben wissen zu dürfen.
Jedes Jahr auch wieder im Gepäck, die Frage: Warum tu ich mir das eigentlich an? Die Sonne, die mir sengend heiß auf den Kopf brät, oder das Regenwasser, das bei jedem Schritt aus meinem Schuh gedrückt wird. Die bange Frage, wie ich den Berg wieder runterkommen soll, wenn meine Knie schon beim Aufstieg so weh tun und ob meine Finger jemals wieder dünn werden?
Die Marienheider haben schon viel erlebt in den vergangenen Jahren. Jeder hat seine eigene kurze oder lange Verbindung mit der Wallfahrt, die teilweise von den Eltern an die Kinder weitergegeben wurde. Und sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die auch dann bestehen bleibt, wenn die eigenen Kräfte für den Weg nicht mehr reichen. Dann nehmen die Jungen, die Anliegen der Alten einfach mit.
Und das ist auch die Antwort auf die Frage, warum man sich das jedes Jahr wieder antut: Weil sich Himmel und Erde auf dem Weg begegnen und weil sich Menschen dort begegnen. Ein Stück Weg gemeinsam gehen, Freude und Sorgen gemeinsam tragen und eine Stärkung aus dem Glauben mit ins nächste Jahr nehmen. Die Gemeinschaft, die Gottesdienste und der Weg, all das gibt Kraft und tut gut.
Und deshalb werden wir am Samstag wieder gemeinsam nach Marienheide aufbrechen. Zu einer ganz besonderen Jubiläumswallfahrt, die uns dann sicher motiviert, auch die nächsten 200 Jahre lang diese besondere Wallfahrtstradition zu pflegen.
Es grüßt Sie alle im Namen der Marienheider Wallfahrer
Cornelia Clemens
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