Liebe Mitmenschen!
In der Herbst- und Erntezeit kommt mir oft ein Lied in den Sinn, das ich gern mit Grundschülern gesungen habe.
Leer sind die Felder, und voll ist die Scheune,
und der Müller in der Mühle mahlt das Korn zu Mehl.
Heut‘ lasst uns schütteln die allerletzten Bäume,
darum sind die Burschen und die Mädchen so fidel.
Recht die Felder ab, aber nicht zu knapp,
Vögelein und Mäuschen kriegen auch noch etwas ab.
Zuerst gab‘s immer ein paar Worte zu erklären und dabei meistens viel Spaß: „fidel“: vor allem wegen der Betonung auf der 2. Silbe! „Recht“ habe ich zunächst versucht, mit „rechen“ bzw. „harken“ zu erklären, fand jedoch kaum Verständnis. Wenn ich dann eine Harke an die Tafel zeichnete, kam sofort die Erleuchtung: Ach, du meinst „krämmern“, eine Bezeichnung die überwiegend im Wendener Raum und im Siegerland geläufig ist!
All das fiel mir kürzlich bei einem Spaziergang durch abgemähte Felder wieder ein, viel mehr aber noch der Bezug zum Thema Erntedank:
Nicht viele unserer Mitbürger sind momentan besonders „fidel“ – aus den unterschiedlichsten Gründen. Was die Ernte angeht, hat die große Trockenheit ihre Spuren hinterlassen. Und dennoch gibt es in manchen Bereichen große Fülle, wie z.B. bei der Obsternte…
In schwierigen Zeiten ist es nicht selbstverständlich zu danken für das, was uns aus Gottes Schöpfung zufällt. Es beeindruckt mich jedoch immer wieder, wie viel Engagement und Hilfsbereitschaft zum Teilen bei uns noch spürbar ist: „Vögelein und Mäuschen kriegen auch noch etwas ab!“
Wir spüren, dass die Früchte der Erde allen zustehen. Dank erfüllt ja mit Freude, und die kann ich nur genießen, wenn es auch anderen gut geht!
In diesem Sinne wünsche ich ein frohes Erntedankfest!
Veronika Rademacher
(Gemeindemitglied von St. Martinus)