Liebe Schwestern und Brüder,
hier lesen Sie nun den Tagesimpuls des 2. Tages der Olper-Werlwallfahrt 2021, womit wir alle Daheimgebliebenen, ehemalige Pilger und Interessierte virtuell auf die Olper Wallfahrt nach Werl mitnehmen möchten.
2. Tagesimpuls
Liebe Deinen Nächsten, wie dich selbst! – eine radikale Forderung
Welch großes Gebot. Man könnte fragen, warum Gott es nicht in die 10 Gebote eingebunden hat. Und obwohl auch im Alten Testament oft darüber geschrieben wird, nimmt dieses Thema erst mit dem Wirken Jesu Christi auf dieser Welt so richtig Fahrt auf, denn er erwähnt es immer wieder und geht sogar noch weiter, wenn er in der Bergpredigt fordert: „Liebe deine Feinde“.
Er schwört seine Apostel regelrecht darauf ein und motiviert sie. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Gleichzeitig untermauert er aber auch damit, dass er in jedem einzelnen von uns ist, denn er liebt uns alle gleichermaßen.
Das können wir von uns nun wiederum nicht wirklich behaupten, denn es gibt einfach zu viele Gründe, die verhindern, dass wir unseren Nächsten lieben können. Da gibt es Sympathie und Antipathie, die uns bereits trennen lassen, wer unserer Liebe würdig ist. Da gibt es mitunter Hass, Neid, Missgunst, alle negativen menschlichen Gefühle, die es uns schwer machen, Jesu Gebot umzusetzen. Nur zu gerne lassen wir uns von Meinungsmachern, Populisten, Presse und sozialen Medien manipulieren. Hier wird im ganz großen Stile eine gesellschaftliche Spaltung betrieben, die in einem Lagerdenken enden und dazu geeignet sind und benutzt werden, um Menschen auseinander zu dividieren und nicht zu einen.
Es ist wirklich schwierig, seinen Nächsten zu lieben, wie sich selbst. Gewiss war es das zu Jesu Zeiten auch schon, sonst hätte er nicht immer wieder darauf hingewiesen. Jesus ist unser Beispiel, wie es funktioniert. Schauen wir auf ihn, dann bekommen wir auch immer eine Antwort. Seine Nächstenliebe ging sogar so weit, dass er seinen Häschern noch am Kreuz hängend verzieh. Er sagte: “Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Mehr geht einfach nicht.
Lasst uns in der folgenden Schweigestunde versuchen, den folgenden Fragestellungen ganz persönlich für uns im Zwiegespräch mit Gott nachzugehen:
Was bewegt mich, meinem Nächsten meine Liebe zu verweigern?
Warum fällt es mir oft so schwer, mich auf mein Gegenüber liebend und wohlwollend einzulassen.
Wie lasse ich meinem Nächsten meine Liebe spüren und wie reagiert er darauf?
Georg Scheiwe
(Wallfahrtsleiter)