Gedanken zum Tag – 11. November 2020, Mitt­woch der 32. Woche im Jahreskreis

11. Nov. 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

heute feiert die Kirche das Fest des heiligen Martin von Tours, des Patrons unserer Marti­nus­kirche und der Stadt Olpe.

Doch in diesem Jahr dürfen auch die Martins­züge und ‑spiele wegen der Corona-Pandemie nicht durch­ge­führt werden. Statt­dessen gibt es eine schöne, bundes­weite Aktion: „Teile dein Licht!“ Dabei sollen Laternen abends — für alle sichtbar — in die Fenster gestellt und Fotos davon in den sozialen Netz­werken veröf­fent­licht werden (#stmartin2020).

Das Licht teilen. Das hat Martin von Tours ausgemacht.

Er war wie ein Licht für andere. Er half Menschen, die in Not waren. Die Geschichte, die davon erzählt, wie er mit dem armen Bettler den Mantel geteilt hat, kennt sicher jeder. Martin glaubte fest daran, dass Gott alle Menschen liebt. Mit seinen Taten zeigte er uns, dass wir fürein­ander da sein können.

Aber bedarf es heute tatsäch­lich noch einer solchen Gestalt wie der eines Sankt Martin, um Menschen zur Mitmensch­lich­keit anzu­regen? Ist das Verschenken eines halben Mantels eine Tat, die eine solche Über­hö­hung recht­fer­tigt? Gäbe es nicht andere Personen, deren Taten unseren heutigen Vorstel­lungen von Mitmensch­lich­keit mehr entspre­chen als die des Sankt Martin?

Die Frage könnte aber auch lauten: „Wie zeit­gemäß ist Nächstenliebe?“

Der heilige Martin ist nicht nur aufgrund seines Wirkens, sondern auch wegen des Brauch­tums rund um seinen Namen heute einer der bekann­testen und belieb­testen Heiligen — vor allem bei den Kindern.

Die Über­lie­fe­rung berichtet, der heilige Martin habe in sich alle Wesens­züge vereint, die seine Zeit­ge­nossen von einem Kirchen­mann und christ­li­chen Seel­sorger erwar­teten: „Hingabe, Demut, Gerech­tig­keits­sinn. Mut, Weis­heit und Barm­her­zig­keit. Kurz: Er war ein glaub­wür­diger Mann des Glau­bens.“ Er hat Grenzen über­schritten und Zivil­cou­rage gezeigt. Er war einer, der hinschaute, die Not sah und geholfen hat. Solche Menschen braucht auch unsere moderne Gesell­schaft. In all dem kann er uns auch heute noch Vorbild sein.

Die leuch­tenden bunten Laternen beim Martinszug sind Ausdruck für die „strah­lende Botschaft“ des heiligen Martin und sollen wie damals Licht in die November-Dunkel­heit bringen. Mit dem Umstand, dass selbst kleine Lichter tiefe Fins­ternis erhellen, verband sich die christ­liche Licht­sym­bolik: Jesus bezeichnet sich als „Licht der Welt“ (Joh 8,12), aber auch die Gläu­bigen werden von Jesus so genannt: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14). In der Berg­pre­digt fordert Jesus seine Zuhörer auf: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,16).
Die Legende von der Mantel­tei­lung vermit­telt im Chris­tentum eine Botschaft der Soli­da­rität und des Mitge­fühls. Mit seinem Leben kann Martin uns ein Vorbild sein. Ein Licht­blick für andere sein, soli­da­risch und mitfüh­lend zu einer gelin­genden Gemein­schaft beitragen. Darum geht es.

Jeden Tag begegnen wir Menschen. Meist schauen wir sie nur ober­fläch­lich an. Manchmal sehen wir aber mehr in ihnen. Ein Blick trifft ins Herz, ein Wort bleibt hängen, eine Geste weckt Mitge­fühl. Begeg­nungen können das Leben verän­dern. Jesus Christus tritt auch uns in den Weg, unscheinbar und alltäg­lich, in den Menschen, mit denen wir leben.

Viel­leicht können uns folgende Fragen in den nächsten Tagen begleiten: Gibt es zwei oder drei Menschen in meiner Umge­bung, die Zuspruch oder meine Hilfe brau­chen könnten? Wem möchte ich Mut machen? Wem kann ich ein Zeichen der Hoff­nung schenken oder wer wartet auf meine Hilfe? So können wir dem Beispiel des heiligen Martin folgen und ein biss­chen Licht und Freude in unsere Stadt und die Welt bringen.

Herz­liche Grüße
Gerlind Kaptain

 

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