Gedanken zum Tag — 12. März 2023 — Dritter Fastensonntag

12. Mrz 2023

Als ich gefragt worden bin, ob ich mal wieder einmal einen Gedanken zum Tag formu­lieren könnte, gab es den Vorschlag, viel­leicht etwas zu ukrai­ni­schen Kriegs­kin­dern in unserer Einrich­tung zu schreiben. Aller­dings leben im Josefs­haus (früher das Kinder­heim der Schwes­tern) im Augen­blick kaum unbe­glei­tete Minder­jäh­rige aus der Ukraine. Die Situa­tion in der Ukraine macht uns fassungslos und verdient unsere Aufmerk­sam­keit und unser Enga­ge­ment ohne Wenn und Aber!!!

Dennoch gibt es in Deutsch­land und auch im Kreis Olpe derzeit Entwick­lungen, die mich eben­falls sehr besorgt machen und die — in der schwie­rigen Situa­tion im Augen­blick – unter­zu­gehen drohen.

Uns errei­chen im Josefs­haus wöchent­lich so viele Aufnah­me­an­fragen, dass wir jeden Monat eine neue Gruppe eröffnen könnten. Jugend­amts-Mitar­beiter und ‑Mitar­bei­te­rinnen müssen für jede Anfrage im Durch­schnitt 50 Tele­fo­nate deutsch­land­weit führen, um für ein Kind oder einen Jugend­li­chen, die vorüber­ge­hend nicht zu Hause leben können, einen Lebensort zu finden. Ob dieser dann geeignet und passend ist, ist damit noch lange nicht gesagt.

Machen wir uns einmal bewusst, dass hinter jeder Aufnah­me­an­frage ein junger Mensch steht, der in seinem bishe­rigen Leben etwas erlebt hat, was Kinder und Jugend­liche eigent­lich nicht erleben sollten. Und dass gerade diese jungen Menschen ein Recht darauf haben, einen Ort zu finden, an dem sie ange­nommen, gemocht, geschützt und versorgt werden. Dafür braucht es Erwach­sene, die ihn unter­stützen und fördern. Nur so können junge Menschen sich entwi­ckeln und wachsen und ihren Platz in der Gesell­schaft finden.

Natür­lich spielt der Fach­kräf­te­mangel hier eine wesent­liche Rolle. Ich glaube aber auch, dass gesell­schaft­liche Entwick­lungen zu Ausgren­zungs­pro­zessen führen.

Natür­lich zeigen diese jungen Menschen häufig heraus­for­dernde Verhal­tens­weisen, die bei uns Unver­ständnis, Ableh­nung und Wut hervor­rufen. Die Gründe für diese Verhal­tens­weisen werden dabei jedoch häufig nicht gesehen und bedacht.

Meiner Ansicht nach können und müssen wir hier als Christen und Chris­tinnen positiv in unsere Gesell­schaft hinein­wirken. Denn wenn ich das Gebot der Nächs­ten­liebe richtig verstanden habe, gilt es nicht nur für den Nächsten in meiner eigenen Bubble, der so lebt, wie ich es für richtig halte.

Auch Jesus hat Menschen am Rande der Gesell­schaft ange­schaut, ist ihnen auf Augen­höhe begegnet, hat manche geheilt und hat mit ihnen Mahl­ge­mein­schaft gehalten.

Eva Maubach-Maiworm, Drolshagen
(Einrich­tungs­lei­tung, GFO Josefshaus)

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