Komm doch mal längs mich…
Neulich beim Spazierengehen habe ich eine ehemalige Mitschülerin getroffen. Wir kamen kurz ins Gespräch. Sie verabschiedete sich mit dem Satz „Wenn du das nächste Mal in der Nähe bist, komm doch mal längs uns. Im Moment ist es mit Corona ja schwierig, aber bald geht das ja hoffentlich wieder.“
Die Aussage brachte mich in zweifacher Hinsicht zum Nachdenken.
Zum einen habe ich überlegt, was ich aufgrund der anhaltenden Kontaktbeschränkungen eigentlich am meisten vermisse. Dabei stelle ich fest, es sind gar nicht die großen Dinge. Nicht die riesigen Veranstaltungen oder Feiern. Ich besinne mich immer mehr auf das Wesentliche, wie ich merke.
Ein Beispiel: Wir feiern dieses Jahr unsere kirchliche Hochzeit. Die Feier planen wir nun etwas kleiner als ursprünglich angenommen. Aber ich merke: Der große Rahmen ist mir irgendwie gar nicht (mehr) so wichtig, wie ich immer dachte. Denn worum geht es eigentlich? Das Wesentliche der Hochzeit ist doch, dass man das große Glück hat, einen Partner für sein Leben gefunden zu haben. Besonders durch die aktuelle Zeit der Kontaktbeschränkungen habe ich das umso mehr schätzen gelernt. Dieses Glück möchte ich vor Gott für immer besiegeln. Das ist mir wichtig. Und mir liegt am Herzen, dass unsere Familie und engsten Freunde daran teilhaben können. Ich bin dankbar für jeden, der unser Glück mit uns teilen kann. Das weiß ich jetzt umso mehr zu schätzen. Alles andere setzt dafür eigentlich nur den Rahmen. Vielleicht ist es im kleinen Kreis sogar umso persönlicher. Man hat mehr Zeit für die Einzelnen. Eigentlich ist es, so finde ich, so gesehen gar kein Verlust, sondern ein Gewinn.
Was ich gerade vermisse sind die kleinen Dinge: Die Umarmung, wenn Familie und Freunde zu Besuch kommen. Und überhaupt: Dass man sich gegenseitig unbeschwert besuchen kann. Auch der Handschlag bei beruflichen Terminen und sich persönlich zu sehen statt digital sind für das soziale Miteinander wichtiger, als es mir vor der Pandemie bewusst war. Vieles war mir immer selbstverständlich und es war mir gar nicht klar, wie gut es tat. – Auch der spontane Kaffee bei Bekannten, die man beim Spaziergang trifft.
Zum anderen musste ich am Rande aber auch darüber nachdenken: Was ist das eigentlich für eine Redewendung? „Komm mal längs mich“ — das sagen doch nun wirklich nur wir Olper, oder? Ich habe dann darüber nachgedacht, was noch so richtig „echt Olpe“ ist. So kommen wir nicht nur längs uns, sondern wir stehen auch auf der Haustür, um ein Pröhlchen zu halten. Ein Olper geht nicht zum Frisör, sondern lässt sich den Kopp stellen. Manchmal sitzen wir sogar unterm Haus.
Was vermissen Sie am meisten? Was haben Sie besonders jetzt zu schätzen gelernt? Mit wem würden Sie gerne wieder einmal ein Pröhlchen auf der Haustür halten?
Anna Wiese
(Mitglied der Steuerungsgruppe)