Johannes der Täufer
Die Pfarrei St. Martinus Olpe gehörte bis zu ihrer Abpfarrung zu der Urpfarrei Johannes Baptist in Attendorn. Zeugnis dieser frühen Verbindung zwischen der Pfarrei in Attendorn und der Pfarrei in Olpe ist, dass die erste Kapelle und Vorgängerin der St.-Martinus-Kirche in Olpe als Patron Johannes der Täufer besaß. Die örtliche Nähe und Zugehörigkeit von Rüblinghausen zu der Pfarrei in Olpe erklärt auch, dass Johannes der Täufer einer der Patrone in Rüblinghausen ist. Die Heiligenlegende wird im folgenden Text erzählt.
Johannes war nach der Erzählung im Lukasevangelium (1, 5 ‑25) der Sohn der Elisabeth und des Zacharias; er wurde der Überlieferung nach ein halbes Jahr vor Jesus geboren. Der schon alte Priester Zacharias, dessen Ehe lange kinderlos war, opferte im Tempel und erhielt durch den Erzengel Gabriel die Verheißung, dass ihm ein Sohn geboren werde. Zacharias zweifelte, bat um ein Zeichen und wurde vom Engel mit Stummheit geschlagen. Die dann tatsächlich in hohem Alter schwanger gewordene Elisabeth wurde in der Schwangerschaft von Maria besucht, die bei ihr blieb bis zur Geburt des Johannes. Elisabeth, nach der Geburt über die Namensgebung befragt, wusste aus ihrer Eingebung, dass der Knabe entgegen der Familientradition Johannes heißen sollte; gleichzeitig schrieb Zacharias den Namen auf eine Wachstafel, erhielt nun seine Sprache zurück (Lukasevangelium 1, 39 — 66) und brach in den im Lukasevangelium überlieferten Lobgesang aus (1, 67 — 79).
Johannes ging als Erwachsener dann zunächst in die Wüste (Lukasevangelium 1, 80) und trat erstmals um das Jahr 28 öffentlich als Bußprediger auf (Lukasevangelium 3, 1); darüber berichtet auch der römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus. Er lebte als Asket in der Wüste, trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er aß Heuschrecken und wilden Honig (Markusevangelium 1, 6), was an Elija erinnert. Er verkündete am Jordan das Kommen des von den Juden ersehnten Messias, vollzog zur Vorbereitung hierauf die Bußtaufe mit Wasser als Symbol für die Rettung im kommenden Weltgericht und versammelte eine Schar von Anhängern um sich. Dabei wurde er vom Fürsten Herodes bespitzelt, vorbeugend von Soldaten umgeben und von den Pharisäern zur Rede gestellt, ob er der Messias sei (Lukasevangelium 3, 1 — 20).
Die christlichen Kirchen sehen in Johannes den letzten großen Propheten der biblischen Tradition und Vorläufer von Jesus. Dabei haben die Evangelien auf die Botschaft des Propheten Maleachi Bezug genommen, wonach Gott einen Boten schicken wird, der den Weg freiräumen soll mit seiner Gerichtsbotschaft, die zur Läuterung dient (3, 1 — 4).
Johannes taufte Jesus im Jordan, wahrscheinlich an der heute Qasr el Jahud genannten Stelle bei Bethanien — dem heutigen al-Eizariya auf der Ostseite des Flusses nahe des Toten Meeres (Johannesevangelium 1, 28). 4 Johannes erkannte die besondere Stellung Jesu (Matthäusevangelium 3, 14), bei der Taufe wurde dann die besondere Sendung Jesu und seine Göttlichkeit zum ersten Mal öffentlich offenbar, als eine Stimme aus dem Himmel kam: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. (Lukasevangelium 3, 22)
Herodes Antipas, der Tetrach — einer der drei Herrscher im nun aufgeteilten, von Rom abhängigen Königreich im Heiligen Land — ließ Johannes dann gefangen nehmen, weil dieser ihm die unrechtmäßige Verbindung mit seiner Schwägerin Herodias öffentlich vorgehalten hatte. Die hasserfüllte Herodias bewog ihre Tochter Salome, als diese dem von ihrem Tanz entzückten Stiefvater einen Wunsch äußern durfte, Johannes’ Haupt zu fordern. Johannes wurde enthauptet, Salome brachte ihrer Mutter den Kopf auf einer Schale (Markusevangelium 6, 14 — 29). 5 Auch Flavius Josephus berichtete von Johannes’ Tötung durch Herodes Antipas auf der Bergfeste Machaerus nahe des Toten Meeres im Rahmen seiner Darstellung des Niedergangs des Herrschers.
Nach syrischen Legenden begruben Andreas und Johannes den Leichnam in Samaria — dem heutigen Shomron / as-Samarah -, dieses Grab wurde von Hieronymus bestätigt. Im 4. Jahrhundert wurde dort eine Kirche errichtet, deren Reste 1931 ausgegraben wurden. Die Städte Konstantinopel — das heutige Ístanbul -, Damaskus und Emesa — das heutige Hims / Homs in Syrien — behaupteten, das Haupt des Johannes zu besitzen; Überlieferungen berichten die Verbrennung der Gebeine durch die Ungläubigen in Samaria — dem heutigen Shomron / as-Samarah -, wobei aber einige Reliquien gerettet werden konnten. Reliquien werden auch im Kloster Abu Makar in Ägypten und in der Camera Santa der Kathedrale in Oviédo verwahrt.
Das Datum seines Gedenktages wurde entsprechend der Angaben des Lukasevangeliums (1, 26. 38) im Westen vom liturgischen Datum der Geburt Jesu her errechnet: drei Monate nach Mariä Verkündigung und sechs Monate vor Weihnachten. So ergab sich das (antike) Datum der Sommersonnenwende, der 24. Juni als längster Tag des Jahres und altes keltisches Sonnenwendfest — Tag des Sieges der Sonne und des Lichtes über Dunkelheit und Tod; dies war begründet auch in Johannes’ Hinweis auf Jesus: Jener muss größer werden, ich aber geringer. (Johannesevangelium 3, 30) Der Termin ist erstmals in einem afrikanischen Schriftstück Ende des 4. Jahrhunderts, dann durch Augustinus für Afrika bezeugt und mit der Sonnwende in Verbindung gebracht. Gregor von Tours kannte für Gallien einen Tauftermin an einem Fest zum Gedenken an Johannes’ Leiden, wobei der 24. Juni oder der 29. August gemeint sein können.
Im Mittelalter wurden die Johannes-Feste als Sommerweihnachten begangen mit einer Mitternachtsmesse und der Gestaltung einer Vorbereitungszeit entsprechend der Adventszeit. Damals wurde auch in manchen Gegenden im Westen noch das Fest seiner Empfängnis am 24. September begangen, das heute am 23. September nur noch in den Ostkirchen gefeiert wird; im Westen wurde es nach dem Konzil von Trient endgültig abgeschafft. Auch der Gedenktag der Enthauptung am 29. August hat im Osten seinen Ursprung, wurde im 7. Jahrhundert in Gallien eingeführt und dann für Rom übernommen. Die Ostkirchen feiern außerdem verschiedene Gedenktage zu Ehren von Reliquien.
Neben Jesus und Maria ist Johannes der einzige, dessen Geburtstag gefeiert wird, woran seine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung deutlich wird. Der Hymnus des Stundengebets in der katholischen Liturgie geht wohl auf Paulus den Diakon zurück. Im Hochgebet I führt Johannes nach Maria die Liste der Heiligen an. Besonders in der Adventszeit spielt Johannes als Vorbereiter Christi eine große Rolle.
Quellenangabe
Text Joachim Schäfer “Ökumenisches Heiligenlexikon” Bilder: sr PV Olpe