Heiliger Leonardus

Pfarr­vi­karie Heilig Geist Olpe

Leon­hard von Noblat

Gedenktag 6. November

Die Lebens­ge­schichte von Leon­hard ist in vielem legendär. Demnach ließ die am Hof der Mero­winger lebende frän­ki­sche Adels­fa­milie ihren Sohn durch Erzbi­schof Remi­gius von Reims taufen und unter­richten. Als Erwach­sener wurde er Mönch und war betei­ligt an der Grün­dung des Klos­ters in Micy. Die ihm ange­bo­tene Über­nahme eines Bistums verwei­gerte er, blieb einfa­cher Diakon und zog sich in die Einsam­keit des Waldes Pauvin bei Limoges zurück, predigte von seiner Zelle aus und heilte die zu ihm kommenden Krüppel und Hilfs­be­dürf­tigen. Regel­mäßig besuchte er Gefan­gene und erreichte für viele bei König Chlodwig (oder Chlotar I. ?) ihre Frei­las­sung. Viele Gefan­gene riefen auch den Namen Leon­hards, worauf sofort ihre Fesseln abfielen, die sie dann als Freie dem Einsiedler brachten.
König und Königin zogen eines Tages zur Jagd in diesen Wald; Leon­hard hörte die Königin klagen und rufen, da sie in Wehen lag. Auf Bitten des Königs betete Leon­hard am Lager der Königin, und sie schenkte ihrem Knaben das Leben. Der König wollte Leon­hard mit Gold und Silber beschenken; dieser bat aber nur um so viel Wald­ge­lände, wie er mit seinem Esel in einer Nacht umreiten könne. Leon­hard grün­dete in seinem Wald­stück die Gemein­schaft von Noblat — das heutige Dorf St-Léonard-de-Noblat -, wo er ehema­lige Gefan­gene aufnahm und zu Hand­wer­kern ausbil­dete. Leon­hard leitete die Gemein­schaft bis zu seinem Tod und wurde bald schon als heilig verehrt.
Leon­hards Exis­tenz ist histo­risch nicht gesi­chert, aber doch eher wahr­schein­lich. Die älteste Lebens­ge­schichte wurde um 1030 verfasst; sie sollte offenbar lokale Vereh­rung in Micy und Noblat weithin bekannt machen. Seine Vereh­rung verbrei­tete sich dann rasch in Frank­reich, England, Italien und beson­ders in Bayern und Öster­reich.
Am Sonntag nach dem 6. November wird heute in dem nach ihm benannten Städt­chen St-Léonard-de-Noblat zu seinen Ehren ein großes Ritter­fest gefeiert. Die zu seinen Ehren 1358 gegrün­dete Bruder­schaft geht zurück auf eine Stif­tung des Kreuz­fah­rers Bohe­mund, die dieser nach seiner Frei­las­sung 1103 in Noblat machte. Für das Ritter­fest erstellt die Bruder­schaft aus Holz den Nachbau einer Burg, die auf einen Pfahl gestellt und von Reitern mit Stöcken geschlagen wird, bis sie in Stücke zerfällt, die dann von den Leuten als Glücks­bringer mit nach Hause genommen werden. Die Kirche über seinem angeb­li­chen Grab hat einen der mäch­tigsten Glocken­türme in Frank­reich, sie war Station der Pilger auf der Wall­fahrt zu Jakobus in Sant­iago de Compos­tela; Richard Löwen­herz, Pippin der Kleine oder Karl VII. machten hier Station.
Leon­hard wurde seit dem 11. Jahr­hun­dert beson­ders auch in Bayern verehrt, über 150 Wall­fahrten fanden unter seinem Namen statt, auch heute gibt es noch über 50 Leon­hardi-Wall­fahrten, meist mit Pferde-Ritten, die größte davon in Bad Tölz. Leon­hard galt ursprüng­lich als Schutz­pa­tron derer, die in Ketten liegen, also der Gefan­genen — aber auch der Geis­tes­kranken, die man bis ins 18. Jahr­hun­dert anket­tete; nach der Refor­ma­tion wurde er Schutz­pa­tron der Haus­tiere, weil man die Ketten, mit denen er abge­bildet wurde, als Vieh­ketten deutete. Die Leon­hard geweihten Kirchen sind mit Ketten umspannt, so in Bad Tölz.
Im 19. Jahr­hun­dert erreichte die Vereh­rung in Bayern ihren Höhe­punkt; man nannte ihn den baye­ri­schen Herr­gott oder Bauern­herr­gott; in Bayern gehört Leon­hard auch zu den 14 Nothel­fern. Am Leon­hardstag werden Tier­seg­nungen vorge­nommen. In Inchen­hofen befindet sich der 125 kg schwere Leon­hards-Nagel, den man seit 1459 zum Zeichen der Buße bei einer Reiter­pro­zes­sion rund um die Kirche trägt; damals gehörte Inchen­hofen neben Jeru­salem, Rom und Sant­iago de Compos­tela zu den bedeu­tendsten Wall­fahrts­orten der Welt. In Meilen­hofen — einem Orts­teil von Nassen­fels bei Ingol­stadt — wird der Leon­har­di­ritt seit 1422 durch­ge­führt; seit 1718 wird in Bad Tölz der Leon­hards­ritt begangen; seit 1994 gibt es wieder den tradi­tio­nelle, grenz­über­schrei­tende Leon­hardi-Ritt von Neukir­chen im Ober­pfälzer Wald nach Uhlište in Tsche­chien. Die Wall­fahrts­kirche St. Leon­hard im gleich­na­migen Ort bei Salz­burg ist Ziel eines Umrittes.

Attri­bute: als Mönch oder Abt mit Kette, Pferde und Ochsen, Gefan­gene befreiend

Patron von Verbania-Palanza; der Bauern und des Viehs, vor allem der Pferde, der Ställe, Stall­knechte, Fuhr­leute, Schmiede, Schlosser, Wasser­täger, Lasten­träger und Bött­cher, Kessel­schmiede Obst­händler, Berg­leute; der Wöch­ne­rinnen, Gefan­genen; für alle Anliegen der Bauern, gute Geburt, bei Entbin­dungen; gegen Kopf­schmerzen, Geistes- und Geschlechtskrankheiten

Bauern­regel: Wenn auf Leon­hardi Regen fällt, / ist’s mit dem Weizen schlecht bestellt.
Wie’s Wetter an Lenardi ist, / bleibt’s bis Weih­nachten gewiss.
Nach der vielen Arbeit Schwere, / an Leon­hardi die Rösser ehre.

Quelle: Joachim Schäfer: Artikel Leon­hard von Noblat, aus dem Ökume­ni­schen Heili­gen­le­xikon, abge­rufen am 11. 5. 2019

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