Gedanken zum Tag – 28. Dezember 2025 – Fest der Heiligen Familie

28. Dez. 2025

Von wegen Heilige Familie

Im Wohn­zimmer meiner Tante hing ein großes Bild mit dickem, goldenem Rahmen. Und auf dem Bild war die Gottes­mutter Maria zu sehen, die den kleinen Jesus aus dem Schoß hatte. Und den, von der Arbeit nach­hause kommenden Nähr­vater Josef, mit der Axt über der Schulter der dem Kind einen Teller mit wunder­baren Früchten hinhält: Wein­trauben, Pfir­siche, Äpfel. Es war ein typi­sches Bild der Heiligen Familie von Naza­reth. Dieses Fest wurde von der Kirche schon im 17. Jahr­hun­dert einge­führt und im 19. Jahr­hun­dert noch­mals stärker betont, weil man gespürt hat, dass die Menschen ein Vorbild brauchten, wie man christ­li­ches Fami­li­en­leben in den dama­ligen Problemen leben könnte.

Und wie ist das heute? Bei unseren viel­fäl­tigen Fami­li­en­kon­stel­la­tionen? Eigent­lich brau­chen wir nur in die Bibel zu schauen und das schmü­ckende, später dazu gedachte Beiwerk weglassen.

Da ist eine junge Frau, die nicht verhei­ratet, aber schwanger ist.

Da ist der Verlobte, der nicht der Vater des Kindes ist, seine Part­nerin aber nicht wegschickt und sie somit vor dem sicheren Tod rettet.

Da ist der Kaiser, der mehr Steuern eintreiben will und somit alle Leute im Reich quer durchs Land schickt, damit seine Steu­er­listen perfekt sind.

Da sind die über­füllten Herbergen und die geld­gie­rigen Vermieter, die das Pärchen in den Stall abschieben.

Da wird das Kind nach der Tradi­tion in den Tempel gebracht und der armen Mutter verheißen, dass ihr ein Schwert durch die Seele dringen wird.

Da ist ein König, der vom neuge­bo­renen König hört und in Panik alle Neuge­bo­renen in der Umge­bung töten lässt.

Da ist der Josef, der durch dubiose Träume recht­zeitig gewarnt wird und auf die Flucht muss.

Da ist die Familie als Flücht­linge im fremden Land und muss sich so durchschlagen.

Da stirbt der alte König endlich und sie können nach­hause, müssen aber völlig neu anfangen.

Da nehmen sie den Sohn mit auf Wall­fahrt und müssen ihn drei Tage lang suchen, weil er einen eigenen Kopf hat und neue Wege geht und völlig unver­ständ­liche Dinge erzählt.
Und immer so weiter.

Ich denke, wenn Fami­lien spüren können: diese Familie von Naza­reth hat so viel Trabbel und Chaos und Kata­stro­phen im Leben gehabt und sie haben es trotzdem geschafft, auf Gott zu vertrauen und ihr Leben auf ihn zu setzen, dann kann es tatsäch­lich Vorbild für uns und unser heutiges Leben in all seinem Chaos und Durch­ein­ander sein.

Denn nicht die scheinbar heile Welt auf dem Gemälde mit dem goldenen Rahmen und den köst­li­chen Früchten stellt die heilige Familie dar: sondern ihr Vertrauen auf Gott trotz aller Katastrophen.

Sr. Katha­rina Hartleib
(Konvent San Damiano)

 

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