Gedanken zum Tag – 18. Juni 2025 – Mitt­woch der 11. Woche im Jahreskreis

18. Juni 2025

Von Jesus eingeladen

„Siehe, ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!“ (Lukas 7,34) Jesus wusste, warum seine Gegner ihn ablehnten, und seine Gegner sahen deut­lich, dass Jesu Aktionen Bestehendes und als beständig Geglaubtes wackeln ließen. Jesus ging es um eine Aufmerk­sam­keit, die Gott neu wahr­nehmen ließ. Dabei sah er sich trotz eines anderen Vorge­hens in Gemein­schaft mit dem Täufer Johannes. Der hatte sich in die Wüste zurück­ge­zogen, wurde dort von den Menschen aufge­sucht und besie­gelte in der Taufe ihre Umkehr­be­reit­schaft. Jesus machte sich dagegen auf in die Städte und Dörfer, traf die Menschen bei ihren alltäg­li­chen Beschäf­ti­gungen und weckte die Sehn­sucht nach einem Gott, der sich auf die Suche nach seinen Menschen begeben hat.

„Mahl­ge­mein­schaft“ hat etwas zu tun mit dem Gott, an den Jesus glaubt und den er seinen Vater nennt. „Mahl­ge­mein­schaft“ hat auch etwas zu tun mit Umkehr und Neuan­fang. Die nicht näher bekannte öffent­liche Sünderin, die Jesus gesalbt hat, und der Ober­zöllner Zachäus stehen dafür. Der Gott, für den Jesus eintritt, begibt sich auf die Suche nach seinen Menschen und sieht auch die, denen Umkehr­be­reit­schaft und Umkehr­fä­hig­keit abge­spro­chen werden. Will man einen ablehnen, ohne sich mit ihm beschäf­tigen oder ausein­an­der­setzen zu müssen, dann bezweifle man seine Kompe­tenz. „Er hat einen Dämon!“ Das sagte man vom aske­ti­schen Johannes dem Täufer. Also muss man auf ihn nicht hören. „Ein Fresser und Säufer!“ Das galt dem Jesus der Gast­mähler. Einem Fresser und Säufer muss man keine Beach­tung schenken.

Gerade das Lukas­evan­ge­lium arbeitet die Bedeu­tung der Gast­mähler im Auftreten Jesu heraus. Neunmal ist er dort Teil­nehmer oder Gast­geber eines Mahls: Er isst im Haus des Levi mit Zöll­nern (5,27–39). Beim Phari­sä­er­mahl im Haus des Simon begegnet er einer stadt­be­kannten Sünderin (7,36–50). In der Erzäh­lung von der Spei­sung der Fünf­tau­send ist Jesus zum ersten Mal Gast­geber (9,10–17). Er verweilt als Gast bei Marta und Maria (10,38–42). Bei zwei weiteren Phari­sä­er­gast­mäh­lern geht es um „rein“ und „unrein“ (11,37–53) und um das rechte Verhalten bei Gast­mäh­lern (14,1–24). Jesus lädt sich beim Ober­zöllner Zachäus zum Essen ein: „Der Menschen­sohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (19,1–10). Dann sind da noch das letzte Abend­mahl (22,1–38) und das Mahl in Emmaus, wo Jesus Einge­la­dener und Gast­geber zugleich ist (24,13–35). Der Leser des Lukas­evan­ge­liums folgt Jesus „von Tür zu Tür, von Einla­dung zu Einla­dung“ (Andreas Leinhäupl-Wilke).

Wenn Jesus Teil­nehmer eines Gast­mahls oder Gast­geber ist, bekommen alle mehr als genug. Seine Gast­freund­schaft stiftet Zusam­men­halt und Gemein­schaft und verweist auch immer über sich hinaus in die gute und freund­liche Zukunft Gottes. Da gilt nicht: „Das geht alles nicht!“ Der Einla­dung darf man einiges zutrauen. Unter Kritik gerät auch unsere gegen­wär­tige Kirch­lich­keit. Die zeigt sich nicht selten als Mangel­wirt­schaft: Kirchen werden geschlossen, Stellen können wegen Bewer­ber­mangel nicht mehr besetzt werden, finan­zi­elle Mittel werden knapper, und zu guter Letzt: auch die Zahl der enga­gierten Gläu­bigen schrumpft. Es gibt nicht nur einen Pries­ter­mangel, sondern auch einen Mangel an Gläubigen.

Die Mahl­ge­mein­schaft mit Jesus, die Lukas vorstellt, kann einen Weg für die immer auch unge­wisse Zukunft zeigen: Jesu Gast­freund­schaft gilt allen, die ihm nach­folgen wollen. Wir dürfen diese Gast­freund­schaft genießen, lassen uns dabei von ihm sagen, was es mit der Gottes­herr­schaft auf sich hat, und über­legen uns unseren Anteil dazu:
Ein Stück Brot in meiner Hand mir gegeben, 
dass ich lebe, dass ich liebe, dass ich Speise bin für die andern. 
Ein Schluck Wein in meinem Mund, mir gegeben, 
dass ich lebe, dass ich liebe, dass ich Trank bin für die andern. (Lothar Zenetti)

Prof. Dr. Wolf­gang Werner

 

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