Olper Frauen bei der Eröff­nung der Synodal­ver­samm­lung in Frankfurt

5. Feb. 2020

Am Donnerstag, den 30. Januar 2020 machten sich vier Frauen der kfd im Pasto­ral­ver­bund Olpe mit dem Zug auf den Weg nach Frank­furt. Sie folgten dem Aufruf des kfd-Bundes­ver­bands, der zu einer Auftakt­ver­an­stal­tung um 16 Uhr auf dem Domplatz geladen hatte, um den Synoden­teil­neh­mern recht­zeitig zum Eröff­nungs­got­tes­dienst um 17 Uhr seine Forde­rungen kund­zutun. Weit über 200 Frauen und Männer machten mit Plakaten auf die ihrer Meinung nach diskri­mi­nie­rende Rolle der Frauen in der Kirche aufmerksam. Schlag­worte waren u.a. „Maria 2.0 – wir küssen unsere Kirche wach“, „gleich und berech­tigt“, „Frauen, worauf wartet ihr?“ oder „gleiche Rechte, gleiche Würde in der Kirche“. Andere Plakate griffen weitere Themen wie „kein Pflicht­zö­libat“, „Macht Licht an – erneuert die Kirche“ und auch den Miss­brauch durch katho­li­sche Priester auf. Die geist­liche Beglei­terin der kfd Ulrike Huis­mann mode­rierte die gemein­samen Gebete und Gesänge unter dem Licht der Kerzen mit der Aufschrift „Tragt das Purpur­kreuz“ – Symbol der Frauen für ihre Unter­stüt­zung der kfd und der Initia­tive „Maria 2.0“.

Erfreu­li­cher­weise suchten einzelne Bischöfe wie Bischof Bode von Osna­brück und Bischof Bätzing von Limburg die Begeg­nung mit den Frauen. Nach dem gemein­samen Gebet für die Kirche rich­tete Bischof Bode, Leiter des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, Worte an die Anwe­senden: „Synodale Kirche heißt auch geschlech­ter­ge­rechte Kirche und ich denke sie heißt auch diako­ni­sche Kirche.“

Die Olper Frauen waren erfreut, dass Dr. Agnes Wuckelt, stellv. Bundes­vor­sit­zende der kfd, sich Zeit nahm, ihnen die Forde­rungen, die sie als Teil­neh­merin der Synodal­ver­samm­lung einbringen wird, zu erläu­tern. Im direkten Gespräch sagte sie den Olpe­rinnen: „Es reicht nicht mehr sich nur zu treffen und zu reden. Es muss sich wirk­lich etwas verän­dern. Die katho­li­sche Kirche muss sich mit der Frage nach dem Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern drin­gend auseinandersetzen.“

Beim Einzug in den Dom fiel auf: Die Bischöfe zogen nicht etwa im prunk­vollen Ornat vor den Laien vorneweg, sondern gingen gemeinsam mit allen übrigen Synoden-Teil­neh­mern durch ein Spalier, welches die kfd-Frauen und Männer vor dem Portal bildeten. Auch im Dom gab es keine Sitz­ord­nung, sondern Priester, Laien, Ordens­leute und einfache Gottes­dienst­be­su­cher saßen bunt gemischt nebeneinander.

Den Synodalen Weg haben die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz unter dem Vorsitz von Rein­hard Kardinal Marx und das Zentral­ko­mitee der deut­schen Katho­liken (ZdK) mit dem Präsi­denten Prof. Dr. Thomas Stern­berg im vergan­genen Jahr unter dem Eindruck der erschüt­ternden Ergeb­nisse der Miss­brauchs­studie beschlossen. Die Synodal­ver­samm­lung besteht aus rund 230 Mitglie­dern, die für eine möglichst große Band­breite kirch­li­chen Lebens stehen sollen. Sie vereint ganz unter­schied­liche Menschen: Kleriker im Bischofs‑, Priester‑, Diako­nen­rang, Ordens­leute, Menschen im Dienst der Kirche, Reprä­sen­tanten der Laien­or­ga­ni­sa­tionen, Vertreter aus Verbänden und Vereinen, Diöze­san­räte, Vertreter von Wissen­schaft und Hoch­schule, Junge und Alte, Haupt- und Ehren­amt­liche, Frauen und Männer.

In ihrem Reform­dialog auf dem Synodalen Weg soll über die Zukunft der katho­li­schen Kirche in Deutsch­land beraten werden. Ein Ziel ist es, nach dem Miss­brauchs­skandal verloren gegan­genes Vertrauen und Glaub­wür­dig­keit wieder­zu­ge­winnen. Diese Initia­tive ist auf Ebene der Welt­kirche einzig­artig und zunächst auf zwei Jahre ange­legt. Die inhalt­liche Arbeit star­tete nach diesem Gottes­dienst mit der anschlie­ßenden ersten Synodal­ver­samm­lung in Frank­furt vom 30.1. bis 1.2.2020. Die vier Synodal­foren befassen sich mit den Themen „Macht und Gewal­ten­tei­lung in der Kirche – Gemein­same Teil­nahme und Teil­habe am Sendungs­auf­trag“, „Pries­ter­liche Exis­tenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelin­genden Bezie­hungen – Liebe leben in Sexua­lität und Partnerschaft“.

Kardinal Marx rief in seiner Predigt dazu auf den synodalen Weg als geist­li­chen Weg der Umkehr zu verstehen: „Es gibt keinen geist­li­chen Weg der Umkehr ohne Einsicht, ohne die Erkenntnis eigener Irrtümer, Kata­stro­phen, Krisen oder Wunden, die einem zuge­fügt wurden.…Wenn wir einen neuen Weg gehen, brau­chen wir Mut! Und diesen Mut spricht Gott uns zu! Gott ist größer als alles andere – in seiner Barm­her­zig­keit, in seiner Liebe.“ ZdK-Präsi­dent Stern­berg mahnte eine Gesprächs­kultur im geschwis­ter­li­chen Geist an, andere Meinungen zu respek­tieren und Vorur­teile zu überwinden.

Als beson­ders eindrucks­voll erlebten die Olper Frauen State­ments von sechs ausge­wählten Synoden­teil­neh­mern, die auf die Frage ihres persön­li­chen Glau­bens sehr mutig antworteten:
So bekannte zum Beispiel Bene­dik­ti­nerin Sr. Phil­ippa Rath, sie liebe ihre Kirche, leide aber auch an ihr und schäme sich zuweilen für sie. Ihre Beru­fung sei zur Zeit auf eine Probe gestellt. Sie rief den Synodalen zu: „Dass Frauen in Leitungs­po­si­tionen – auch in geist­li­chen Leitungs­äm­tern – ganz selbst­ver­ständ­liche Norma­lität sein können, beweisen übri­gens die Ordens­ge­mein­schaften seit 1500 Jahren….Wer sind wir, frage ich mich, dass wir Gott vorschreiben wollten, wen er zu welchen Ämtern und Diensten in seiner Kirche beruft und welches Geschlecht diese Beru­fenen haben müssen? Geht es nicht um den gemein­samen Dienst an den Menschen und um die gemein­same Antwort auf den Heils­auf­trag Jesu?“
Michaela Labudda, Gemein­de­re­fe­rentin aus Unna, wurde ebenso deut­lich: sie empfinde die Moral­vor­stel­lung und die Gender­frage als einengend. Sie habe als enga­gierte Christin syste­misch in der Kirche keine andere Chance, als mit dem Kopf immer wieder vor jene dicke Glas­wand zu laufen, die aus Gender­gründen vor jede Frau gesetzt sei.
Michaela Brönner war eine von den Synodalen unter 30 Jahre, die ausdrück­lich eine starke Stimme in der Versamm­lung haben sollten. Die Vorsit­zende der Kolping­ju­gend Köln machte den deut­lich älteren Bischöfen eine klare Ansage: „Ich gehöre zu denen, die auch in 30 Jahren noch da sind und auch über­morgen noch Kirche gestalten wollen. Damit das auch möglich ist, müssen wir jetzt die Weichen dafür stellen….Darum lasst es dieses Mal nicht nur beim Reden bleiben, denn schon der selige Adolph Kolping hat gesagt: ‘Schön reden tut´s nicht, die Tat ziert den Mann.´ Und ich ergänze: … und die Frau.“ Alle sechs bekannten öffent­lich, dass ihr persön­li­cher Glaube stärker und für ihr Leben wich­tiger sei als die Miss­stände, die sie benannten und dass sie deshalb mitar­beiten wollen an dem neuen Weg.

Mit vielen posi­tiven Eindrü­cken machten sich die Olpe­rinnen am Abend auf den Rückweg – sie waren sich einig, dass sich diese Fahrt gelohnt hat.

Kardinal Marx zog zum Ende dieses ersten Synoden­teils am Samstag denn auch das Fazit: „Das Anliegen aller, die Kirche voran­zu­bringen, war spürbar.“ Und Bischof Bode sprach von einer „groß­ar­tigen Zukunfts­werk­statt unserer Kirche“. Es zeigte sich, dass die über­wie­gende Mehr­heit der 230 Deli­gierten einen Aufbruch wünscht und nach Möglich­keiten sucht, die Kirche zu reformieren.

Titel­foto: Mit Prof. Dr.Agnes Wuckelt (Mitte), stv. kfd-Bundes­vor­sit­zende und Mitglied der Synodalen Versammlung
Foto im Text: Im Gespäche mit Bischof Bode aus Osnabrück

 

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