Marienkapelle Neuenkleusheim
Pfarrei St. Georg Neuenkleusheim
Kapelle an der Waldlichtung
Die Marienkapelle in der Beismicke
Anfang der dreißiger Jahre errichtete Anton Demerling (Erlen) aus Neuenkleusheim im Buchenwald in der Beismicke am Fuße des Engelsberges ein Bildstöckchen mit dem Bild der Muttergottes von Schönstatt. Mit Hilfe seines Bruders Heinrich grub er ein Eichenstämmchen in die Erde und befestigte daran das Bild der Schönstatt-Muttergottes. Als Standort wählten sie die etwa 10 bis 15 m halbrechts hinter der Kapelle liegende Abraumhalde, die im vorigen Jahrhundert bei Arbeiten an dem unmittelbar rechts daneben verlaufenden Bergwerksstollen entstanden ist.
Einige Zeit später bauten die Brüder Heinrich und Johann Kleine (Strautzes) aus Neuss bzw. Köln-Mülheim bei einem Besuch ihres Heimatdorfes Neuenkleusheim für das Bild der Muttergottes in der Beismicke eine Grotte. In dem Halbrund aus Steinen, das sich zum Waldweg hin wie eine Muschel öffnete, fand das jetzt mit einem Rahmen versehene Marienbild in einer Nische seinen Platz. Vor der Grotte stand eine einfache aus Holz gezimmerte Kniebank. Schon damals und erst recht in den Kriegsjahren 1939–1945 sind die Neuenkleusheimer zu der Grotte in der Beismicke gepilgert.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg begann Pfarrer Strawe aus Neuenkleusheim, nicht weit der Grotte in der Beismicke eine Marienkapelle zu bauen. Bei den Rückzugskämpfen der deutschen Truppen und bei der Besetzung des Ortes durch die Amerikaner (10. April 1945) hatte es in Neuenkleusheim weniger Verluste und Schäden gegeben als in vielen anderen sauerländischen Dörfern, obwohl die Gefahr in den letzten Kriegswochen besonders groß gewesen war, weil Neuenkleusheim dem Stab der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Model fast zwei Wochen lang als Hauptquartier gedient hatte. Das war Grund genug zur Dankbarkeit, und Pfarrer Strawe fand für sein Vorhaben Zustimmung und Unterstützung bei der Bevölkerung.
Einen besonders tüchtigen und treuen Helfer fand Pfarrer Strawe in dem Maurer Peter Kleine (Strautzes), einem Neffen der Brüder Kleine, die die Grotte gebaut hatten. Er zeichnete einen Entwurf für die Kapelle, bemühte sich um die Beschaffung von Baumaterial und führte die meisten Maurerarbeiten aus. Am 17. Juli 1945 war die Grundsteinlegung.
In einer von Pfarrer Strawe und einigen Zeugen unterzeichneten Urkunde wurde folgendes festgehalten:
„Zum Dank für gnädigen Schutz an das Göttliche Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens wurde nach glücklicher Errettung aus Kriegsnot und aus den Händen der Henker des sogenannten III. Reiches dieses Heiligtum der Gottesmutter am 16. Juli 1945 mit hl. Messe begonnen, am 17. Juli mit Gebet der erste Stein gelegt durch den Schreiber dieses Protokolls, Pfarrer Heinrich Moritz Strawe, im Beisein des Maurers Wilh. Wacker, des Jos. Demerling, des Fuhrmanns Franz Wurm u. Jos. Wagner; Am 24. Juli 1945 wurde dieser Grundstein eingemauert in Gegenwart der oben genannten, sowie der beiden Maurer: Peter Kleine und Peter Stahl, des Joh. Kleine, Franz Rademacher, der Kinder Elisabeth Rademacher, Ludwig Heite, Gertrud Wagner, Franz Jos. Kleine, Josef Kleine und Johannes Wagner. Alle Werkleute, der Pfarrer, sowie die Zeugen vorliegenden Protokolls empfehlen sich dem frommen Gebete der Pilger, die dieses Heiligtum der Muttergottes am Engelsberg im Buchenhain aufsuchen, besonders aber dem Erbarmen des Herzens JESU und des Herzens Mariens.
Neuenkleusheim, den 24. Juli 1945
Trotz aller Schwierigkeiten, die in der Nachkriegszeit mit der Beschaffung von Baumaterial verbunden war, hatte man die Kapelle nach etwa einem Jahr soweit fertiggestellt, dass mit der Ausstattung begonnen werden konnte. Das Bild der Schönstatt-Muttergottes fand seinen Platz auf dem Altar und wurde später durch ein in Holz geschnitztes MTA-Bild ersetzt. Die Schutzmantelmadonna, die sich heute links vom Altar an der Wand befindet, ließ Pfarrer Strawe erst später anbringen. Zwei Jahre nach dem Baubeginn war die Marienkapelle fertig. Die feierliche Einweihung erfolgte im Juli 1947 unter Mitwirkung der Volkstanzgruppe, des Männergesangvereins und des Musikvereins Neuenkleusheim.
Die kleine, im barocken Stil erbaute Marienkapelle ist inzwischen von vielen Pilgern, Wanderern und Spaziergängern besucht worden. Die Neuenkleusheimer gehen jedes Jahr zum Fest Maria Himmelfahrt (15. August) in Prozession in die Beismicke und feiern vor der Kapelle unter den hohen Buchen eine Hl. Messe, die vom Musikverein mitgestaltet wird.
Ort und Wegbeschreibung
Die im Wald gelegene Marienkapelle ist zu Fuß zu erreichen, entweder vom Park- und Rastplatz Grevenstein, oder vom Ortskern Neuenkleusheim.
Quellenangabe
Text: „Die Geschichte des Musikvereins Neuenkleusheim“ Festbuch zum 90jährigen Jubiläum des Musikvereins Neuenkleusheim 1898 e.V. Autorin: Hildegard Brüggemann
Fotos: Mario Tigges