Zum 318. Mal konnte am 1. Juli 2023 der „Sendschüötter Ümmegang“ begangen werden. Es handelt sich, neben dem “Iseringhäuser Umgang”, um die älteste und längste Flurprozession in Südwestfalen. Sie führt durch die Orte Sendschotten – Hützemert – Hustert – Wegeringhausen – Schlenke – Scheda – Germinghausen — Junkernhöh – Köbbinghausen – und Essinghausen. Böllerschüsse und Festgeläut der Pfarrkirche und Kapellen kündeten schon am Vorabend den Festtag an; Häuser und Straßen waren auch in diesem Jahr wieder festlich geschmückt worden. Vor allen Kapellen und entlang des Weges waren teilweise sehr aufwendig gestaltete Motivteppiche von vielen fleißigen Händen gelegt worden, für die die Dorfkinder stundenlang Fingerhutblüten und Feldblumen gesammelt hatten.
Erfreulich groß war die Schar der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus nah und fern, die sich der Prozession anschlossen und diese Kunstwerke und Glaubensszeugnisse bewundern konnten; groß auch die Zahl der Messdienerinnen und Messdiener und der freiwilligen Helferinnen und Helfer, die oft im Hintergrund wirken.
Über die Geschichte der Kapelle in Sendschotten und des “Ümmegangs” berichtet der Drolshagener Chronist Josef Hesse anhand des Pfarrarchivs in Drolshagen: 1684 wurde von den Eheleuten Peter Rahrbach und seiner Ehefrau Maria geb. Schönenberg auf eigene Kosten eine Kapelle in Sendschotten zu Ehren Gottes und der hl. Jungfrau Maria unter dem Patronat des hl. Erzengels Michael erbaut.
Über den Beginn der Prozession liegen eindeutige Nachrichten nicht vor. Die ehrwürdige Muttergottesstatue aus dem 13. Jahrhundert – auf geheimnisvollen Wegen von Köln an den Wallfahrtsort Wiedenest gekommen – kam in den Religionswirren nach Sendschotten. Noch heute wallfahren die Gläubigen der Pfarrei Belmicke (die früher zur Urpfarrei in Wiedenest gehörte) alljährlich nach Sendschotten. Aus einer Notiz des Jahres 1705 geht hervor, dass die Prozession in diesem Jahr zum ersten Mal stattgefunden hat, und zwar “mit Bildnissen”. Seitdem ist der Umgang nie ausgefallen. Selbst die Wirren der beiden Weltkriege und die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie in 2020 und 2021 konnten die Gläubigen des Drolshagener Landes nicht abhalten.
Und auch im 318. Jahr, konnte die Prozession bei guten Witterungsbedingungen stattfinden, nach alter Tradition wieder unter der dankenswerten Beteiligung der “Musikfreunde Schreibershof”. Lediglich während des feierlichen Schlusshochamts mussten die Schirme aufgespannt werden. Prälat Thomas Dornseifer aus Paderborn, ein Sohn der südsauerländischen Heimat, hielt die Festpredigt und zelebrierte das Messopfer im Beisein zahlreicher Priesteramtskollegen, die sich während des immerhin 13 km langen Weges mit dem Tragen der Monstranz und dem Verlesen der Evangelien und Fürbitten abgewechselt hatten. Ein eindrucksvoller Festtag im Drolshagener Kirchspiel!