Kreuz am Eibertzchen
Kreuz in der Mitte des Dorfes
In dem Jahrbuch des Heimatvereins – Olpe in Geschichte und Gegenwart 6/1998 – hat Gerhard Burghaus u.a. folgendes niedergeschrieben: Dieses schlichte Gedenkkreuz hat eine wechselvolle Geschichte, von der die wichtigsten bekannten Einzelheiten und die letzten Geschehnisse hier zusammengefasst sind!
Am 30. Januar 1783 erfror an der alten Straße von Dahl nach Olpe auf dem Kimicker Berg der Johann Wilhelm Kühn im Schnee. Gegen Ende des ersten Weltkrieges (1914–1918) hat Norbert Scheele (1903–1987) das verwitterte Holzkreuz noch gesehen, das zum Gedenken an den Verstorbenen dort aufgestellt war. Nach seinen Feststellungen wurde das Kreuz kurze Zeit später von Hütejungen verbrannt.
Ein gewisser Herr Bodenstaff, der selbst wohnte, hat in einer Kladde heimatkundliche und familiengeschichtliche Notizen sowie Auszüge aus Kirchenbüchern eingetragen. Darunter befindet sich auch die nachstehende Aufzeichnung, die den Tod des Johann Wilhelm Kühn betrifft:
„Auf dem Grabstein resp. aus zwei Stücken bestehenden Kreuz von Stein, welches früher an der alten Landstraße durch die Kimicke, der Rüblinghauser Hütte gegenüber, gestanden und jetzt auf dem Gottesacker bei der Kreuzkapelle liegt, ist folgende Inschrift eingemeißelt:
I.J.1783
D.30.Jano
STARB JOHAN WILHELM
KÜHN
G.S.D.S.G.
(Gott sei dessen Seele gnädig)
Die Todesursache wird nicht angegeben. Es ist aber nahezu sicher, dass der schon betagte Kühn im hohen Schneefall ermattet liegen geblieben und erfroren ist.
Die Aufzeichnung des Joseph Peter Bodenstaff, das Steindenkmal habe früher an der Landstraße in der Kimicke (von Rüblinghausen auch „an der Wüste“ bezeichnet) dem Sterbeort des Kühn gestanden und sei dann auf dem 1806 errichteten Gottesacker bei der Olper Kreuzkapelle gekommen, ist wenig einleuchtend.
Einmal enthält die Schrift des Denkmals nicht die in ähnlichen Fällen übliche Fassung „…hier…“, so dass eher anzunehmen ist, dass der Verstorbene auf dem Heimatfriedhof in Rhode begraben und das Stein- kreuz auf sein Grab gesetzt worden ist. Diese Annahme wird noch durch die Tatsache erhärtet, dass der Sterbefall nicht im Olper Kirchbuch der Sterbeort liegt in der Pfarrei Olpe, sondern im Rhoder Kirchenbuch (Begräbnisbuch) eingetragen ist.
Es ist auch kaum denkbar, dass das Steindenkmal am Sterbeort gestanden und dass man es weggenommen und durch ein Holzkreuz ersetzt hat. Das um 1918 noch vorhandene alte Eichenholzkreuz kann nach Ansicht von Norbert Scheele sehr wohl noch aus dem Jahre 1783 gewesen sein.
Wenn nun das Steinkreuz auf dem Rhoder Friedhof gestanden hat, warum hat man es dort weggenommen und auf dem Friedhof bei der Kreuzkapelle in Olpe gebracht?
Früher wurden die Toten der Pfarrei Rhode auf dem Friedhof um die Rhoder Kirche beigesetzt. Der beschränkte Raum erforderte es, dass die Toten in einem fast regelmäßigen Turnus in die alten Gräber gebettet wurden. Deshalb fand man auf diesem Friedhof bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fast nur Denkmäler in Form von Holzkreuzen. Grabdenkmäler aus Stein mussten bei der Neubenutzung der Gräber weichen, sofern man nicht den Toten im Grab eines früher verstorbenen nahen Angehörigen beisetzten konnte. So wird man auch bei der Neubelegung des Grabes von Johann Wilhelm Kühn das Steinkreuz entfernt haben. Den Angehörigen wird es nicht recht gewesen sein, dass das Kreuz achtlos an die Seite geworfen wurde. Wahrscheinlich hat man es deshalb auf den Olper Friedhof nahe der Kreuzkapelle gebracht, und zwar in der unmittelbaren Nähe des Grabes der im Jahre 1818 verstorbenen Tochter Eva Catharina Kühn, der Witwe des Johann Peter Bodenstaff.
Das durch die Witterungseinflüsse schon mitgenommene Steinkreuz wird durch die Wegnahme vom ursprünglichen Standort sowie den Transport nach Olpe weiteren Schaden genommen haben und wahrscheinlich in zwei Stücke auseinander gefallen sein, wie es in der Aufzeichnung des Joseph Peter Bodenstaff beschrieben wird. Das wird aber vermutlich vor 1830 gewesen sein, denn sonst hätte der 1826 geborene Bodenstaff möglicherweise aus eigenem Erleben berichten können.
Der fast quadratische Grauwackenstein mit der Inschrift war längsseitig, fast parallel zur Vorderseite gespalten. An der Spaltseite sah man noch einige Fossilien. Anstelle dieses schadhaften Steins wurde unter dem zweiten Ring des Kreuzes ein Sandstein eingefügt und darunter wahrscheinlich der Sockel aus Grauwacke. Joseph Peter Bodenstaff, der sich durch die heimat- und familiengeschichtlichen Aufzeichnungen als gezeigt hat, wird es gewesen sein, der die Renovierung des Denkmals und die Neuaufstellung an einem passenden Ort bewerkstelligte. Aufgestellt wurde das Kreuz nun an der Doppelkurve des Rüblinghauser Weges, der heutigen Biggestraße, beim Haus Nr. 33. Vielleicht war Bodenstaff der Eigentümer dieses Grundstückes.
Erhalten blieb das eigentliche Steinkreuz. Damit es nicht den Bauarbeiten beim Ausbau der Biggestraße zum Opfer fiel, wurde es 1969 auf Veranlassung von Wilhelm Dahlenkamp und durch den Rüblinghauser Bauunternehmer Johann Halbe in einem oben abgerundeten Kunststein eingebettet und befestigt. Aufgestellt wurde das Kreuz am Rande eines Fichtenbestandes auf den Bratzkopf, knapp 10 Meter nördlich des Straßenrandes der „Rüblinghauser Drift“, unweit der alten Landstraße Olpe – Berlinghausen.
Nach telefonischer Rücksprache vom Ortsvorsteher Klaus Feldmann mit dem vorherigen und heutigen Besitzer des Grundstücks, auf dem das Kreuz stand, gaben beide ihre Einwilligung, das das Kreuz einen neuen Standort erhalten soll.
Bei der Terminabsprache der Dorfvereine am 30. November 2008 wurde die Angelegenheit besprochen. Es wurden mehrere Vorschläge unterbreitet. Favorisiert wurde das städtische Winkelgrundstück Rüblinghauser Trift/Zum Stein. Dort hat das Wegekreuz wieder einen geeigneten Standort erhalten.
Die Firma Steinmetz Brüser hatte das Kreuz über die Wintermonate restauriert und im Frühjahr 2009 wurde das Kreuz an dem neuen Standort aufgestellt.
Quellenangabe
Gerhard Burghaus, Jahrbuch des Heimatvereins 6/1998
Christian Scheele
Winfried Kebbekus 2007
Klaus Feldmann, persönliche Angaben
zusammengestellt von Peter Maiworm, Februar 2012/erweitert 16. Juli 2015