Die heilige Elisabeth Patronin der Kapelle Stachelau
Aus dem Leben der heiligen Elisabeth
Elisabeth war die Tochter von König Andreas II. von Ungarn und der Gertrud von Kärnten-Andechs-Meran. Im Geburtsjahr von Elisabeth fand der berühmte „Sängerkrieg” auf der Wartburg bei Eisenach statt; Dichtung und Legende erzählen von der Anwesenheit des zauberkundigen Klingsor aus Ungarn und seinem prophetischen Hinweis auf die Königstochter Elisabeth.
Als Vierjährige wurde Elisabeth — unter Einfluss der politischen Interessen von Papstes Innozenz III. und einer Fürstenkoalition gegen Kaiser Otto IV. — mit dem damals elf Jahre alten Thüringer Landgrafensohn Hermann verlobt und zur Erziehung in deutscher Umgebung und durch ihre Schwiegermutter Sophie nach Thüringen geschickt. Als Vorbild diente dabei Hedwig von Schlesien, die Schwester ihrer Mutter. Doch Hermann starb 1216, ein Jahr darauf auch sein Vater, als Herrscher stand nun der jüngere Ludwig an, der, nachdem er volljährig geworden war, 1218 als Ludwig IV. Landgraf wurde. Elisabeth, die am Hofe durch Frömmigkeit, Schönheit und Sittsamkeit aufgefallen war, aber nun ohne Gemahl da stand, sollte nach Ungarn zurückgeschickt werden; aber inzwischen hatte sich Ludwig in sie verliebt, 1221 — Elisabeth war 14 Jahre alt — wurde die Hochzeit gefeiert.
Es kam zu einer glücklichen Ehe, aus der schnell drei Kinder hervorgingen, als jüngstes die Tochter Gertrude. Als 1225 die ersten Franziskaner nach Eisenach kamen, übte deren Ideal befreiender Besitzlosigkeit großen Einfluss auf Elisabeth aus. Sie unterstütze das Kloster und kümmerte sich selbst um Bedürftige, besuchte Armenviertel; dies wurde trotz der Unterstützung, die Elisabeth darin von ihrem Mann erhielt, von der Familie mehr als skeptisch betrachtet. Ausführlich berichten die Legenden, wie sie unerschüttert den Verleumdungen und Vorwürfen ihrer Umgebung standhielt.
Immer wieder werden wundersame Ereignisse berichtet: Der Aussätzige, den sie zur Pflege in ihr Bett hat legen lassen, wurde aufgedeckt, aber statt Elisabeth zu ertappen wurde das Bild des gekreuzigten Christus gesehen. Als sie im Hungerjahr 1226 alles verfügbare Korn austeilen ließ und auch Geld aus der Staatskasse zur Hilfe verwandte, wurden heftige Vorwürfe erhoben — da bedeckte sich plötzlich der Boden des Saales mit Korn und füllte alle Kammern. Als sie bei der festlichen Ankunft des Kaisers Friedrich II. kein Gewand mehr in der Truhe fand, überkleidete sie ein Gabriel mit Glanz und Schmuck, worauf sie fürstlicher als je im Saal erschien.
Das „Rosenwunder” ist weder in der Lebensbeschreibung noch in den großen Legendensammlungen verzeichnet: Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths „Verschwendung” aufgehetzt, trat seiner Frau, die mit einem mit Brot gefüllten Deckelkorb die Burg herab stieg, mit der Frage entgegen: „Was trägst du da?”, deckte den Korb auf, sah aber nichts als Rosen.
Ihr Mann Ludwig trat dem Deutschen Orden bei und empfing von Konrad von Hildesheim das Kreuz, um nach Aufforderung durch den Kaiser am 5. Kreuzzug teilzunehmen. Er erkrankte dabei im italienischen Brindisi, wurde — schon eingeschifft — in Otranto wieder an Land gebracht und starb dort 1226 an einer Seuche — die Legende berichtet aber auch von einem verderblichen Trank, den er mit der Kaiserin Jolanthe getrunken habe, denn auch sie starb. Elisabeth war tief traurig: „Mit ihm ist mir die Welt gestorben”.
Nach dem Tod ihres Mannes wurde Elisabeth mit ihren drei Kindern von ihrem Schwager Heinrich Raspe von der Wartburg vertrieben mit der Begründung, sie verschwende öffentliche Gelder für Almosen. In Eisenach fand sie keine Unterkunft, habe zunächst in einem Schweinestall gehaust. Bei ihrem Onkel mütterlicherseits, dem Bischof von Bamberg, fand Elisabeth dann mit ihren drei Kindern Aufnahme; der wollte sie wieder vermählen, aber Elisabeth lehnte selbst die Werbung von Kaiser Friedrich ab. Rückkehrende Kreuzfahrer brachten ihr Ring und Gebeine Ludwigs; nach seiner feierlicher Bestattung musste man ihr auf Betreiben von Papst Gregor IX. ihr Witwengut herausgegeben. Legendär ist, dass Gregor, auf Franziskus’ ausdrücklichen Wunsch, diesem den Mantel von den Schultern nahm und ihn Elisabeth zusandte.
1229 zog Elisabeth an den Wohnort ihres Seelenführers und Beichtvaters, der sie schon seit 1226 begleitet hatte, des Prämonstratensers Konrad von Marburg. Dieser strenge, asketische Mann wollte „die Heilige zu einer Heiligen machen”, verfolgte sie mit Bußübungen, geißelte sie schon für kleine Vergehen — Konrad wurde wegen seiner fanatischen Strenge 1233 erschlagen. Elisabeth lebte aus der Überzeugung, ganz arm sein zu wollen, ging von Tür zu Tür betteln und wollte öffentlich auf allen ihr juristisch zustehenden Reichtum verzichten; Konrad hinderte sie am Verzicht, um das Vermögen zu retten. Mit diesem Witwenvermögen errichtete sie daraufhin 1229 in Marburg ein Spital, benannte es nach Franziskus — das erste seiner Patrozinien nördlich der Alpen — und arbeitete dort selbst als Pflegerin bis zu ihrem Tod. Sie ließ nun auch ihre Kinder zurück und trat in die von Konrad geleitete Hospitalitergemeinschaft ein — nicht als Tertiarin in den Franziskanerorden, wie oft angenommen.
Im November 1231 wurde Elisabeth krank; es heißt, dass ihre letzten Tage von kindlicher Heiterkeit überstrahlt waren. Wenige Tage vor ihrem Tod hatte sie eine Vision von einem Vogel, der zwischen ihr und der Wand fröhlich sang und sie dazu bewog mitzusingen. Sie verschenkte ihre letzten Sachen und soll sogar noch ihre Gefährtinnen getröstet haben. Elisabeth starb im Alter von 24 Jahren, aufgezehrt in der Fürsorge für andere, und wurde in ihrem Franziskushospital in Marburg bestattet.
Schrein der Elisabeth, um 1242, in der Sakristei der Elisabethkirche in Marburg
Elisabeth von Thüringen — 1207–1231 — Chronik eines kurzen Lebens und einer langen Faszination
Elisabeth war Königstochter und thüringische Landgräfin, aber das höfische Leben bedeutete ihr nichts. Vielmehr wollte sie wie ihr Vorbild Franziskus leben: arm und für die Menschen da.
1207 Elisabeth kommt in Ungarn als Tochter König Andreas II. und seiner Ehefrau Gertrud von Andechs zur Welt.
1211 Elisabeth kommt mit vier Jahren als Verlobte des künftigen Landgrafen Ludwig IV. an den Thüringer Hof. Ihre Erziehung am prachtliebenden Hof übernimmt die fromme Landgräfin Sophie.
1221 Elisabeth heirat vierzehnjährig Ludwig IV. und bringt drei Kinder zur Welt: 1222 Hermann, den späteren Landgrafen, 1224 Sophie, die spätere Herzogin von Brabant und Stammutter der Landgrafen von Hessen, und 1227 Gertrud, die spätere selige Äbtissin von Altenberg.
1226 Schon während ihrer Ehe wendet sich Elisabeth den Beginen und dem Franziskanerorden zu. Beide Gemeinschaften waren aus der hochmittelalterlichen Armutsbewegung hervorgegangen. Im Sinne des Ideals der Armut um Christi willen gilt Elisabeths Liebe neben der Familie den Ärmsten der Gesellschaft, um die sie sich persönlich kümmert. Der unhöfische Lebensstil entfremdet sie einem Teil des Adels und trägt ihr Ablehnung ein. Doch Ludwig hält zu seiner Frau.
1227 Nach nur wenigen, glücklichen Ehejahren stirbt Elisabeths Ehemann Ludwig am 11. Juli während eines Kreuzzuges. Elisabeth wird ihres Witwengutes beraubt und mit ihren Kindern vom Hof vertrieben. Mutter und Kinder leiden bittere Not, bis ihre Tante Mechthild, Äbtissin von Kitzingen, und ihr Onkel Bischof Ekbert von Bamberg sich ihrer annehmen. Elisabeths Beichtvater Konrad von Marburg gelingt es, der Witwe eine Abfindung in Form von Geld und Gütern in Marburg zu verschaffen.
1228 Elisabeth denkt nicht daran, die Abfindung für sich zu behalten und gründet in Marburg ein Hospital, das sie nach Franziskus von Assisi benennt, ihrem großen Vorbild. Ihr Leben will sie fortan Christus und den Armen widmen. Ihre Kinder gibt sie zu Verwandten.
1231 Entkräftet von ihrem Einsatz für Arme, Kranke und Aussätzige stirbt Elisabeth am 16./17. November. Zwei Tage später wird sie im Franziskus-Hospital zu Marburg beigesetzt.
1235 Schon zu Lebzeiten stand Elisabeth im Ruf der Heiligkeit. Im Jahr 1235 spricht sie Papst Gregor IX. in der Dominikanerkirche von Perugia heilig. Ihre Gebeine werden in die neu erbaute Elisabeth-Kirche überführt. Marburg wird zum Zentrum der Verehrung der heiligen Elisabeth.
1236 Im Erfurter Dom wird die Heiligsprechung Elisabeths feierlich bekannt gemacht. Die Festlichkeiten dauern zehn Tage, wobei zwei Tage lang Spenden an die Armen verteilt wurden. Die Spendengaben entwickelten sich für längere Zeit in Erfurt zu einem Brauch am alljährlichen Elisabethtag.
1539 Philipp von Hessen entfernt im Gefolge der Reformation die Gebeine der heiligen Elisabeth aus ihrer Grablege, um dem Reliquienkult ein Ende zu bereiten.
19. Jahrhundert Die Elisabeth-Verehrung erlebt im Zuge der Romantik einen neuen Aufschwung. Bis in die Gegenwart unterstellen sich zahlreiche kirchlich-caritative Einrichtungen dem Patronat der heiligen Elisabeth von Thüringen.
Gedenktag im deutschen Sprachgebiet: 19. November, Name bedeutet: Gott ist Fülle (hebr.), Landgräfin, * 7. Juli (?) 1207 in Sárospatak im Norden von Ungarn, † 17. November 1231 in Marburg in Hessen
Quellenangabe zu Fotos
Texte und Bilder zusammengestellt nach Joachim Schäfer “Ökumenisches Heiligenlexikon”