GEDULD und ABSTAND, diese beiden Begriffe tauchen immer wieder auf und treten zunehmend vehementer in unser Bewusstsein. Mich beschäftigen diese Dinge in den letzten Tagen sehr. „Geduld ist gefragt, fällt schwer in unserem Gewerbe — in solchen Zeiten, muss aber sein!“
Mit diesem Satz begann Claus Kleber diese Woche in seiner geschätzten, nüchternen und klaren Art das heute-journal. Und auch da tauchte es wieder auf: Geduld, das sagt sich so leicht. Gerade in dieser besonderen Zeit. Die Stärke zu warten oder ruhig etwas zu ertragen, erleben wir häufig als Herausforderung. Im Umgang mit anderen Menschen, sei es im beruflichen Umfeld, mit Freunden, Bekannten oder innerhalb der Familie, ist Geduld oftmals nicht so schwer. Wie sieht es aber mit der eigenen Geduld aus — da fällt es oft schwerer. Vieles möchte man hingegen direkt erledigen oder einfach nur überwunden haben. Mit unangenehmen oder belastenden Dingen wollen wir uns nicht lange auseinandersetzen. Aber auch die Geduld auf etwas Schönes zu warten, welches wir uns herbeisehnen, ist nicht einfach und fordert uns.
„Im Moment ist nur Abstand ein Ausdruck von Fürsorge“. Dieser Satz von Angela Merkel ist uns allen gut im Gedächtnis. Auch dieser Aufruf fordert uns heraus.
Der normale Menschenverstand und das Gewissen sagen uns, dass Abstand genau richtig, wichtig und unabdingbar für unser aktuelles Tun ist. Nur so können wir mit unseren Mitmenschen und mit uns selbst verantwortungsbewusst umgehen. Unser Herz stellt diese Vernunft allerdings in Frage: In der jetzigen Situation, in der vieles auf uns einbricht, in der wir von Unsicherheiten, Sorgen und gemischten Gefühlen umgeben sind, sollen wir auf Abstand gehen? Abstand zu den Menschen, die wir lieben, die uns guttun, die uns wichtig sind und die wir gerade in dieser Situation brauchen? Diese Distanz ist auch atmosphärisch schwer zu akzeptieren und auszuhalten.
Ich wünsche uns in diesen Tagen die nötige Geduld, auszuhalten und abzuwarten, damit wir uns bald wieder in den Arm nehmen können. Vielleicht wird es schöner sein, als jemals zuvor!
Ihre Marie-Christine Stein