Liebe Leserinnen und Leser,
heute werden wir bei unserer Wallfahrt nach Werl die zweite Etappe von Rönkhausen nach Hüsten unter die Füße nehmen – die Königsetappe. Es ist ein langer, schwerer Weg, aber nach gestern wissen wir, dass wir uns auf diesem Weg Gott ganz anvertrauen können. Klettern Sie mit uns auf den Hohen Lenscheid und gehen Sie mit uns vorbei am Sorpestausee bis zu unserem Ziel St. Petri in Hüsten. Lesen Sie nun unseren Tagesimpuls!
Vertrauen haben
Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen Kunststücke. Gegen Ende der Vorstellung holte er eine Schubkarre hervor und fragte einen der Anwesenden: “Sagen Sie, trauen Sie mir zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?”
“Aber gewiss”, antwortete der Gefragte fröhlich, und auch mehrere andere der Umstehenden stimmten der Frage sofort zu. “Würden Sie sich dann meiner Geschicklichkeit anvertrauen, sich in die Karre setzen und von mir über das Seil fahren lassen?” fragte der Schausteller weiter. Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, das trauten sie sich und ihm nicht zu.
Plötzlich meldete sich ein Junge. “Ich setze mich in die Karre”, rief er, kletterte hinauf, und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, klatschten alle begeistert Beifall. Einer aber fragte den Jungen: “Sag, hattest du keine Angst da oben?” “Oh nein”, lachte der, “der mich über das Seil schob, ist ja mein Vater!”
Der kleine Junge hat seinem Vater vertraut. Wem vertraue ich? Welche Namen fallen mir ein? Wie wächst Vertrauen? Kann ich Vertrauen erlernen oder wächst Vertrauen aus guten Erfahrungen heraus? Wenn Vertrauen enttäuscht wird, wie schwer fällt es mir neues Vertrauen zu fassen?
Gebet:
Ewiger, heiliger, geheimnisreicher Gott.
Ich komme zu dir. Ich möchte dich hören, dir antworten.
Vertrauen möchte ich dir und dich lieben, dich und alle deine Geschöpfe.
Dir in die Hände lege ich Sorge, Zweifel und Angst.
Ich bringe keinen Glauben und habe keinen Frieden.
Nimm mich auf! Sei bei mir, damit ich bei dir bin, Tag um Tag.
Führe mich, damit ich dich finde und deine Barmherzigkeit.
Dir will ich gehören, dir will ich danken, dich will ich rühmen.
(Jörg Zink)