„In deiner Tür“
Kennt Ihr das Lied „In deiner Tür“ von der Band Maybebop?
Ich bin während eines Konzertes der Band über dieses Lied zufällig gestolpert. Ich musste es mir oft anhören und ehrlich gesagt, hat es mich stets ein wenig rührselig gemacht.
In diesem Lied steht man abends in der Tür des Kinderzimmers und macht sich Gedanken über die Bindung und das Loslassen mit dem Kind. Schöne heile Welt und alles ist gut. Seelenruhig atmet das Kind, bewacht vom Plüsch-Vampir des Jahrmarktes. Doch man weiß, dass sich diese Tür nach und nach schließen wird. „Mal werde ich Freund, mal Fremder sein und mit schwerem Herzen lernen, mich von dir zu entfernen.“
Ist doch schon komisch! Da erwartet man viele Jahre sehnsüchtig von seinem Nachwuchs, dass er eigenständiger wird. Ist es dann soweit, ist es einem auch nicht so ganz recht.
Eigentlich konnte ich das nie zu 100% nachvollziehen. Doch so langsam verstehe, ja begreife ich es besser. Ich werde nach und nach vom Beobachter aus der Tür zum Betroffenen im Alltag.
Rituale verschwimmen bzw. ändern sich. Abends möchte der Sohn nicht mehr in das Bett gebracht werden. „Schaffe ich allein…“, „Brauchst du nicht!“. Auch über das Christkind wurde schon diskutiert. Treffen mit den Freunden werden über Handy geplant und dann geht es allein in die Stadt.
Schonmal kam mir der Gedanke: „Bracht mein Kind mich, oder brauche ich mein Kind?“ Schwierige Frage! Durch die Augen der Kinder bekommt man nochmal einen anderen, weniger voreingenommenen Blick auf die Dinge.
Dann versuche ich mich, auch mit Gottvertrauen, an folgenden Spruch zu erinnern:
Solange deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie größer werden, gib ihnen Flügel! (Khalil Gibran)
Diese Wurzeln können vielfältig sein. Aber auch durch den Glauben können diese Wurzeln entstehen: Rituale, Beten, In-sich-gehen, Heilige Messe. Und mit viel Liebe, Vertrauen und auch Glauben werde ich meinen Kindern später hoffentlich beim Fliegen mit prächtigen Flügeln zuschauen.
Nur eine Bitte habe ich dabei an meine Kinder: Vergesst später nicht, auch mal hin und wieder eine Runde über euer Heimatnest zu fliegen!
Hier der Link zu dem Lied: https://youtu.be/YR3oiqrLJ9I
Robert Heite
(ein Vater aus Neuenkleusheim)