Gedanken zum Tag – 29. März 2020, 5. Fastensonntag

29. März 2020

Zwei Beer­di­gungen unter Corona-Bedin­gungen habe ich schon hinter mir. Beer­di­gungen unter Corona-Bedin­gungen heißt: kein Toten­gebet, kein Seelenamt bzw. kein Aufer­ste­hungsamt in der Kirche, keine Trau­er­feier in der Fried­hofs­halle, Beiset­zung im kleinsten Kreis direkt am Grab. Als Richt­wert gibt unser Erzbistum die Anzahl von 20 Personen an (inkl. Bestatter/in, Priester/Diakon, Sargträger).

Beer­di­gungen unter Corona-Bedin­gungen schmerzen Ange­hö­rige doppelt. Da ist die Trauer über den Verlust eines lieben Menschen, dessen Tod in seine Familie und in seinen Freundes- und Bekann­ten­kreis eine Lücke reißt. Zudem gilt es, die strikten Anwei­sungen zur Eindäm­mung der Corona-Pandemie auszu­halten – auch am Grab eines lieben Verstor­benen. Ange­hö­rige müssen entscheiden, wer dabei sein kann und wer nicht. Nach­barn, Freunde und/oder Arbeits­kol­legen eines Verstor­benen müssen der Beiset­zung fern­bleiben. Die Szenerie ist unwirk­lich. Gleich­wohl bemühen sich alle Betei­ligten um eine würdige Beisetzung.

Um einen Todes­fall geht es auch im heutigen Sonn­tags­evan­ge­lium (Joh 11,1–45). Lazarus, offenbar ein guter Freund von Jesus, ist verstorben. Zunächst wird noch berichtet, dass Lazarus erkrankt sei. Aber im Laufe der Erzäh­lung wird deut­lich, dass er verstorben ist. Jesus ist vom Tod seines Freundes sehr ange­rührt. Verständ­li­cher­weise sind auch die beiden Schwes­tern des Toten, Maria und Marta, traurig, mitge­nommen, fassungslos. In ihrer Not haben sie nach Jesus rufen lassen. Er soll helfen. Die Stim­mung ist aufge­wühlt. Marta und Maria setzen ihre Hoff­nungen auf Jesus. Trotzdem, oder gerade deswegen, machen sie Jesus Vorwürfe. „(…) Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“ (Joh 11, 21b bzw. Joh 11, 32b). Die beiden Frauen wirken auf mich wie Demons­tran­tinnen für das Leben und gegen den Tod. Sie wollen sich mit dem Tod ihres Bruders nicht einfach abfinden. Gleich­wohl scheinen sie resi­gniert zu haben. „Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag“, sagt Marta, als Jesus die Grab­höhle des Lazarus öffnen lässt. In diese aufge­wühlte Stim­mung hinein, die hin und her schwankt zwischen der Hoff­nungs­lo­sig­keit der Situa­tion und dem Vertrauen in die Person Jesu, demons­triert Jesus seine Macht. Er ruft den Lazarus ins Leben. Ein stär­keres Zeichen ist nicht möglich. Es ist das ganz persön­liche Oster­fest des Lazarus. Das heutige Sonn­tags­evan­ge­lium sagt uns: Vertraut der öster­li­chen Macht Gottes, vor allem in diesen Tagen, die uns aufwühlen und uns in nie gekannter Art und Weise heraus­for­dern. Gott ruft uns ins Leben.

Papst Fran­ziskus hat in seiner, wie ich finde, beein­dru­ckenden Predigt am Frei­tag­abend (hier im Video und Wort­laut) gesagt, dass „er (Gott) Ruhe in unsere Stürme bringt, denn mit Gott geht das Leben nie zugrunde.“ Diese Zusage soll und kann uns durch diese aufwüh­lende und heraus­for­dernde Zeit tragen. Sie gilt, nicht nur, aber ganz beson­ders auch denje­nigen, die derzeit ihre verstor­benen Ange­hö­rigen, Verwandten, Freunde und Nach­barn nur im kleinen Kreis beisetzen können. Dieje­nigen, die z. Zt. an Beer­di­gungen teil­nehmen, demons­trieren für viele andere Menschen mit, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben, das uns von Gott her geschenkt ist.

Pace e bene
Michael Kammradt

 

Das Fürbitt­gebet habe ich, leicht verän­dert, von der Inter­net­seite des Bistums Trier übernommen.

Der Gott des Lebens will uns und alle aus ihren Toden erretten; zu ihm rufen wir:

Wir bitten für alle am Corona-Virus Erkrankten,
für alle, die um ihr Leben kämpfen.
Für alle, die in den medi­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen Berufen für die Kranken und für alte Menschen im Einsatz sind.

Wir beten für alle,
die um ihren Arbeits­platz fürchten oder in ihrer Exis­tenz bedroht sind.
Für alle, die im Dienst für uns und die Gesell­schaft gerade auch in der Krisen­zeit arbeiten – oft unter erschwerten Bedingungen.

Wir beten für die Menschen in den vielen Ländern mit einem nur wenig ausge­bauten Gesundheitssystem.
Für Arme welt­weit und für Menschen ohne Obdach bei uns, denen schon die Einhal­tung von Hygie­ne­re­geln nur schwer möglich ist.

Wir beten für alle Menschen auf der Flucht, beson­ders für die auf den grie­chi­schen Inseln.
Für alle, die vor Ort, mit begrenzten Möglich­keiten und trotz Anfein­dungen helfen.
Für alle, die ange­sichts der Not ihre Ohnmacht spüren.

Wir bitten für die Arbeit des Hilfs­werks Mise­reor und für alle, die mit Mise­reor zusam­men­ar­beiten im Einsatz für Frieden und Entwicklung.
Für alle, die durch die Projekte Hilfe bekommen und Hoff­nung erfahren.

Wir beten für alle, die in diesen Tagen in der Familie, im Freun­des­kreis oder in der Nach­bar­schaft einen Ster­be­fall zu beklagen haben; für dieje­nigen, die Ange­hö­rigen, Verwandten, Freunden und Nach­barn nicht das letzte Geleit geben können und für alle, die im Bestat­tungs­wesen arbeiten und derzeit vor großen Heraus­for­de­rungen stehen.

Wir bitten für die Chris­tinnen und Christen, die sich zu Gebet und Gottes­dienst verbinden,
auch ohne, dass wir zusam­men­kommen können;
und für alle, die dafür zu neuen krea­tiven Wegen einladen.

Wir beten für alle, die es nur schwer aushalten können, zu Hause allein oder nur mit der Familie zusammen zu sein. Beson­ders für die vielen tatsäch­lich oder viel­leicht Corona-Infi­zierten in strenger Quarantäne.

Wir bitten für uns selbst in unseren Nöten und mit den Sorgen um Menschen in der Familie und im Bekanntenkreis.
Für unsere Toten und alle, die um sie trauern.

Du, Gott, beglei­test uns auf allen Wegen.
Du führst uns durch den Tod zum Leben.
Dich loben und preisen wir jetzt und alle­zeit. Amen

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