Liebe Leserinnen und Leser,
ab heute ist sie wieder da, die „wachsende Krippe“ im Fenster neben der Sakristei vor der Martinuskirche. Ab dem ersten Advent wird hier sukzessive ein kleine Krippenlandschaft aufgebaut. Es beginnt mit einem leeren Stall, dann kommen ein Hirt und einige Schafe dazu, später Mädge und Knechte, weitere Hirten und Schafe, schließlich Maria, Josef, Ochs und Esel. Es endet zunächst an Heiligabend mit dem „Einzug“ des Jesuskindes. Am „Fest der Erscheinung des Herrn – Epiphanie“ erscheinen natürlich auch die Heiligen Drei Könige.
Vor zwei Jahren stand am ersten Advent eine Mutter mit ihrem kleinen Kind vor dieser Krippe. „In der Krippe fehlt ja das Jesuskind!“ sagte das Kind. „Es ist ja auch noch nicht Weihnachten!“ antwortete die Mutter.
Richtig! Das Wort “Advent” leitet sich vom lateinischen “Adventus” ab und heißt “Ankunft”. Der Advent ist die Vorbereitungszeit auf die Geburt Christi, auf Weihnachten. Die Menschen sollen die vier Wochen nutzen, um sich auf Weihnachten einzustimmen. Die Adventszeit steht nicht für sich allein, sondern sie zielt auf Weihnachten hin. Um dieses Fest richtig zu begehen, ist eine Vorbereitung nötig – ganz wie bei der Planung einer großen Geburtstagsfeier. Bei einem religiösen Fest geht es dabei nicht um organisatorische Arbeiten, sondern um eine geistliche Vorbereitung. Diese geistliche Vorbereitung wurde klassisch mit Fasten und Gebet durchgeführt. Das Fasten wird vom katholischen Kirchenrecht für den Advent aber bereits seit 1917 nicht mehr gefordert, das Gebet rückte dadurch mehr in den Mittelpunkt.
Doch heutzutage ist der Advent für viele Menschen weniger eine geruhsame Zeit. Für so manchen bedeutet er Stress: Da wollen Weihnachtswunschlisten abgearbeitet werden, da müssen Familienfeste geplant und vorbereitet werden — da setzen sich viele unter Druck, um zu Weihnachten mit einem perfekten Fest zu glänzen. Die Innenstädte sind – auch in Pandemiezeiten — überfüllt, die Stimmung angespannt — von Erwartung und Besinnung keine Spur. Und auch wenn seit September in den Supermärkten Spekulatius angeboten wird, wenn Weihnachtsmärkte mit Glühwein und Punsch abgehalten werden, wenn Weihnachtskonzerte durchgeführt werden und in den Geschäften ständig Weihnachtslieder ablaufen – es ist noch nicht Weihnachten.
Wir sind noch „auf dem Weg“! Und daran soll die “wachsende Krippe“ erinnern!
Wenn sie, liebe Leserinnen und Leser, noch Schafe, Hirten oder andere Figuren zur Verfügung stellen möchten – gerne auch leihweise – können sie sich im Pfarrbüro oder beim Küster melden.
Heinz Heider
(Gemeindemitglied)