Gedanken zum Tag — 28.August 2022 — 22. Sonntag im Jahreskreis

28. Aug. 2022

Inter­view mit unserem neuen Vikar Andreas Todt
(Der Text ist zwar länger als sonst bei den „Gedanken zum Tag“, aber sehr lesenswert!)

Herr Vikar, seit Juli dieses Jahres wirken Sie im pasto­ralen Raum Olpe — Kirch­spiel Drol­s­hagen. Wie sieht Ihr bishe­riger Lebensweg aus?

Vor einigen Wochen bin ich 36 Jahre alt geworden und bin damit schon ein etwas älteres Semester. Ich bin in einer Pfarr­ge­meinde in Neheim im Hoch­sauer­land groß geworden, zur Erst­kom­mu­nion gegangen und war Mess­diener. In der Pfarrei hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinem dama­ligen Heimat­pfarrer Leo Reiners. Das war eine lange, sehr freund­schaft­liche Bezie­hung zuein­ander. Er hat mich häufig mitge­nommen zur Kran­ken­kom­mu­nion, zu allen mögli­chen Anlässen. Irgend­wann stellte sich für mich dann die Frage, ob ich das auch mal machen möchte. Und damit musste ich mich dann erstmal auseinandersetzen.

Nebenbei hatte ich noch ein musi­ka­li­sches Inter­esse und kleines Talent in mir entdeckt. So habe ich mich zunächst musi­ka­lisch an der Orgel weiter­ent­wi­ckelt. Ich habe das C‑Examen gemacht, anschlie­ßend in meiner Heimat den Kirchen­chor über­nommen und in den letzten 20 Jahren über­re­gional Orgel gespielt. Der Pries­ter­ge­danke war damit vorerst aufs Eis gelegt.

Nach dem Abitur musste man damals noch Zivil­dienst leisten. Meine beste Freundin meinte, ich könne den doch in Siegen machen, wo sie studierte. 2007 habe ich eine Zeit lang einen behin­derten Jungen bei einem Verein für Inklu­sion betreut. Nach einem halben Jahr hatte ich die Möglich­keit noch einmal zu wechseln.

2008 bin ich nach Olpe ins Mutter­haus gekommen und habe hier Haus­meis­ter­tä­tig­keiten u. ä. verrichtet. Übri­gens wohne ich nun vorrü­ber­ge­hend wieder hier bis meine Dienst­woh­nung bezugs­fertig ist. Beim Empfang vor einigen Wochen sagte eine ältere Ordens­schwester augen­zwin­kernd, dass es nun nicht mehr “unser Andreas”, sondern der “Herr Vikar” sei. (lacht)

Nach dem Zivil­dienst habe ich über­legt, was ich beruf­lich machen könnte. Ich hatte ein Inter­esse an alten Spra­chen. An der Univer­sität Siegen habe ich in einem Semes­ter­kurs das Latinum und Graecum nach­ge­holt und dann fünf Semester an der Univer­sität Köln Latein und Grie­chisch auf Lehramt studiert. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Spra­chen zwar nach wie vor viel Freude bereiten, aber es war nicht so, dass sie lebens­er­fül­lend für mich wurden.

Und so ist die alte Pries­ter­be­ru­fung, die unter­schwellig irgendwie immer da war, plötz­lich wieder entflammt. Ich habe sie wieder­ent­deckt und habe mich endlich entschieden, kath. Theo­logie zu studieren. Das habe ich dann in Bochum gemacht, als soge­nannter „Freier Student“ d.h. ohne direkte Anbin­dung an ein Pries­ter­se­minar. Freier Student deswegen, weil ich die Kirchen­chöre und das Orgel­spielen noch nicht dran­geben wollte. Mit Abschluss der letzten Prüfung – der Tag des Bewer­bungs­schlusses im Pries­ter­se­minar — habe ich mich dann in letzter Minute im Seminar in Pader­born ange­meldet: Punktlandung!
In Bad Lipp­springe bei Pfarrer Kers­ting habe ich ein Jahr lang ein sog. Pasto­ral­prak­tikum absol­viert. Anschlie­ßend wurde ich zum Diakon geweiht und war andert­halb Jahre in Biele­feld – Zentrum. Dort durfte ich Erfah­rungen sammeln und meine ersten pasto­ralen Gehver­suche unter­nehmen. Nach der Pries­ter­weihe bin ich nun hier in Olpe gelandet.

Nach Ihrer Pries­ter­weihe wurde Ihnen unser pasto­raler Raum als erste Wirkungs­stätte zuge­wiesen. Was bedeutet es für Sie, in diese Region des Erzbis­tums zu kommen?

Im Vorfeld gibt es immer Speku­la­tionen, welcher Neupriester wohin­kommt, aber es bleibt meis­tens ein Geheimnis. In meinem Fall war es auch nicht durch­ge­si­ckert. Dass es dann Olpe geworden ist, hat mich sehr gefreut. Ich hatte hier meinen Zivil­dienst gemacht, bin im Sauer­land aufge­wachsen und kenne die Menta­lität der Menschen eini­ger­maßen. Außerdem kann ich durch die Nähe zu meiner Heimat den Kontakt zu meinen Freunden pflegen. Die Freund­schaft ist für mich, viel­leicht auch, weil ich nicht verhei­ratet bin, gera­dezu über­le­bens­not­wendig. In den großen pasto­ralen Räumen ist es, so glaube ich, zuneh­mend heraus­for­dernder, freund­schaft­liche Kontakte zu knüpfen. Umso mehr ist man auf zuver­läs­sige bestehende Bezie­hungen im Freun­des­kreis angewiesen.

Wie wurden Sie hier empfangen und welche Eindrücke konnten Sie in den ersten Wochen bereits sammeln?

Die Menschen hier haben mich sehr freund­lich und offen empfangen. Die Zuord­nung der ersten Vikar­stelle ist für die Gemeinden sicher­lich auch eine Wert­schät­zung. Denn sie erfolgt oftmals dort, wo man gut lernen und viele Erfah­rungen sammeln kann.

Die Kombi­na­tion aus eher städ­ti­schem Umfeld in Olpe einer­seits und dörf­li­cher Struktur im Raum Drol­s­hagen und Umge­bung ande­rer­seits, war mir auch bei meinem Vorge­spräch wichtig. Ich möchte beide Seiten kennen­lernen und erproben. Hier kann ich auch erfahren, was mir viel­leicht für eine even­tuell spätere Pfarr­stelle mehr liegt, das Dörf­liche oder eher das Städtische.

Eben­falls freund­lich und wert­schät­zend wurde ich vom Pasto­ral­team aufge­nommen. Mit dem Pfarrer bin ich auch sehr glück­lich. Ich sag mal so: Er ist meis­tens nett (lacht). Im Ernst: Vor Antritt einer Stelle fragt man sich natür­lich, wie der neue Pfarrer so sein wird — Komme ich mit ihm klar, passt das Mensch­liche und wie ist seine theo­lo­gi­sche Ausrich­tung? Bisher kommen wir gut mitein­ander aus (schmun­zelt). Er ist wirk­lich ein “Sechser im Lotto”.

Die Beru­fung zum Priester ist eine beson­dere Gnade. Was ist Ihr innerer Antrieb für dieses Amt?

Das ist eine gute Frage. Da ist zunächst einmal das Biogra­phi­sche, man wächst da so hinein und findet das irgendwie span­nend. Dann möchte ich aber auch nicht das gött­liche Wirken ausschließen, dass Gott mich für diesen Dienst geeignet hält. Gott kann mich gebrau­chen. Natür­lich lässt er einem die Wahl, die freie Entscheidung.

Die Haupt­mo­ti­va­tion ist der Glaube an Jesus Christus und davon bin ich über­zeugt, dass der Glaube die Welt verän­dern kann. Ich möchte durch mein Leben so gut es geht den Menschen ein Vorbild oder eine Moti­va­tion sein, im Leben und im Glauben.

Es ist ein unwahr­schein­lich schöner Beruf, auch, weil man mit Menschen unter­schied­lichster Couleur zu tun hat. Freud und Leid liegen nah beiein­ander. Den Umgang mit den Menschen finde ich schon sehr beein­dru­ckend. Man hat ja immer mit neuen Menschen, mit neuen Lebens­si­tua­tionen und Schick­salen zu tun. Das macht diesen Beruf nie lang­weilig. Das kann ich jetzt schon nach einem Monat sagen.

Sie sind nun Vikar. Welche Aufga­ben­be­reiche über­nehmen Sie in dieser Funk­tion in unseren Gemeinden und wo möchten Sie sich beson­ders stark einbringen?

Klas­si­scher­weise über­nimmt der Vikar die Jugend­ar­beit und damit auch die Mess­die­ner­ar­beit. So recht haben wir aber noch keinen „spezi­ellen“ Bereich für mich gefunden – das kommt noch. Schwer­punkt­mäßig könnte ich mir natür­lich schon Mess­diener- und Jugend­ar­beit vorstellen und würde mir dies auch wünschen. Auch die Arbeit mit den ganz Kleinen in der Schul­seel­sorge könnte ein Bereich sein.

Darüber hinaus wäre eine geist­liche Beglei­tung im Bereich Musik, also Kirchen­chöre und derglei­chen, denkbar. Da würde ich meine Stärken sehen.

Ansonsten sehe ich meine Haupt­auf­gabe im “normalen Dienst”, zwischen der Geburt und dem Tod, kurzum in der alltäg­li­chen, gewöhn­li­chen Pastoral.

Was inter­es­siert Sie über den Glauben und die Kirche hinaus? Welchen Inter­essen und Akti­vi­täten gehen Sie am liebsten nach?

Ich bin gerne mit meinen Freunden unter­wegs. Und ich bin begeis­terter Konso­len­spieler, leiden­schaft­li­cher Zocker (lacht). Bei Spielen wie FIFA, also Fußball, und Mario Kart kann ich mich auch mal abre­agieren und es macht auch einfach Spaß. Gerade, wenn man mit Freunden zusammenspielt.

Und die Musik: weil ich selber spiele, höre ich gerne Orgel- und Klavier­musik, insbe­son­dere Mess­ver­to­nungen von Mozart und Haydn. Beein­dru­ckend finde ich auch Richard Wagner. Meine Lieb­lings­oper von ihm ist „Die Meis­ter­singer von Nürnberg“.

Darüber hinaus fahre ich gerne Fahrrad, gehe gerne schwimmen und spazieren und fahre gerne Auto. Mein Traum ist es, einmal mit dem Auto nach Rom zu fahren, mit Zwischen­halten in Öster­reich oder in der Schweiz. Viel­leicht klappt das ja in den kommenden Jahren.

Herr Vikar, wir danken für das Gespräch.

Video-Tipp der Redaktion:
Ein profes­sio­nelles Portrait der beiden Neupriester Andreas Todt und Mike Hott­mann sehen Sie auf der Webseite des Erzbi­schöf­li­chen Pries­ter­se­mi­nars Pader­born: https://priesterseminar-paderborn.de/project/filmportraet-der-neupriester-2022/

 

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