Interview mit unserem neuen Vikar Andreas Todt
(Der Text ist zwar länger als sonst bei den „Gedanken zum Tag“, aber sehr lesenswert!)
Herr Vikar, seit Juli dieses Jahres wirken Sie im pastoralen Raum Olpe — Kirchspiel Drolshagen. Wie sieht Ihr bisheriger Lebensweg aus?
Vor einigen Wochen bin ich 36 Jahre alt geworden und bin damit schon ein etwas älteres Semester. Ich bin in einer Pfarrgemeinde in Neheim im Hochsauerland groß geworden, zur Erstkommunion gegangen und war Messdiener. In der Pfarrei hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinem damaligen Heimatpfarrer Leo Reiners. Das war eine lange, sehr freundschaftliche Beziehung zueinander. Er hat mich häufig mitgenommen zur Krankenkommunion, zu allen möglichen Anlässen. Irgendwann stellte sich für mich dann die Frage, ob ich das auch mal machen möchte. Und damit musste ich mich dann erstmal auseinandersetzen.
Nebenbei hatte ich noch ein musikalisches Interesse und kleines Talent in mir entdeckt. So habe ich mich zunächst musikalisch an der Orgel weiterentwickelt. Ich habe das C‑Examen gemacht, anschließend in meiner Heimat den Kirchenchor übernommen und in den letzten 20 Jahren überregional Orgel gespielt. Der Priestergedanke war damit vorerst aufs Eis gelegt.
Nach dem Abitur musste man damals noch Zivildienst leisten. Meine beste Freundin meinte, ich könne den doch in Siegen machen, wo sie studierte. 2007 habe ich eine Zeit lang einen behinderten Jungen bei einem Verein für Inklusion betreut. Nach einem halben Jahr hatte ich die Möglichkeit noch einmal zu wechseln.
2008 bin ich nach Olpe ins Mutterhaus gekommen und habe hier Hausmeistertätigkeiten u. ä. verrichtet. Übrigens wohne ich nun vorrübergehend wieder hier bis meine Dienstwohnung bezugsfertig ist. Beim Empfang vor einigen Wochen sagte eine ältere Ordensschwester augenzwinkernd, dass es nun nicht mehr “unser Andreas”, sondern der “Herr Vikar” sei. (lacht)
Nach dem Zivildienst habe ich überlegt, was ich beruflich machen könnte. Ich hatte ein Interesse an alten Sprachen. An der Universität Siegen habe ich in einem Semesterkurs das Latinum und Graecum nachgeholt und dann fünf Semester an der Universität Köln Latein und Griechisch auf Lehramt studiert. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Sprachen zwar nach wie vor viel Freude bereiten, aber es war nicht so, dass sie lebenserfüllend für mich wurden.
Und so ist die alte Priesterberufung, die unterschwellig irgendwie immer da war, plötzlich wieder entflammt. Ich habe sie wiederentdeckt und habe mich endlich entschieden, kath. Theologie zu studieren. Das habe ich dann in Bochum gemacht, als sogenannter „Freier Student“ d.h. ohne direkte Anbindung an ein Priesterseminar. Freier Student deswegen, weil ich die Kirchenchöre und das Orgelspielen noch nicht drangeben wollte. Mit Abschluss der letzten Prüfung – der Tag des Bewerbungsschlusses im Priesterseminar — habe ich mich dann in letzter Minute im Seminar in Paderborn angemeldet: Punktlandung!
In Bad Lippspringe bei Pfarrer Kersting habe ich ein Jahr lang ein sog. Pastoralpraktikum absolviert. Anschließend wurde ich zum Diakon geweiht und war anderthalb Jahre in Bielefeld – Zentrum. Dort durfte ich Erfahrungen sammeln und meine ersten pastoralen Gehversuche unternehmen. Nach der Priesterweihe bin ich nun hier in Olpe gelandet.
Nach Ihrer Priesterweihe wurde Ihnen unser pastoraler Raum als erste Wirkungsstätte zugewiesen. Was bedeutet es für Sie, in diese Region des Erzbistums zu kommen?
Im Vorfeld gibt es immer Spekulationen, welcher Neupriester wohinkommt, aber es bleibt meistens ein Geheimnis. In meinem Fall war es auch nicht durchgesickert. Dass es dann Olpe geworden ist, hat mich sehr gefreut. Ich hatte hier meinen Zivildienst gemacht, bin im Sauerland aufgewachsen und kenne die Mentalität der Menschen einigermaßen. Außerdem kann ich durch die Nähe zu meiner Heimat den Kontakt zu meinen Freunden pflegen. Die Freundschaft ist für mich, vielleicht auch, weil ich nicht verheiratet bin, geradezu überlebensnotwendig. In den großen pastoralen Räumen ist es, so glaube ich, zunehmend herausfordernder, freundschaftliche Kontakte zu knüpfen. Umso mehr ist man auf zuverlässige bestehende Beziehungen im Freundeskreis angewiesen.
Wie wurden Sie hier empfangen und welche Eindrücke konnten Sie in den ersten Wochen bereits sammeln?
Die Menschen hier haben mich sehr freundlich und offen empfangen. Die Zuordnung der ersten Vikarstelle ist für die Gemeinden sicherlich auch eine Wertschätzung. Denn sie erfolgt oftmals dort, wo man gut lernen und viele Erfahrungen sammeln kann.
Die Kombination aus eher städtischem Umfeld in Olpe einerseits und dörflicher Struktur im Raum Drolshagen und Umgebung andererseits, war mir auch bei meinem Vorgespräch wichtig. Ich möchte beide Seiten kennenlernen und erproben. Hier kann ich auch erfahren, was mir vielleicht für eine eventuell spätere Pfarrstelle mehr liegt, das Dörfliche oder eher das Städtische.
Ebenfalls freundlich und wertschätzend wurde ich vom Pastoralteam aufgenommen. Mit dem Pfarrer bin ich auch sehr glücklich. Ich sag mal so: Er ist meistens nett (lacht). Im Ernst: Vor Antritt einer Stelle fragt man sich natürlich, wie der neue Pfarrer so sein wird — Komme ich mit ihm klar, passt das Menschliche und wie ist seine theologische Ausrichtung? Bisher kommen wir gut miteinander aus (schmunzelt). Er ist wirklich ein “Sechser im Lotto”.
Die Berufung zum Priester ist eine besondere Gnade. Was ist Ihr innerer Antrieb für dieses Amt?
Das ist eine gute Frage. Da ist zunächst einmal das Biographische, man wächst da so hinein und findet das irgendwie spannend. Dann möchte ich aber auch nicht das göttliche Wirken ausschließen, dass Gott mich für diesen Dienst geeignet hält. Gott kann mich gebrauchen. Natürlich lässt er einem die Wahl, die freie Entscheidung.
Die Hauptmotivation ist der Glaube an Jesus Christus und davon bin ich überzeugt, dass der Glaube die Welt verändern kann. Ich möchte durch mein Leben so gut es geht den Menschen ein Vorbild oder eine Motivation sein, im Leben und im Glauben.
Es ist ein unwahrscheinlich schöner Beruf, auch, weil man mit Menschen unterschiedlichster Couleur zu tun hat. Freud und Leid liegen nah beieinander. Den Umgang mit den Menschen finde ich schon sehr beeindruckend. Man hat ja immer mit neuen Menschen, mit neuen Lebenssituationen und Schicksalen zu tun. Das macht diesen Beruf nie langweilig. Das kann ich jetzt schon nach einem Monat sagen.
Sie sind nun Vikar. Welche Aufgabenbereiche übernehmen Sie in dieser Funktion in unseren Gemeinden und wo möchten Sie sich besonders stark einbringen?
Klassischerweise übernimmt der Vikar die Jugendarbeit und damit auch die Messdienerarbeit. So recht haben wir aber noch keinen „speziellen“ Bereich für mich gefunden – das kommt noch. Schwerpunktmäßig könnte ich mir natürlich schon Messdiener- und Jugendarbeit vorstellen und würde mir dies auch wünschen. Auch die Arbeit mit den ganz Kleinen in der Schulseelsorge könnte ein Bereich sein.
Darüber hinaus wäre eine geistliche Begleitung im Bereich Musik, also Kirchenchöre und dergleichen, denkbar. Da würde ich meine Stärken sehen.
Ansonsten sehe ich meine Hauptaufgabe im “normalen Dienst”, zwischen der Geburt und dem Tod, kurzum in der alltäglichen, gewöhnlichen Pastoral.
Was interessiert Sie über den Glauben und die Kirche hinaus? Welchen Interessen und Aktivitäten gehen Sie am liebsten nach?
Ich bin gerne mit meinen Freunden unterwegs. Und ich bin begeisterter Konsolenspieler, leidenschaftlicher Zocker (lacht). Bei Spielen wie FIFA, also Fußball, und Mario Kart kann ich mich auch mal abreagieren und es macht auch einfach Spaß. Gerade, wenn man mit Freunden zusammenspielt.
Und die Musik: weil ich selber spiele, höre ich gerne Orgel- und Klaviermusik, insbesondere Messvertonungen von Mozart und Haydn. Beeindruckend finde ich auch Richard Wagner. Meine Lieblingsoper von ihm ist „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Darüber hinaus fahre ich gerne Fahrrad, gehe gerne schwimmen und spazieren und fahre gerne Auto. Mein Traum ist es, einmal mit dem Auto nach Rom zu fahren, mit Zwischenhalten in Österreich oder in der Schweiz. Vielleicht klappt das ja in den kommenden Jahren.
Herr Vikar, wir danken für das Gespräch.
Video-Tipp der Redaktion:
Ein professionelles Portrait der beiden Neupriester Andreas Todt und Mike Hottmann sehen Sie auf der Webseite des Erzbischöflichen Priesterseminars Paderborn: https://priesterseminar-paderborn.de/project/filmportraet-der-neupriester-2022/