Gedanken zum Tag — 28. April 2021, Mitt­woch der 4. Woche der Osterzeit

28. Apr 2021

Liebe Lese­rinnen und Leser,

mein Name ist Eva Maubach-Maiworm. Und auch wenn Maiworm ein Olper Name ist, so kommen weder mein Mann noch ich aus Olpe, sondern aus dem benach­barten Drol­s­hagen. Das ist viel­leicht ganz inter­es­sant, da sich unsere beiden Gemeinden ja bereits in Kürze zu einem gemein­samen Pasto­ral­ver­bund zusam­men­finden (oder ‑raufen) werden.

Seit dem 01.10.2020 bin ich neue Einrich­tungs­lei­terin im Josefs­haus. Sie können sich sicher­lich vorstellen, dass es bessere Zeiten als eine Coro­na­pan­demie gibt, um eine Einrich­tung zu über­nehmen. Neben Home­schoo­ling, keine Freunde treffen, kein Vereins­sport, keine Partys, … kommt für unsere Kinder und Jugend­li­chen erschwe­rend hinzu, dass auch die Kontakte nach Hause zu ihren Fami­lien einge­schränkt sind. Denn jeder Kontakt zur Familie bedeutet ein erhöhtes Infek­ti­ons­ri­siko für die Gruppe. Das hat zur Folge, dass wir in jedem Einzel­fall abwägen und entscheiden müssen. Und das ist nicht immer leicht.

Bislang bin ich sehr stolz auf unsere Josefs­häusler, wie gut es alle zusammen schaffen: Wie gut das Home­schoo­ling gewuppt wird, die Kinder und Jugend­li­chen und ihre Eltern bei Laune gehalten werden und wie gut wir bereits einige Grup­pen­qua­ran­tänen über­standen haben — aber so langsam ist die Luft raus. Hoffen wir auf den Sommer, auf das Impfen und darauf, dass wir bald wieder ein halb­wegs „normales“ Leben führen können.

Aber was wird in Zukunft „normal“ sein? Ich finde es erschre­ckend, wie schnell wir uns daran gewöhnt haben, dass die (körper­liche) Nähe zu anderen Menschen grund­sätz­lich gefähr­lich sein kann. Ich ertappe mich dabei, dass ich in Gedanken den Abstand zwischen Menschen, die sich mitein­ander unter­halten, auf exakt 1,50 Meter abmesse. Dass ich wie selbst­ver­ständ­lich die Stra­ßen­seite wech­sele, wenn mir jemand entge­gen­kommt. Dass ich es irri­tie­rend finde, wenn ich z.B. im Fern­sehen sehe, wie sich Menschen zur Begrü­ßung umarmen…
Ehrlich gesagt, ich hoffe nicht, dass das unsere Norma­lität bleibt.

Denn:
Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen, krank machen und lebendig machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig machen und froh machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Stimme eines Menschen einen anderen Menschen wieder aufhor­chen lässt, der für alles taub war?
Wussten Sie schon, dass das Zeit­haben für einen Menschen mehr ist als Geld, mehr als Medi­ka­mente, unter Umständen mehr als eine geniale Operation?
Wussten Sie schon, dass das Anhören eines Menschen Wunder wirkt, dass das Wohl­wollen Zinsen trägt, dass ein Vorschuss an Vertrauen hundert­fach auf uns zurückkommt?
Wussten Sie schon, dass Tun mehr ist als reden?
Wussten Sie das alles schon?
(Wilhelm Wilms)

Eva Maubach-Maiworm (Einrich­tungs­lei­tung Josefs­haus Olpe – Heil­päd­ago­gi­sches Heim für Kinder und Jugendliche)

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