Liebe Leserinnen und Leser,
mein Name ist Eva Maubach-Maiworm. Und auch wenn Maiworm ein Olper Name ist, so kommen weder mein Mann noch ich aus Olpe, sondern aus dem benachbarten Drolshagen. Das ist vielleicht ganz interessant, da sich unsere beiden Gemeinden ja bereits in Kürze zu einem gemeinsamen Pastoralverbund zusammenfinden (oder ‑raufen) werden.
Seit dem 01.10.2020 bin ich neue Einrichtungsleiterin im Josefshaus. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass es bessere Zeiten als eine Coronapandemie gibt, um eine Einrichtung zu übernehmen. Neben Homeschooling, keine Freunde treffen, kein Vereinssport, keine Partys, … kommt für unsere Kinder und Jugendlichen erschwerend hinzu, dass auch die Kontakte nach Hause zu ihren Familien eingeschränkt sind. Denn jeder Kontakt zur Familie bedeutet ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Gruppe. Das hat zur Folge, dass wir in jedem Einzelfall abwägen und entscheiden müssen. Und das ist nicht immer leicht.
Bislang bin ich sehr stolz auf unsere Josefshäusler, wie gut es alle zusammen schaffen: Wie gut das Homeschooling gewuppt wird, die Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern bei Laune gehalten werden und wie gut wir bereits einige Gruppenquarantänen überstanden haben — aber so langsam ist die Luft raus. Hoffen wir auf den Sommer, auf das Impfen und darauf, dass wir bald wieder ein halbwegs „normales“ Leben führen können.
Aber was wird in Zukunft „normal“ sein? Ich finde es erschreckend, wie schnell wir uns daran gewöhnt haben, dass die (körperliche) Nähe zu anderen Menschen grundsätzlich gefährlich sein kann. Ich ertappe mich dabei, dass ich in Gedanken den Abstand zwischen Menschen, die sich miteinander unterhalten, auf exakt 1,50 Meter abmesse. Dass ich wie selbstverständlich die Straßenseite wechsele, wenn mir jemand entgegenkommt. Dass ich es irritierend finde, wenn ich z.B. im Fernsehen sehe, wie sich Menschen zur Begrüßung umarmen…
Ehrlich gesagt, ich hoffe nicht, dass das unsere Normalität bleibt.
Denn:
Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen, krank machen und lebendig machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig machen und froh machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Stimme eines Menschen einen anderen Menschen wieder aufhorchen lässt, der für alles taub war?
Wussten Sie schon, dass das Zeithaben für einen Menschen mehr ist als Geld, mehr als Medikamente, unter Umständen mehr als eine geniale Operation?
Wussten Sie schon, dass das Anhören eines Menschen Wunder wirkt, dass das Wohlwollen Zinsen trägt, dass ein Vorschuss an Vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt?
Wussten Sie schon, dass Tun mehr ist als reden?
Wussten Sie das alles schon?
(Wilhelm Wilms)
Eva Maubach-Maiworm (Einrichtungsleitung Josefshaus Olpe – Heilpädagogisches Heim für Kinder und Jugendliche)